Sternenfaust - 053 - Die Morax
Feingliedrigkeit – all das reizte das männliche Geschlecht durchaus.
An Bord der STERNENFAUST II war das nicht anders.
Natürlich wusste Lieutenant Ndogo wie jeder Angehörige des Star Corps, dass Verbindungen zwischen Crewmitgliedern nicht erwünscht waren. In der gleichen Kommandokette waren sie sogar verboten. Nicht immer hielt sich auch jeder daran. Wanda tat es strikt, denn der Posten, den sie hier bekleidete, sollte nicht das Ende der Fahnenstange ihrer Karriere sein. Warum also vermeidbare Risiken eingehen, die ein Weiterkommen vielleicht nicht unmöglich machten, es mit Sicherheit aber erschwerten.
Nein, eine Schwangerschaft konnte sie ausschließen. Da waren eher ihre Nerven der Grund für diese Unpässlichkeiten. Etwas geschah. Wanda war sich da sicher, doch sie konnte ihre Ahnungen nicht begründen und Ross und Reiter benennen. Alles war so … vage. Dennoch war sie überzeugt, dass etwas mit der STERNENFAUST geschehen würde.
Eine Veränderung.
Eine überaus drastische Veränderung.
Wandas Hals behielt den unangenehmen Geschmack bei, ihr Magen rebellierte nach wie vor. Vielleicht konnte der Doktor ihr ein leichtes Mittel gegen diese Probleme verordnen. Sie riss sich zusammen und schlüpfte in ihre Bordkombination.
Ihr Weg führte so oder so in die Krankenstation, denn Commander van Deyk, dem sie ja direkt unterstand, hatte ihr den Auftrag gegeben, sich um die beiden J’ebeem zu kümmern, die schon bald eine, vielleicht ja auch zwei Kabinen brauchten. Ewig konnten sie nicht in Doktor Gardikovs Station bleiben, denn so bitter es auch klingen mochte – helfen konnte man ihnen dort auch nicht.
Das Schicksal der beiden Geretteten ging Wanda Ndogo nahe. Es war makaber … wahrscheinlich waren sie die Einzigen, die dem Massaker auf Otano lebend entkommen waren, doch die Chance auf ein normales Leben war ihnen genommen worden. Wanda wusste nur das, was van Deyk ihr bei der kurzen Besprechung gesagt hatte, doch es schien tatsächlich so, dass die Verstrahlung auf Dauer die Körper der beiden J’ebeem vollkommen zerstören würde.
Da Wanda hier an Bord für die Versorgung zuständig war, gehörte auch die Arbeit eines Quartiermeisters zu ihren Pflichten. Das alles war nur ein Provisorium, das es an Bord mit zahlenmäßig größerer Besatzung so nicht gab. Doch für die STERNENFAUST II war ein eigener Versorgungsoffizier nun einmal nicht vorgesehen.
Wanda gab sich mit ihrem derzeitigen Status Quo zufrieden; sie war kein Mensch, der sich jeden zweiten Tag bei seinem Vorgesetzten beschwerte, weil die Karriere nicht schnell genug nach oben ging. Dennoch hatte sie Commander van Deyk deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mit dem, was sie zurzeit tat, nicht alt und grau werden wollte. Van Deyk hatte das sehr wohl verstanden und auch gutgeheißen. Er hielt viel von dem Organisationstalent der Massai. Zu gegebener Zeit würde er sie unterstützen, wenn sie nach der nächsten Leiterstufe griff.
Wanda verließ ihr Quartier. Ein wenig wackelig war sie noch auf den Beinen, doch sie gab sich alle Mühe, sich das nicht anmerken zu lassen. Außerdem hatte sie nun ganz andere Probleme zu bewältigen. Die STERNENFAUST II war nun einmal ein Kampfraumer par excellence, was bedeutete, dass man auf Gäste an Bord nicht sonderlich gut vorbereitet war.
Sicherlich gab es die so genannten Gästetrakt , der nicht viel mehr als eine Doppelkabine war. Oft hatte die STERNENFAUST Botschafter an Bord, weil die mit diesem Schiff ihr Ziel schnell und sicher erreichen wollten.
Zurzeit jedoch war dieser Trakt ein besseres Lager. Ein Zustand, an dem Wanda zugegebenermaßen selbst nicht unschuldig war. Der tägliche Kampf um nicht vorhandenen Lagerraum hatte das so mit sich gebracht. Frost und van Deyk wussten davon – begeistert waren sie nicht, aber ihnen war klar, dass Lieutenant Ndogo keine andere Chance hatte, wenn sie diese Dinge nicht ganz einfach in den eh schon schmalen Gängen stapeln wollte.
Dennoch waren das die einzigen Räumlichkeiten, die Wanda für die beiden J’ebeem zur Verfügung standen. Irgendwie würde das schon gehen. Als Wanda die Krankenstation betrat, platzte sie in das Abschlussgespräch hinein, das Doktor Gardikov mit den beiden J’ebeem führte.
Die rothaarige Frau wirkte nach außen hin souverän wie immer – doch es fiel ihn nicht leicht, sachlich mit zwei Todgeweihten zu sprechen.
»Was in der Macht unserer Medizin steht, das haben wir für Sie getan.« Die J’ebeem hörten aufmerksam zu,
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