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Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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einmal nehmend weiter nach oben.
    »Dein Vater ist doch schon vor den Toren«, rief er ihr hinterher.
    »Das weiß ich! Es war unüberhörbar. Außerdem – die Fenster sind zwar klein aber man hat von hier oben eine gute Aussicht.«
    »Schaschellons Truppen haben den Tempel bereits gestürmt!«
    »Das wundert mich nicht«, knurrte sie und sperrte mit einem Schlüssel vom Bund des Herzogs eine Tür auf, die auf die oberste, zinnenbewehrte Plattform des Turms hinausführte. Sie traten ins Freie.
    »Was willst du tun?«
    »Ich rufe meinen Vater herbei.«
    »Ich glaube nicht, dass deine Stimme so weit trägt«, sagte Kanturiol.
    »Meine Stimme nicht, aber das wird er sehen …«
    Beide standen jetzt auf der Plattform. Kanturiol war an die brusthohe, zinnenbewehrte Mauer getreten und blickte darüber hinweg. In der Ferne war Malachenkos Lager deutlich zu sehen. Doch trotz ihrer Höhe waren die Türme nicht hoch genug, um über die Baumwipfel des Dschungels blicken zu können. Nur die beiden Türme Rrres, das Allerheiligste im Tempel des Alleserleuchters, waren höher. Sie überragten, wie Kanturiol es mit eigenen Augen gesehen hatte, auch das Laubmeer. Niemand im Umkreis des Heiligtums würde es wagen, höher zu bauen, als das, was vom Auge Gottes selbst errichtet worden war.
    Dann verstand Kanturiol, wie Odira ihren Vater verständigen wollte. Sie hatten die Plattform des Turms durch eine Tür in einer Holzhütte betreten, die über das Treppenhaus gebaut worden war. Odira hockte an einer windgeschützten Ecke der Hütte und setzte mit Feuersteinen ein Häufchen Zündwerg in Brand. Noch ehe er zu ihr rennen konnte, hatten die Flammen das trockene Holz der Hüttenwand erfasst. Sie schlugen in Windeseile höher. Unmöglich sie jetzt noch ohne Wasser zu löschen. Und unmöglich durch das hoch aufflackernde Feuer in das Treppenhaus zurück zu springen und den Flammen zu entkommen. Wie ein tanzender Vorhang versperrte das Feuer den Fluchtweg nach unten.
    Siedendheiß fiel Kanturiol ein, wie viel im Innern des Turms aus Holz gebaut worden war. Die Türen, die Fußböden, ein Teil der Wände, zumindest ab dem oberen Drittel auch die Treppe.
    »Es war deine Schuld, dass du mir nachgerannt bist«, sagte Odira. Er konnte nicht sagen, ob die Tränen, die in ihren Augen standen, vom Qualm herrührten. »Es tut mir leid, dass jetzt auch dein Leben verwirkt ist – Dummkopf!«
    »Aber warum?«, schrie Kanturiol.
    Inzwischen brannte die Hütte lichterloh und sie wichen vor der Hitze ganz zum Rand des Turms zurück. Inzwischen – so vermutete Kanturiol anhand der Stärke des Feuers – mussten die Flammen auch Teile des Turminneren erfasst haben und sich langsam nach unten arbeiten.
    »Warum was …«, fragte Odira mit einer überraschenden Milde in der Stimme. Inzwischen wirkte das Treppenhaus des Turms wie ein Kamin. Das Feuer hatte sich in kürzester Zeit zu einem tobenden, in den Himmel schießenden Inferno gesteigert. Sie mussten schreien, um sich überhaupt noch verständigen zu können. Odira presste sich an ihn. Auf einmal fühlte sich die harte Kriegerin ganz weich an.
    »Warum musst du dem Blut von Prinz Lamfar noch das Blut so vieler anderer hinzufügen, einschließlich deinem und meinem …«
    »Prinz Lamfar … Hah!«
    Hatte sie sich während ihrer letzten Worte an ihn geschmiegt, so stieß sie ihn jetzt wieder von sich. »Ich habe mit dem Tod dieses eitlen Gecken nichts zu schaffen! Das war …« In diesem Moment stockte sie.
    Eine Gestalt aus Flammen kämpfte sich durchs Feuer. Die Schreie, die sie ausstieß, waren wegen des Lärms unverständlich, trotzdem strahlten sie ein derartiges Grauen aus, dass Kanturiol und Odira langsam zur Seite wichen. Es war ein brennender Geist, der nach ihnen griff. Eigentlich hätte der Herzog längst tot sein müssen. Mit letzter Kraft wankte seine Flammengestalt quer über die Plattform des Turms auf sie zu, griff mit Feuerarmen nach ihnen – und ins Leere. Im nächsten Moment verlor der Herzog an den Zinnen das Gleichgewicht und stürzte als feuriger Ball in die Tiefe.
    Noch bevor er funkenstiebend auf dem Pflaster aufschlug, umklammerte Odira erneut Kanturiols Arm und wies mit ausgestreckter Hand in die Ferne.
    »Sie haben das Signal verstanden! Sie kommen«, rief sie. »Die Truppen meines Vaters greifen an!«
     
    *
     
    Sie träumte von einem gefräßigen Wurm, der sich durch ihr Fleisch bohrte. Mit einem Schrei schreckte Dana hoch und drückte ihren Arm, so fest sie konnte, auf

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