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Sternenfaust - 066 - Auserwählt (2 of 2)

Sternenfaust - 066 - Auserwählt (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 066 - Auserwählt (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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welchem Schriftzeichen beginnt die Geschichte?«
     
    *
     
    Kunosh vertrat Falisha den Weg, als sie aus dem Tempel kam. »Wie kannst du es dulden, dass diese Fremden unseren heiligen Tempel betreten?«, warf er ihr vor. »Sie kennen unsere Götter nicht einmal. Du als Erste Priesterin solltest besser wissen als ich, dass das eine Beleidigung der Götter ist!«
    »Wie könnte es das sein?«, konterte Falisha. »Du maßt dir ein Urteil über Dinge an, von denen du nichts verstehst, Kunosh«, wies sie ihn zurecht. »Erste Tatsache: Die Götter haben alles erschaffen, unsere Welt, die Welten unserer Gäste, das ganze Universum, uns und die Gäste natürlich auch. Zweite Tatsache: Damit sind wir alle ihre Kinder. Schlussfolgerung: Da wir alle Geschöpfe der Götter sind, kann ich unmöglich einem Teil ihrer Kinder verbieten, ihren Tempel zu betreten, nur weil sie von anderen Welten stammen und anders aussehen als wir. Außerdem steht in den Schriften der Götter geschrieben: Viele sind eins und eins sind viele. Alles ist Eins und kommt vom Ursprung. «
    Falishas Haut nahm jenen tiefblauen Ton an, den Kunosh nur zu gut von Sikona kannte und fürchtete und wusste, dass jetzt eine unverschämte oder gar provokante Äußerung folgen würde. Er wurde nicht enttäuscht.
    »Dritte Tatsache: Ich bin die Erste Priesterin hier, Kunosh, und du nur ein unbedeutender Gotarim . Fazit: Wie kannst du es wagen dir anzumaßen, mich über meine Pflichten belehren zu wollen oder gar den Willen der Götter zu kennen?«
    Kunosh wusste, dass er geschlagen war und trat den Rückzug an. »Ich entschuldige mich für meine unangemessen Worte«, sagte er schlicht und ging.
    Obwohl Falisha natürlich mit allem, was sie sagte, vollkommen recht hatte, war er dennoch der Überzeugung, dass die Fremden im Tempel nichts zu suchen hatten. Ob die Hohen Diener schon wussten, dass Fremde gekommen waren?
    Und wo steckte eigentlich Sikona?
     
    *
     
    Sikona hatte sich vor den Augen der Hohen Diener und der anderen Rhukapai verborgen und ihren Weg zum Ausgang aus dem Algorai gesucht. Das Gebäude zu verlassen, war nicht schwer gewesen. Sie musste nur in der Nähe einer Tür warten, bis einer der Hohen Diener oder ein anderer Rhukapai hindurchging und zusammen mit ihm ungesehen durch die Öffnung schlüpfen. Doch durch das Haupttor zu gehen, durch das sie mit den Auserwählten hereingekommen war, erwies sich als schwieriger, da kaum einer der Hohen Diener das Algorai verließ. Erst recht keiner der Rhukapai, wie Takrun gesagt hatte.
    Zwar verbarg sich Sikona auch hier unsichtbar neben dem Tor, aber sie hatten Pech, und die Wartezeit zog sich in die Länge. Sie hatte schon mit dem Gedanken gespielt, eine mögliche Entdeckung zu riskieren und das Tor selbst zu öffnen. Mit etwas Glück würden die Hohen Diener das für eine Fehlfunktion halten, besonders da sie niemanden würden sehen können, der sich am Tor aufhielt.
    Doch sie hatte auch hier Pech, denn der Eingang war mit einem Sicherheitsmechanismus verriegelt, den sie nicht aufbekam. Offenbar war dazu die Eingabe eines Codes notwendig, den nur die Hohen Diener kannten. So blieb ihr nichts anderes übrig, als neben dem Tor zu warten, bis jemand hindurchging.
    Das gab ihr allerdings die Gelegenheit, sich mit eigenen Augen davon überzeugen zu können, dass die Hohen Diener unmöglich den Göttern dienen konnten. Innerhalb des Algorai waren großzügige Pflanzgürtel angelegt, in denen Tiliki-Früchte angebaut wurden. Diese Arbeit wurde von den Rhukapai erledigt, und so weit war alles noch in Ordnung. Schließlich war es die Bestimmung von Sikonas Volk, den Göttern zu dienen, wozu auch der Anbau von Nahrung gehörte.
    Was allerdings nicht in Ordnung war und was Sikona regelrecht entsetzte, war die Art, wie die Hohen Diener mit den arbeitenden Rhukapai umgingen. Sie schlugen sie, wenn sie nicht schnell oder gut genug arbeiteten. Und sie beaufsichtigten sie, als wären sie Gefangene und nicht die auserwählten Diener der Götter. Nein, die Hohen Diener konnten unmöglich Diener der Götter sein!
    Und wenn die nicht waren, was sie zu sein vorgaben, so waren auch die Götter mit großer Wahrscheinlichkeit keine Götter.
    Sikona musste schnellstens aus dem Algorai heraus, um den anderen zu sagen, was sie entdeckt hatte. Doch wer würde ihr glauben? Kunosh hatte sein Möglichstes getan, dass sie als Tiefblaue Säule galt, als unbotmäßige, provokante Unruhestifterin. Deshalb würde ihr kaum jemand Glauben schenken.

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