Sternenfaust - 058 - Im Zeichen der Toten Götter
und besudelte Taurs Rüstung.
*
In den nächsten Augenblick herrschte Schweigen unter den Morax im Kultraum. Dana rührte sich nicht. Sie hatte das Gefühl, dass es jetzt das Beste war, sich einfach nur ganz ruhig und still zu verhalten und möglichst keine Aufmerksamkeit zu erregen.
»Es war mein Recht, sie zu töten«, sagte Taur, der trotzdem das Bedürfnis zu haben schien, sich zu rechtfertigen. »Ich brauche dazu nach den ungeschriebenen Gesetzen unseres Volkes noch nicht einmal einen Grund!«
»Es bezweifelt niemand, dass es dein Recht war, Bragga zu töten«, sagte Paddra nach einer längeren Pause des Schweigens. Da die anderen Frauen aus Taurs Haushalt Bragga offenbar auf Grund ihres elitären Gehabes nicht besonders gemocht hatten, war wohl auch keine von ihnen wirklich traurig darüber, dass Taur ihrer Existenz ein überraschendes Ende gesetzt hatte.
Aber es gab da ein paar Aspekte, die die anderen Frauen des Kommandanten ängstigten.
»Wie gesagt – niemand bezweifelt, dass du rechtmäßig gehandelt hast, Taur«, wiederholte Paddra. »Die Frage ist nur, ob es auch klug war.«
Taur lachte gurgelnd und dröhnend. »Selbst ihrem Ende vermag Bragga euch noch durch ihre Herkunft in Angst und Schrecken zu versetzen! Es ist nicht zufassen!«
»Wir machen uns Sorgen, wie Atraan reagieren wird!«, erwiderte Paddra und schien damit auch für die anderen Frauen zu sprechen, die ein zustimmendes Geraune von sich gaben, es aber selbst nicht wagten, sich zu Wort zu melden. »Oder hast du deinen Plan bereits aufgegeben, Stammesführer zu werden?«
»Nein, ganz und gar nicht. Bragga hatte vor, mich zu erpressen. Sie wäre meinem Aufstieg wohl in jedem Fall nur hinderlich geworden.«
»Fällt dir wirklich erst jetzt auf, was für ein verpuppter Unglückskrabbler sie in Wahrheit war?«, fragte Paddra.
»Sie war, was sie war – die Tochter Atraans. Möge Troom ihrer Seele gnädig sein, sofern sie eine hatte.«
»Wie willst du Atraan besänftigen? Oder denkst du daran, schon in Kürze gegen ihn loszuschlagen?« Paddras beharrliche Art überraschte Taur.
Sein Maul verzog sich, sodass sein Gesicht wie eine barbarische Grimasse wirkte. »Ich werde so handeln, wie es unser Gesetz vorsieht. Da ich von meinem Recht Gebrauch gemacht habe, eine meiner Ehefrauen zu töten, muss ich ihrem Vater Atraan ein Geschenk zur Entschädigung zukommen lassen. Dann darf er keine Rache üben. Kwaai würde ihn verfluchen!«
»Und?«, fragte Paddra, die sich ihrem Herrn und Meister bis auf einen halben Meter und überraschend unerschrocken näherte.
Offenbar ging sie davon aus, dass sie zukünftig die führende Rolle unter Taurs Frauen spielen würde. Aber da war das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen. Zumindest Dana registrierte sehr deutlich das drohende Knurren der anderen. Solange Taur anwesend war, würde keine von ihnen es wagen, Paddra anzugreifen. Aber es würden sich zweifellos genug Möglichkeiten ergeben, diese Rechnung zu begleichen. Dana spürte förmlich, dass die anderen Frauen nur auf eine Gelegenheit warteten.
»An was für ein Geschenk denkst du, mein Gebieter?«, fragte Paddra.
Taur deutete auf Dana. »Wie wäre es mit diesem Unglückstier?«
»Aber …«
»Eine Sklavin entspricht genau dem Wert, der für ein derartiges Geschenk angemessen ist. Es soll ja in der Öffentlichkeit auch nicht der Eindruck übermäßiger Unterwürfigkeit entstehen, sonst denkt man hinterher noch, ich sei nicht fähig, Atraan einst abzulösen.«
»Du bedenkst auch alles!«, gurgelte Paddra voller Bewunderung. »Und wenn du sagst, dass die Sklavin dir das Leben rettete, wird Atraan sie für einen Glücksbringer halten.«
»Er weiß ja nicht, dass die Krabbler sie im Tanz umkreisten!«, ergänzte Taur. »So bekommt er in Wahrheit einen Unglücksbringer, der Trooms Zorn auf sich ziehen wird!«
Ein dröhnendes Gelächter folgte, in das nach und nach die gesamte Gruppe einfiel.
Mein Gott – jetzt werde ich als eine Art Voodoo-Fetisch mit einer Nadel im Herzen weiterverschenkt, um den Zorn der Götter auf meinen neuen Herrn herabzubeschwören! , ging es Dana Frost durch den Kopf. Immerhin bedeutet das ja wohl, dass meine Lebenserwartung plötzlich wieder erheblich gestiegen ist!
*
Dana wurde innerhalb der nächsten Wachphase mehr oder minder gemästet. Paddra sorgte dafür, dass ihr reichlich der für die Sklaven vorgesehene Einheitsnahrungsbrei eingeflößt wurde. Außerdem bekam sie noch ein Konzentrat in
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