Sternenfaust - 066 - Auserwählt (2 of 2)
zwar durch ihr unerlaubtes Eindringen in das Algorai. Sikona, du wirst dafür bestraft werden, und nicht nur von uns, sondern mit Sicherheit auch von den Hohen Diener.«
»Sie sind keine Hohen Diener unserer Götter, Falisha«, widersprach Sikona entschieden. »Sie benutzen uns für ihre eigenen Zwecke. Für sie sind wir nicht mehr als das, was ein Grablöffel für uns bedeutet. Ein Werkzeug, das benutzt wird, bis es kaputtgeht und danach weggeworfen wird. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
»Das ändert nichts daran, dass du nicht nur ihr, sondern auch unser Gesetz gebrochen hast, unter anderem, indem du unser Geheimnis preisgegeben hast. Selbst wenn wir mit dir nachsichtig sind, die Hohen Diener werden es nicht sein. Und da dein größter Frevel das widerrechtliche Betreten des Algorai ist, in dem sie leben, werden wir dich ihnen übergeben, damit sie deine Strafe bestimmen.«
Sikona hatte nicht vor, darauf zu warten. Sie drehte sich um und ging zu ihrem Haus. Doch kaum war sie außer Sichtweite der Ersten Priesterin, machte sie sich unsichtbar und suchte ihr Heil in der Flucht.
*
Troknak war extrem missgestimmt, nachdem Kunosh das Algorai wieder verlassen hatte. Dabei war er eigentlich ständig missgestimmt, seit er auf diese Zuchtstation für die Sklaven verbannt worden war. Der Krogran-Stamm der Morax hatte diese Welt vor unzähligen Jahrzehnten zufällig entdeckt, als sie auf ihren ausgedehnten Beutezügen in diese Gegend gekommen waren. Doch statt sie wie gewohnt auszubeuten und danach zu bereinigen – hieß: sie vollkommen zu verwüsten – hatte der damalige Oberhäuptling das Potenzial dieser Welt erkannt und entschieden, das Volk primitiver Wesen, das hier lebte, zu anderen Zwecken zu nutzen.
Diese Entscheidung hatte sich als richtig erwiesen, besonders auch im Hinblick auf die Gebäude, die die Eingeborenen »Algorai« nannten und die von jener hochentwickelten Rasse stammten, die die Rhukapai als ihre Götter bezeichneten. Diese Götter sollten sie und ihre Welt erschaffen haben. Natürlich war das nur ein Mythos, aber die Morax hatten ihn sich zunutze gemacht. Was nicht allzu schwer gewesen war, denn die Rhukapai hielten die Morax für Diener ihrer Götter. Und unter diesem Deckmantel konnten sie die Eingeborenen dazu bringen, nahezu alles zu tun.
Während andere Stämme immer noch ihre benötigten Sklaven von anderen Welten entführten, hatten die Krogran-Morax in den Rhukapai eine nie versiegende Quelle davon gefunden. Noch dazu dienten sie ihnen freiwillig. Die Morax hatten ihnen erzählt, die Götter wünschten in regelmäßigen Abständen die Überlassung einer festgelegten Anzahl auserwählter Rhukapai, und die Eingeborenen hatten sich in eine wahre Vermehrungsorgie gestürzt, um den Göttern diesen Willen zu erfüllen.
Die Morax sammelten diesen Sklavennachschub in den Algorais, bis sie genug zusammen hatten. Danach informierten sie jene Mutterschiffe, die Bedarf anmeldeten, und sie kamen, um ihre Arbeitskräfte abzuholen. So weit war alles bestens.
Was Troknak und die anderen Aufseher allerdings störte, war die Tatsache, dass diese Welt zu einer Strafkolonie geworden war für alle Morax – nicht nur des Krogran-Stammes –, die bei ihren Häuptlingen in Ungnade gefallen waren und nicht ehrenvoll bei den Arenakämpfen hatten sterben dürfen. Sie wurden nach Rhuka verbannt, wo ihre einzige Aufgabe darin bestand, die Sklaven einzusammeln, zu verwahren und weiterzuleiten.
Anfangs hatten die Krogran-Morax gehofft, in den Hinterlassenschaften jener unbekannten Rasse, deren Gebäude und Geschöpfe sie hier vorgefunden hatten, besondere Technologien zu entdecken oder andere nützliche Dinge. Doch dem war nicht so. Wozu auch immer die Unbekannten das alles erschaffen haben mochten; es war zu nichts anderem nütze, als dass man darin wenn auch höchst angenehm wohnen konnte. Die Algorai besaßen nicht einmal Scanner oder Aufnahmegeräte, mit denen man die Gegend hätte überwachen können. Selbst die Funkgeräte und Überwachungskameras hatten die Morax selbst installiert.
Ortungssysteme waren für überflüssig erachtet worden, denn diese Welt lag so abgeschieden und war derart unbedeutend, sodass der Oberhäuptling entschieden hatte, dass ihre Installation hier verschwendet wäre. Dasselbe galt auch für Waffen, die eine Bedrohung von außen oder gar aus dem Weltraum hätten abwehren können.
Troknak hielt das für reichlich kurzsichtig, denn hätte es Ortungsgeräte
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