Sternenfaust - 066 - Auserwählt (2 of 2)
bestätigte van Deyk und ließ sich nicht anmerken, was er dachte. »Aber sollte nicht einer von uns Sie begleiten?«
Dana lächelte unwillkürlich. »I.O., ich bin mit meiner Schwester Shesha’a zusammen bei den Shisheni in der WEITE REISE. Auf diesem ganzen Planeten gibt es keinen Ort, an dem ich sicherer sein könnte.«
»Natürlich, Ma’am. Viel Vergnügen, was immer Sie vorhaben.«
Dana nickte ihm zu, ignorierte MacShanes neugierigen Blick und folgte Shesha’a zu ihrem Schiff. Sie erinnerte sich an das Ritual und auch daran, wie wohl sie sich hinterher gefühlt hatte. Dieses absolute Einssein mit sich selbst hatte angehalten, bis die Morax sie entführt und versklavt hatten. Vielleicht half das Ritual diesmal nicht so gut wie damals, doch es würde in jedem Fall auch nicht schaden.
*
Kikku’h war in seinem Element als leidenschaftlicher Berichterstatter und begeistert über die Fülle von Informationen, die er sammeln konnte. Doch sowohl er wie auch die Rhukapai brauchten irgendwann einmal eine Pause. Als es so weit war und der Mantide sich nach seinen Mitreisenden umsah, stellte er fest, dass Dana Frost und Shesha’a verschwunden waren. Professor MacShane folgte gerade Falisha zum Tempel. Mirrin-Tal ließ sich von zwei Einheimischen ihr Bewässerungssystem erklären, Tishaga fragte ein paar andere nach ihrer Gesellschaftsstruktur aus, und die Marines der STERNENFAUST sowie die Sicherheitskräfte der anderen Schiffe sicherten wachsam die Umgebung.
Die Gelegenheit war also günstig, sich auf eigene Faust ein bisschen umzusehen. Kikku’h wanderte durch die Siedlung und machte mit seiner Kamera Aufnahmen von allem, was ihm interessant erschien. Die Bilder und Kommentare wurden direkt in einen Datenspeicher auf der LEKKEDD übertragen. Kikku’h würde sie später zu einer geordneten Reportage zusammenfassen und via Überlichtfunk nach Mantis VI senden. Dort würde sein Sender QXKG die Reportage ausstrahlen und das ganze Volk der Mantiden an Kikku’hs Abenteuer teilhaben lassen.
Es machte ihn traurig, dass das ehemals gute Verhältnis von Mantiden und Menschen durch die Ereignisse im Dronte-Krieg getrübt war. Obwohl man die LEKKEDD bei dieser Expedition duldete gab es doch keinen Zweifel daran, dass die Mantiden nicht als vollwertige Expeditionsmitglieder angesehen wurden. Captain Frost bildete in diesem Punkt die Ausnahme, aber Kikku’h führte das darauf zurück, dass er sich als ihren persönlichen Freund betrachten konnte. Für die übrigen Expeditionsteilnehmer waren die Mantiden nur Anhängsel.
Kikku’h hatte das Bedürfnis, ihnen zu beweisen, dass er das nicht, sondern ein wertvolles und vor allem vollwertiges Mitglied der Gruppe war. Deshalb verließ er jetzt die Siedlung der Rhukapai und streifte durch die angrenzenden Felder, auf denen einige Einheimische damit beschäftigt waren, die Tiliki-Früchte zu ernten. Er machte Aufnahmen von der unglaublichen Wandlungsfähigkeit ihrer Gliedmaßen, mit denen sie ohne Schwierigkeiten moderne Erntemaschinen ersetzten.
Danach setzte er seinen Weg fort und untersuchte die Vegetation jenseits der Siedlung, welche aus Gewächsen bestand, die an unterschiedlich hohe Gras- und Straucharten erinnerten. Tiere sah er nirgends. Nur ab und zu liefen ihm kleine, weiße, zehnbeinige Insekten über den Weg, die aber harmlos zu sein schienen.
Vor lauter Forschungseifer achtete der Mantide kaum darauf, wohin er ging. Er folgte einem ausgetretenen Pfad, der durch bewachsene Hügel führte und konzentrierte sich so sehr auf seine Aufnahmen, dass er den großen Gebäudekomplex erst bemerkte, als er nur noch gute hundert Meter von ihm entfernt war. Zugegeben, der Komplex lag in einer Bodensenke und war umgeben von relativ hochwachsenden buschähnlichen Pflanzen. Doch wäre er aufmerksamer gewesen, hätte er ihn früher bemerkt. Jedenfalls war es eindeutig das Gebiet, das die Scanner als »Herz« eines jeden Kontinents identifiziert hatten.
Das Bauwerk bestand aus mehreren im Grundriss runden, vermutlich einstöckigen Gebäuden, die alle durch schmale, überdachte Gänge miteinander verbunden waren. Um die gesamte Anlage herum lag ein breiter Gürtel von Pflanzungen, auf denen, wie Kikku’h zu erkennen glaubte, Tiliki-Früchte angebaut wurden. Und über allem war eine durchsichtige Kuppel, die das Ganze hermetisch abriegelte.
Offensichtlich war er hier auf das »Algorai« gestoßen, dessen Betreten nur den Auserwählten gestattet war. Nun, er hatte das
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