Sternenfaust - 053 - Die Morax
STUART musste in die Werft, weil der Bergstrom-Antrieb unregelmäßig arbeitete. Die anderen beiden Schwesterschiffe der STERNENFAUST II hatten auf Danas Rat hin – gestützt durch Siron Talas’ Informationen – die beiden anderen wahrscheinlichen Opfer der Invasoren angeflogen. Und der Dreadnought mit seiner Begleitflotte war einfach langsamer als die modernen Sondereinsatzkreuzer.
Die STERNENFAUST II stand weit außerhalb des Zielsystems, denn es lag Frost natürlich nichts daran, den Bodenkontrollen des betroffenen Kolonieplaneten langatmige Lügengeschichten aufzutischen. Lügen … was anders hätte sie den Verantwortlichen dort unten wohl sagen sollen?
Wir sind hier, weil wir eine vage Vermutung haben – es könnte sein, dass Ihrer Welt ein Angriff droht. Eine barbarische Attacke von einer Rasse, die vollkommen unbekannt ist, von der wir nichts, aber auch gar nichts wissen …
Man hätte Sie für reichlich durchgedreht gehalten und dringend um Weiterflug ersucht. Natürlich, denn die Zentralregierung der J’ebeem hatte es bisher nicht für notwendig erachtet, alle Kolonien vor der möglichen Gefahr zu warnen.
Man wollte sicherlich eine unberechenbare Panik vermeiden. Es war nicht das erste Mal in der Geschichte der Galaxis, dass Verantwortliche Augen und Ohren verschlossen hielten – das Prinzip Hoffnung war eine dumme Vorgehensweise, doch es kam nach wie vor zur Anwendung.
Hoffte das Herrscher-Triumvirat der J’ebeem denn tatsächlich darauf, dass die erfolgten Angriffe auf die Kolonien nur ein Spuk waren? Ein Spuk, der rasch weiterzog, der verschwand, so wie er gekommen war? Wie eine Karawane der Gewalt …
Dana Frost mochte es kaum glauben, doch die Realität sprach für diese Theorie. Auf der Erde hatte man das früher Vogelstraußpolitik genannt. Funktioniert hatte sie jedoch nur in den seltensten Fällen.
Von Ashley Briggs kam die erste Meldung. »Captain, im gesamten System keine fremden Signaturen. Was ich orten kann, ist alles im normalen Bereich dessen, was sich im Umfeld einer solchen Kolonie gewöhnlich abspielt.«
»Gut, Lieutenant. Aber Augen auf, denn das kann sich rasch ändern. Lieutenant Jamil – wie steht es um die Kommunikation auf Ebot-Mar?« Der Name der J’ebeem-Kolonie war zuvor noch niemandem hier untergekommen. So wie Otano war auch Ebot-Mar ein reichlich unbedeutender Teil des J’ebeem-Reiches.
Die Informationen über diesen Planeten bestanden aus kaum mehr als der Positionsangabe. Erzabbau, pharmazeutisch orientierte Verwertung der dortigen Flora … das war es auch schon. Im Grunde war Dana Frost auch nicht an weiteren Details interessiert. Ganz gleich, was die J’ebeem dort trieben – hier ging es um andere Dinge.
Lieutenant Susan Jamil konnte nichts Aufregendes zur Meldung bringen. »Vollkommen normal, Captain. Planetare Kommunikation, ab und an ein anfliegendes Transportschiff – ein paar Jachten, die Start oder Landung melden. Keine fremden Funksignale.«
Dana nickte. Vielleicht hatte sie sich doch geirrt. Warum sollte ihre Intuition nicht auch einmal eine Niete gebären?
Van Deyk machte einen äußerst angespannten Eindruck. Er stand direkt neben Frost, und seine Finger trommelten unentwegt auf der Konsole. »Alles normal. Zu normal.« Er bemerkte Danas fragenden Blick. »Ich weiß nicht … irgendwie scheint Ihr Nasengefühl auf mich übergegangen zu sein, Captain. Vielleicht sind wir einfach nur zu früh angekommen.«
Frost nickte. Diese Möglichkeit bestand natürlich. »Wir bleiben hier, bis Commodore Sakuro eintrifft oder wir neue Anweisungen oder Informationen erhalten.« Sie sah in die Runde der Anwesenden. »I.O., sie haben die Brücke. Ich bin in der Kantine.«
Nachdem sich das Schott hinter Dana Frost geschlossen hatte, verzog Commander van Deyk das Gesicht. Robert Mutawesi sah in fragend an.
Van Deyk hob in gespielt hilfloser Geste die Hände. »Na, erst die Nase, jetzt der Magen. Unser Captain ist zurzeit reichlich körperbetont unterwegs. Mal sehen, was da als Nächstes kommt.«
Die Antwort darauf würde er schon recht bald bekommen, doch die sollte mehr als ungewöhnlich ausfallen …
*
Merlik Talas zollte den Umständen Tribut.
Ihm war wirklich nicht nach einer Ruhephase zumute. Viel zu sehr war er innerlich aufgewühlt. Wie schwer es doch war, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Er wollte leben, wollte alt werden – eine Familie gründen. Ja, er wollte mit Sifana ein langes und glückliches Leben führen. Irgendwo. Es
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