Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)
ihrem Arm. Instinktiv wollte sie ihren Unterarm gegen das streifenförmige Licht drücken. Da öffnete sich das Schott, kaum dass der Arm auch nur in die Nähe des Signals gekommen war. Der Schmerz war schon bei ihrer Ankunft zu einem kaum noch spürbaren Zerren abgesunken. Nun war er ganz verschwunden.
Ein unverständliches Grollen empfing sie.
Dana stellte ihren Translator lauter.
»Warum hast du so lange gebraucht?«, knurrte die massige Gestalt, die mit dem Rücken zu ihr über einen Tisch gebeugt dastand.
»Ich bin gerannt, so schnell ich konnte«, verteidigte sich Dana.
Der Morax drehte sich um und starrte sie aus kleinen, blutunterlaufenen Augen an. »Gerannt?«
»So schnell ich konnte … Herr!«
»Gab es keine freie Gleitscheibe, die du hättest nehmen können?«
»Äh … nein … ich weiß es nicht, Herr.« Das hatte ihr Minslow eingeschärft, bevor sie loslief: Am besten redete sie einen Morax wie Koggru mit der Bezeichnung »Herr« an. Sobald er einen Auftrag erteilt hatte, solle sie ihn Gebieter nennen.
»Ich dachte, Sklaven wäre der Gebrauch verboten …«, fügte sie noch hinzu.
Koggru stapfte mit einem raschen Schritt auf sie zu. Er sah Furcht erregend aus. Aus seinen Mundwinkeln ragten wuchtige Eckzähne. Bisher hatte Dana noch keinen Morax zu Gesicht bekommen, der derart hässlich war und der vor allem über solch gewaltige Hauer verfügte wie der Schamane. Sein Gesicht erinnerte sie an eine Mischung aus einem Gorilla und einem Keiler.
»Denken!«, grollte Koggru. »Ihr sollt Befehlen gehorchen und nicht denken. An Bord der GRALASH ist es nur Morax erlaubt zu denken …«
Ihre Gesichter waren kaum einen halben Meter voneinander entfernt. Dana hatte mit einer Wolke stinkenden Atems gerechnet, als der Schamane sein Maul aufriss und sie zusammenstauchte. Stattdessen schien Koggru seine Hauer und das übrige Gebiss sorgfältig zu pflegen.
»Sehr wohl, Herr!« Dana sprach unterwürfig, so wie es von ihr erwartet wurde, aber sie senkte den Blick keinen Millimeter. Ihr Blick blieb in einer Mischung aus Faszination und Grauen am zerfurchten Gesicht des Schamanen kleben. Sie konnte sich nicht davon losreißen.
»Du bewunderst die Zeichen meiner Macht!«, knurrte Koggru und hob einen seiner langen Arme, um mit dem Finger über einen der Hauer zu fahren, so wie man die Schärfe einer Klinge prüft. »Du wirst auf der GRALASH nur einen Morax finden, der über noch eindrucksvollere Waffen als die meinen verfügt …« Er machte eine Pause, als müsse er überlegen. »Taur, der Häuptling dieses Schiffes. Er ist der Stärkste, er ist allen überlegen und noch steckt viel Kraft in ihm. Es wird noch lange dauern, bis ein junger Krieger es wagen wird, ihn herauszufordern.«
»Und was ist mit dir, Herr?« Dana biss sich auf die Lippen, weil sie ihren Mund nicht halten konnte. Aber die unbedachte Äußerung war ausgesprochen.
Koggru stieß eine Folge seltsamer, abgehackter Geräusche hervor, die so laut waren, dass Dana nichts anderes übrig blieb, als einen Schritt zurückzuweichen. Schließlich begriff sie. Der Schamane schüttete sich gerade aus vor Lachen.
»Niemand ist so dumm, mich herauszufordern«, brüllte er schließlich und schlug seine langen Arm um den massigen, breiten Brustkorb, als müsse er sich selbst festhalten. Es war offensichtlich, dass sie gerade aneinander vorbeiredeten. Sie hatte gemeint, warum er nicht Taur herausforderte. Koggru schien jedoch die Frage so zu verstehen, warum niemand ihn herausforderte.
»Du scheinst tatsächlich nicht zu wissen, wer ich bin und was meine Aufgabe ist«, fuhr er geringfügig leiser fort. »Auch Morax, die jünger und stärker sind als ich, würden es nie wagen, mit mir zu kämpfen. Selbst Taur nicht. Es wäre nicht nur der Untergang desjenigen, der mich herausfordert, sondern der aller! Es würde die Vernichtung der GRALASH bedeuten …«
Dana legte den Kopf etwas zur Seite. Noch hatte sie nicht begriffen, was Koggru ihr sagen wollte.
»Ich halte diese Welt am Leben. Nur dank mir funktioniert dieses Schiff. Ohne mich würde die GRALASH von den Abgründen der dunklen Ewigkeit verschlungen werden …«
Er ist der Chefingenieur! Die Schamanen der Morax sind ihre Techniker … »Welches ist die erste Botschaft, die Ihr für mich habt, Herr? Und wohin soll ich sie bringen?«
Wieder lachte Koggru. Dabei drehte er sich von Dana fort und wandte sich wieder den wie wild über den Tisch verstreuten Gegenständen zu. Sie sahen aus wie die
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