Sternenfaust - 058 - Im Zeichen der Toten Götter
plötzlich, was dieser Gedanke implizierte.
Sie war in Lebensgefahr, denn Dana hatte schon des Öfteren erlebt, das Taur der Tochter des Atraan offenbar kaum etwas abschlagen konnte und bei Auseinandersetzungen zwischen den Frauen stets ihre Partei ergriff.
»Die kleinen zehnbeinigen Spinnenteufel haben um diese Sklavin getanzt! Offenbar hatte sie Macht über diese Plagegeister!«
»Denuurs Blick«, stieß eine der anderen Frauen hervor.
Taur beugte sich zu Dana nieder und betrachtete sie, wobei sich sein gewaltiges, raubtierhaftes Maul öffnete. Ein Hauch innerer Fäulnis schlug Dana aus dem Magen des Morax-Kriegers entgegen. Stoßweise kamen ein paar Laute aus seinem Rachen, die wohl die Morax-Entsprechung eines höhnischen Gelächters waren. »Ihr alle wisst, dass ich nicht abergläubisch bin«, erklärte er. »Haltet ihr mich für ein Junges, das man mit Schauergeschichten über düstere Zeichen verschrecken könnte!«
»Beim allwissenden Denuur! Was redest du da für ein frevelhaftes Zeug! Willst du die Macht der Götter wirklich gegen dich haben, Taur? Willst du dich im Krieg tatsächlich nicht mehr auf die Kraft von Kwaais Feuer verlassen? Dein Wunsch wird schneller in Erfüllung gehen als du glaubst, wenn du diesen Schandfleck auf dem weißen Tuch deines Schicksals duldest!« Bragga trat auf Taur zu. Dana rollte sich um die eigene Achse, um nicht einen Tritt ihrer mächtigen Füße abzubekommen, was die Tochter Atraans offenbar durchaus beabsichtigt hatte.
Furchtlos schaute Bragga zu ihrem Herrn und Gebieter auf. Er mochte ihr Herr sein, aber sie sah sich selbst als diejenige, die den Herrn beherrschte und damit die heimliche Macht innerhalb Taurs Clan darstellte. »Du weißt, was du zu tun hast.«
»So?«, fragte Taur mit gelassenem Spott zurück.
»Die Götter verlangen es von dir!«
»Denuur?«
»Der Allsehende kennt dich!«
»Der Allsehende ist mir egal! Über mangelndes Wohlwollen der übrigen Götter kann ich mich wohl kaum beklagen, wenn du dir ansiehst, was ich erreicht habe!«
»Dann sieh zu, dass es so bleibt, Taur!«
Der Kommandant der GRALASH machte eine wegwerfende Geste und trommelte sich dann auf den gewaltigen Brustkorb. »Keiner, der versucht hat, im Kampf gegen mich anzutreten, hat diesen Versuch überlebt! Ich bin der unangefochtene Kommandant und vielleicht werde ich sogar eines Tages Nachfolger deines Vaters Atraan als Anführer der Zuur-Morax. Mein Atem allein reicht schon aus, um meinen potentiellen Konkurrenten jeden Gedanken daran aufgeben zu lassen, es mit mir aufnehmen zu wollen. Soll Denuur zusehen, solange ich auf meine eigene Kraft vertrauen kann!«
»Du brauchst nicht nur Kraft, um dich zu behaupten«, widersprach Bragga.
Taur lachte dröhnend. »Ausgerechnet du willst mich belehren, wo deine größte Heldentat darin bestand, Sklaven zu quälen, die sich nicht wehren konnten!«
»Hüte dein Maul oder ich werde meinem Vater berichten, wie du über mich redest – damit er dir die Hauer einzeln aus dem Schlund reißt, um sie dir anschließend in die Ohren zu rammen!«
Taur starrte sie an und zögerte einen Augenblick. Offenbar hatten Braggas Worte Eindruck auf ihn gemacht. Dann packte er sie mit einer plötzlichen Bewegung und schleuderte sie gegen die Wand.
Sie rutschte zu Boden und atmete schwer.
Körperlich war Taur ihr haushoch überlegen. Es war vollkommen sinnlos für sie, ihm irgendeinen Widerstand entgegenzusetzen, zumal sich Taurs Verhalten noch im Rahmen der unter Morax üblichen Umgangsformen bewegte. Taur hatte sogar das Recht, jedes Mitglied seines Clans zu töten, falls ihm danach war. In Braggas Fall musste über so einen Schritt natürlich auf Grund der damit verbundenen politischen Verwicklungen gründlich nachgedacht werden.
Bragga rappelte sich wieder auf.
Taur wandte sich unterdessen Dana zu. »Die Sklavin hat mir das Leben gerettet – wie kann sie ein Unglückszeichen sein?«
»Weil die zehnbeinigen Teufeltiere sie umkreisten!«, wiederholte Bragga. »Ich habe es gesehen und du weißt sehr wohl, dass zumindest ein Teil der Krieger dir nicht mehr folgen würde, sobald das bekannt wird.«
Taur blickte sich um, musterte eine seiner Frauen nach der anderen. Es war unmöglich, dieses Ereignis geheim zu halten. Also würde es sich wie ein Lauffeuer verbreiten, dass der allsehende Denuur ein Zeichen bei ihm hinterlassen hatte.
»Vielleicht hast du ja sogar recht, Bragga!«, sagte Taur schließlich. »Jedenfalls darf ich es nicht so weit
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