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Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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unterläuft ein solcher Fehler nicht …« Kanturiol spürte, wie sich der Griff des Herzogs auf seiner Schulter kurz und schmerzhaft verstärkte. »Dein ehemaliger Herr kann bald wieder abziehen.«
    Die andere Hand des Herzogs wies vage in die Richtung, wo sich hinter Häusern, Gräben, Mauern und einem breiten Streifen Wiesen und Äcker, das Lager Fürst Malachenkos befand.
    Kanturiol musste ihm recht geben. Angesichts der Tatsache, dass die Verteidigung der Tempelanlage nun in den Händen schaschellonischer Truppen lag, war jeder Angriff Malachenkos und Wrogins auf das Heiligtum aussichtslos.
    »Ich bin dir zu Dank verpflichtet, Söhnchen«, sagte der Herzog. »Die Angelegenheit wäre härter und blutiger verlaufen, wenn du mir nicht den entscheidenden Hinweis gegeben hättest. Dank der Lianenbrücken kann der Tempel schnell und vor allem unbemerkt eingenommen werden. Der Fürst«, es war offensichtlich, dass er Schaschellon meinte, »denkt im Übrigen genauso. Er ist gewillt, dir seine Dankbarkeit mit einem großzügigen Angebot zu beweisen. Ein Angebot, zu dem ein junger Jäger wie du nicht nein sagen wird … Hier lang.«
    Sie betraten ein streng bewachtes, düsteres, quadratisches Haus mit dicken Mauern. An allen vier Ecken erhoben sich trutzige Türme. Es besaß anstelle von Fenstern nur schmale Schießscharten. Die letzte Zuflucht, falls es einem angreifenden Feind gelingen sollte, die äußeren Festungsanlagen zu stürmen.
    »Ganz nach oben. Weiter, weiter!«
    Kaum im Inneren angelangt, legte der dicke Herzog deutlich an Tempo zu und stürmte die steile Treppe des Südturms hoch, sodass Kanturiol kaum nachkam. Als er schließlich keuchend oben ankam, nickte Rigbalton einer Wache nur kurz zu, die dem Herzog einen Schlüsselbund aushändigte und sich mit einer Verbeugung entfernte. Sie warteten einen Augenblick und lauschten seinen sich entfernenden Schritten, als er die Treppe hinablief.
    Umständlich hantierte Rigbalton mit den Schlüsseln im Schloss einer massiven Tür. Endlich gab sie seinen Bemühungen nach und schwang auf. Der Herzog trat ein, drehte sich um und winkte Kanturiol, ihm in das Turmzimmer zu folgen.
    »Komm, Söhnchen, schau, welches Geschenk Fürst Schaschellon und ich dir überreichen!«
    In diesem Augenblick zersplitterte ein großer dunkelbrauner Gegenstand auf Rigbaltons Schädel, dessen Augen sich noch mit dem Ausdruck größten Erstaunens verdrehten, bevor er sich bewusstlos um die eigene Achse drehte und auf den Holzboden sackte.
    »Odira!«, rief Kanturiol. Die Angesprochene beachtete ihn nicht weiter. Stattdessen warf sie wütend den Griff des zerborstenen Wasserkrugs fort und beugte sich zum ohnmächtigen Herzog herab. So schnell, dass er ihren Bewegungen kaum folgen konnte, hatte sie ihn entwaffnet und hielt die Armbrust so, dass sie sie blitzschnell auf Kanturiol richten konnte.
    »Du hier? Was soll das?«
    Odira lachte kurz. »Bleib mir vom Leib, Verräter!«, zischte sie. »Aus dem Weg …«
    »Ich verstehe nicht …«, sagte Kanturiol verzweifelt, befolgte jedoch nicht ihre Aufforderung, sondern trat einen Schritt auf sie zu. Er sah, wie sich ihr Finger um den Abzug krümmte und warf sich zur Seite. Der Bolzen schoss nur wenige Millimeter an seiner Schulter vorbei.
    Mit einem Schrei, in dem sich Wut und Enttäuschung mischten, sprang er sie an und warf sie zu Boden. Der Säbel fiel ihr aus der Hand und sie rollten keuchend in einander verkeilt über die Scherben des Krugs, mit dem Odira den verräterischen Herzog außer Gefecht gesetzt hatte.
    »Leise!«, flüsterte sie ihm zornig ins Ohr, während sie miteinander rangen. »Sonst sind in Nullkommanichts die Wachen zurück!«
    Ebenso plötzlich, wie die Wut ihn übermannt hatte, fiel sie wieder von ihm ab. So nah war er ihr vorher noch nie gekommen. Er spürte ihren bebenden Leib. Und auf einmal spürte er noch mehr. Er fühlte, wie sie sich entspannte und umgekehrt eine ganz bestimmte Stelle seines Körpers vor Anspannung versteifte.
    Langsam drehten sie sich ein weiteres Mal, sodass sie nun auf ihm lag – und liegen blieb.
    Etwas Feuchtes tropfte auf seine Lippen. Er sah, wie sich salzige Tränen aus ihren Augen lösten und auf ihn herabfielen.
    »Dummkopf!«, flüsterte sie.
    Dann sprang sie plötzlich auf. »Dafür habe ich jetzt keine Zeit! Ich muss meinen Vater herbeirufen …«
    »Warte!«, rief er und hastete ihr hinterher. Zu seiner Verblüffung eilte sie nicht die Treppe hinunter, sondern lief zwei Stufen auf

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