Sternenfaust - 058 - Im Zeichen der Toten Götter
auf den ersten Blick auch für einen Schatten halten können.
Dana fixierte es mit ihrem Blick.
Im nächsten Moment wurde ihre Aufmerksamkeit abgelenkt. Eine große breitschultrige und hoch aufragende Gestalt betrat mit mächtigen Schritten den Raum.
Taur!
Der Zehnbeiner stob davon. Doch für ihn war es dennoch zu spät. Taur zerquetschte ihn unter dem Stiefel.
»Die Biester sind die letzten, die ich hier sehen will!«, knurrte Taur.
»Wenn es noch eines Beweise bedurft hätte, dass diese J’ebeem-Frau eine Unglücksbringerin ist, dann ist dieser Beweis jetzt erbracht!«, stieß Bragga triumphierend hervor. »Sie folgen ihrer Herrin selbst in den heiligen Ritualraum und zeigen nicht einmal den geringsten Respekt vor den wahren Göttern!«
Daran, dass Dana von den Morax mit einer J’ebeem verwechselt wurde, hatte sie sich schon gewöhnt. Manchmal wünschte sie es sich, dieser menschenähnlichen Spezies anzugehören, die um so vieles robuster war als der Mensch. So besaßen J’ebeem die meisten lebenswichtigen Organe zweimal, was sie gerade gegen die an Bord der Morax-Schiffe herrschende Strahlung viel widerstandsfähiger machte.
Taur sog tief die Luft ein, sodass sich sein gewaltiger Brustkorb noch ein Stück weitete. Die anwesenden Morax begannen mit einer grummelnden Litanei. Das Opferritual hatte offensichtlich begonnen.
Dana erhob sich und hielt sich mit Mühe auf den Beinen. Schwindelgefühl erfasste sie. Ihr Translator vermochte die Gesänge nicht zu übersetzen. Möglicherweise waren sie in einer älteren Ausprägung der Morax-Sprache gehalten, die nur noch kultische Verwendung fand.
Taur nahm sein Monoschwert in beide Hände.
Bedenke, dass du sterblich bist! , ging es Dana durch den Kopf. Dies ist dann wohl das Ende meines Weges … Sie trug noch immer das zerbeulte Projektil einer Steinschlosswaffe als Talisman um den Hals, dass man ihr nach ihrem ersten Einsatz als Erster Offizier an Bord des Leichten Kreuzers SURVIVOR aus dem Körper operiert hatte. Damals, auf Dambanor II hättest du die beinahe tödliche Konfrontation vermeiden können, wenn du die nicht den Fehler begangen hättest, die echsenartigen Eingeborenen zu unterschätzen. Aber diesmal hattest du keine Chance …
Dana überlegte, ob es Sinn hatte, dem bevorstehenden Schlag des Monoschwertes auszuweichen oder ob sie dadurch ihre Leiden nicht nur noch verlängern würde – zumal sie nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte war.
Aber so verlockend es auf der einen Seite auch war, sich der Agonie des Todes einfach hinzugeben, so regte sich doch zunehmend Widerstand dagegen – irgendwo in einem hinteren Winkel ihres Bewusstseins. Doch daraus wurde ein Flächenbrand. Ihr Lebenswille loderte als deutlich sichtbare Flamme aus der fast erloschenen Glut.
Jeder Muskel, jede Sehne ihres Körpers war so stark angespannt, dass es schmerzte.
Taurs Monoschwert sauste durch die Luft. Dana wich zur Seite, wobei ihr insgeheim klar war, dass der Morax-Krieger seine Klinge so schnell zu führen vermochte, dass keinerlei realistische Chance bestand, ihr zu entgehen. Vielleicht trennte er ihr einen Arm oder ein Bein ab und gab ihr dann mit dem zweiten Hieb den Rest …
Dana warf sich zu Boden, rollte um die eigene Achse. Ihre letzten Kraftreserven hatte sie in diesen Sprung gelegt. Sie konnte den Verlauf, mit dem die Hiebe geführt wurden, kaum sehen. Nur ein bläuliches Aufblitzen. Es ging viel zu schnell.
Ein halb röhrender, halb gurgelnder Laut entstand und verebbte sofort wieder.
Dana wirbelte herum, kauerte am Boden und begriff, dass der Angriff des Morax-Kriegers gar nicht ihr gegolten hatte.
Zwei lange Schritte hatten dem gewaltigen Sippenführer und Schiffshäuptling genügt, um die Distanz zu Bragga zu überwinden.
Sie stand wie erstarrt da, während ihr verschiedene, undefinierbare Körperflüssigkeiten aus dem offen stehenden Maul, den Ohren und zwischen an den Gelenkstellen ihrer Rüstung hervorquollen. Zwei ihrer Hauer waren sauber abgetrennt und lagen auf dem Boden.
Taur ging auf Nummer sicher.
Er führte gegen die bereits wehrlose Bragga eine weitere Kombination von Hieben. Das Monoschwert drang durch ihren Körper wie ein heißes Messer durch Butter.
Der Kopf fiel nach vorne, rollte über den Boden und blieb schließlich inmitten der zentralen Vertiefung des Kultraums liegen.
Anschließend brauch der Torso entlang einer Linie, die sich vom Halsansatz gerade nach unten zog, auseinander. Ein Schwall von Morax-Blut spritzte empor
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