Sternenfaust - 053 - Die Morax
gab eine Prognose ab, deren Wahrscheinlichkeit allerdings die Möglichkeit weit offen ließ, dass die unbekannten Feinde schlicht und einfach wahllos zuschlugen. Dennoch gab es Zahlen, die einige Ziele näher liegend wirken ließen.
Dana Frost blickte kurz zu Lieutenant Commander Robert Mutawesi, der sich zu ihr gesellt hatte. Der Blick des Taktikoffiziers zeigte ihr nur zu deutlich, was er von solchen Unwägbarkeiten hielt. Doch er enthielt sich noch jeden Kommentars.
Van Deyk fasste das Ergebnis in Worte. »Das ist nicht Fisch, nicht Fleisch, wenn Sie den Kommentar gestatten, Captain. In den alten Zeiten hätte man nun wohl Würfel rollen lassen.«
Frost widersprach dem nicht. Drei in der Wahrscheinlichkeit nahezu gleiche Ziele hatte der Computer genannt. Von Wahrscheinlichkeit zu sprechen war jedoch recht mutig. Man konnte es eher als Vermutung betiteln …
Dana gab sich einen Ruck. »Gut. Setzen wir ein System in den Angriffszielen voraus – dann wird der Feind dort als Nächstes auftauchen.« Sie deutete auf eine Stelle in der Sternenkarte, die von dem derzeitigen Standort der STERNENFAUST II nicht weit entfernt war. In der Analyse des Rechners hatte die dort liegende Kolonie die zweithöchste Wahrscheinlichkeit erzielt – immer noch nur wenig über 15 Prozent.
»Ruder, neue Zieleingabe. Daten kommen auf Ihre Konsole. Wahrscheinliche Flugzeit?«
Lieutenant John Santos ließ die Finger fliegen. »27 Stunden 30 Minuten, Ma’am.«
»Dann los, Lieutenant. I.O., Ihr Schiff. Ich bin in meiner Kabine.« Dana Frost wandte sich dem Ausgang zu.
Eine ruhige Stimme brachte sie zum Stoppen. Es war Robert Mutawesi, der bisher noch kein Wort gesagt hatte. »Captain? Und warum ausgerechnet diese Kolonie?« Mutawesi fehlte einfach die geringste Spur von Logik in der Entscheidung Frosts. Und er war nicht der Mann, der seine Zweifel stumm in sich hineinfraß.
Dana Frost wandte sich kurz zu ihm um. »Sagen wir es so, Lieutenant Commander. Meine Nase hat das so entschieden.« Sie wartete keine Erwiderung ab, sondern war im nächsten Augenblick aus der Zentrale verschwunden.
Lieutenant Commander Robert Mutawesi schloss kurz die Augen. Dann begab er sich auf seinen Platz zurück.
Stephan van Deyk konnte sich ein Grinsen nicht verbeißen. »Nun, dann wollen wir einmal dem Riechorgan unseres Captains folgen. Hoffen wir nur, dass sie nicht verschnupft ist.«
Niemand lachte über seine halblaute Bemerkung, die sicher jeder hier mitbekommen hatte. Zum Lachen war zurzeit niemand zu Mute. Van Deyk ganz sicher auch nicht …
*
Würgend übergab sich Wanda Ndogo in der winzigen Nasszelle, die zu der nicht minder winzigen Kabine gehörte, die sie sich auch noch mit einem weiteren Sergeant teilen musste. Doch ihre Stubenkameradin war im Dienst. Wanda war einem kurzen Schlaf erwacht, der traumlos und ohne düstere Visionen verlaufen war.
Ohne zu zögern war die Massai aufgesprungen und gerade noch rechtzeitig in die Nasszelle gekommen. Was war nur los mit ihr? War sie etwa ernsthaft krank? Vielleicht sollte sie sich doch einmal von Doktor Gardikov durchchecken lassen. Viel war nicht in ihrem Magen gewesen, und nun blieb ihr der bittere, gallige Geschmack nach dem Würgen im Mund. Rasch leerte Wanda ein großes Glas Wasser. Tief durchatmen – vielleicht waren das alles ja nur Nachwirkungen der vergangenen Ereignisse.
Dennoch … etwas musste schließlich dahinterstecken. Wanda rang sich ein Lächeln ab. Vor ihrem geistigen Auge erschien das Gesicht ihrer Großmutter, bei der sie ihre halbe Kindheit und Jungendzeit verbracht hatte. Sie hörte die Granny voller Sorge fragen: Kind … bist du etwa schwanger? Du kannst mir alles erzählen …
Ja, das hatte Wanda wirklich gekonnt, denn Granny liebte ihre Enkelin über alles. Niemals hätte sie Wandas Geheimnis verraten – auch ihren Eltern nicht. Aber nein, Wanda war damals nicht schwanger gewesen, obwohl das durchaus hätte passieren können. Heute war diese Möglichkeit absolut auszuschließen, denn in den vergangenen zwei Jahren hatte es keinen Partner mehr für sie gegeben.
Die Chance wäre natürlich immer da gewesen. Wanda war nicht eitel, sie tat von sich aus nicht viel, um Männern zu gefallen. Doch ihr war durchaus bewusst, wie sie auf Männer wirkte. Sie war schlank, jedoch sicher nicht dürr – mit ihrer Körpergröße von mehr als 180 Zentimetern war sie sofort präsent, wenn sie einen Raum betrat. Mann übersah sie nicht! Die dunkle Braun ihrer Haut, ihre
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