Sternenfaust - 066 - Auserwählt (2 of 2)
stattfindet. Natürlich können wir die Sprache der Götter niemandem anvertrauen, der nicht auserwählt ist, ihnen zu dienen.« Sie zögerte erneut und war wohl hin und her gerissen zwischen ihrer Pflicht als Erste Priesterin und ihrem Wunsch, den Gästen gegenüber möglichst großzügig zu sein. »Aber wir sprechen die Schriften auch in unserer eigenen Sprache aus«, fand sie schließlich einen Kompromiss. »Und das können wir euch gern beibringen.«
»Das würde uns schon sehr helfen«, versicherte MacShane. »Wann darf ich sie sehen?«
»Sobald das Fest beendet ist«, versprach Falisha.
Wie Dana feststellte, während das Fest seinen wohl einigermaßen gewohnten Verlauf nahm, war den Rhukapai Misstrauen und Angst offensichtlich fremd. Sie beantworteten bereitwillig alle Fragen, die ihre Gäste an sie richteten. Und so stellten sich sehr schnell einige wichtige Dinge für die Expeditionsteilnehmer heraus.
Nach den Legenden ihrer Gastgeber hatten die Götter sowohl das Sonnensystem wie auch das Volk der Rhukapai geschaffen, damit diese ihnen dienten. Insofern deckten sich die Legenden mit denen der Rhukani von Alard-9. In einem Punkt gab es aber einen gravierenden Unterschied. Während die Toten Götter das Volk von Alard-9 vergessen zu haben schienen, besuchten die Götter die Rhukapai hier immer noch, aber ausschließlich, um sich die Diener abzuholen, die sich als Auserwählte ins Algorai begaben.
»Wenn wir Glück haben, können wir diese Götter kennenlernen«, hoffte MacShane, »falls wir hierbleiben, bis sie das nächste Mal herkommen.«
»Das halte ich für keine gute Idee«, widersprach Dana. »Zum einen wissen wir nicht, wie lange es dauert, bis diese Wesen wiederkommen. Zum anderen ist es relativ wahrscheinlich, dass es sich nicht um die handelt, die wir als die Toten Götter kennen. Und damit besteht die Möglichkeit, dass sie sich als Feinde entpuppen.«
»Falls es sich bei den Göttern der Rhukapai um die Toten Götter handelt und sie ähnlich fortschrittlich sind wie die Basiru-Aluun«, wandte van Deyk ein, »ist das eher unwahrscheinlich. Die haben ein so hohes Stadium der Entwicklung erreicht, dass sie gegen niemanden mehr Krieg führen und niemanden als Feind betrachten. Zumindest niemanden, der auf unserem Entwicklungsniveau steht.«
MacShane nickte. »Und genau das spricht dafür, dass diejenigen, die sich hier regelmäßig Diener abholen, nicht die Toten Götter und auch nicht die Basiru-Aluun sind. Wozu brauchen derart hoch entwickelte Wesen dann noch Diener , die sich dazu noch in einem Entwicklungsstadium befinden, das selbst von unserem so weit entfernt ist wie die von Steinzeitmenschen. Ich könnte mir eher vorstellen, dass die Toten Götter, falls sie noch irgendwo existieren, als Diener Völker wie die Basiru-Aluun haben, aber ganz gewiss nicht die Rhukapai.«
Das war eine nicht von der Hand zu weisende Schlussfolgerung.
»Andererseits berichteten uns die Rhukani von Alard-9 damals aber, dass die Götter, die wir eindeutig als die Toten Götter identifizieren konnten, ihr Volk geschaffen haben, um ihnen zu dienen«, erinnerte sich Dana. »Sie konnten uns allerdings nicht sagen, in welcher Weise sie das tun sollten.« Sie wandte sich an Falisha. »Auf welche Weise dienen Sie Ihren Göttern?«
Die Priesterin zögerte. »In den alten Schriften heißt es, dass wir dazu bestimmt sind, nach dem Willen der Götter die Welten zu gestalten«, antwortete sie schließlich. »Dass das unsere einzige Aufgabe ist, die wir für die Götter zu leisten haben. Da allerdings keiner der Auserwählten jemals zu uns zurückkehrte, nachdem er zu den Göttern ging, haben wir keine Bestätigung dafür. Aber wie sollte es anders sein? Doch warum nennt ihr sie die toten Götter? Götter können doch nicht sterben.«
»Wir haben diese Bezeichnung von einem Volk übernommen«, erklärte Dana, »bei dem wir zum ersten Mal auf … einen Tempel von ihnen gestoßen sind. Doch diese Welt hatten die Götter so viele Generationen nicht mehr besucht, dass ihre Bewohner der Überzeugung waren, sie müssten tot sein, deshalb nannten sie sie die ›Toten Götter‹. Auch wir sind überzeugt, dass diese Götter keinesfalls tot sind. Nach allem, was wir bisher auf unseren Reisen gesehen haben, haben sie so viele Welten geschaffen, dass sie wahrscheinlich vergessen haben, dass einige davon überhaupt existieren. Oder sie sind deshalb so lange nicht zu ihnen zurückgekehrt, weil sie die nicht mehr benötigen. Immerhin
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