Sternenfaust - 066 - Auserwählt (2 of 2)
aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass Kikku’h noch lebt. In jedem Fall müssen wir hier auf der Stelle verschwinden, bevor die Morax auf die Idee kommen nachzusehen, ob dort, wo Kikku’h hergekommen ist, noch andere seiner Art herumlaufen.«
Dana zeigte Sikona ein Standbild der Morax. »Kennen Sie diese Wesen?«
»Ja. Das sind die, die sich als Hohe Diener unserer Götter ausgeben. Ihr kennt sie auch?«
»Oh ja«, antwortete Dana grimmig. »Und nach allem, was ich bei denen gesehen und schon vorher von Ihren Göttern erfahren habe, kann ich mit Sicherheit sagen, dass diese Wesen – sie nennen sich ›Morax‹ – nichts mit den Göttern zu tun haben, die Sie in Ihrem Tempel verehren. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie die hierhergekommen sind und was sie in Ihrem Algorai tun.«
»Welchem Zweck dient das Algorai eigentlich?«, wollte MacShane wissen.
»Ursprünglich sollte es die Wohnung der Götter sein, wenn sie zu uns kommen, um bei uns zu leben. Aber vor sehr langer Zeit schon kamen die Hohen Diener – die Morax und behaupteten, von den Göttern geschickt worden zu sein. Sie verlangten, dass wir ihnen unsere auserwählten Leute schicken, die sie angeblich zu den Göttern bringen würden, um ihnen zu dienen.«
»Und ich wette meine Uniform, dass dieser ›Wohnsitz der Götter‹ Morax-Schiffe sind, auf denen die Rhukapai für die Barbaren schuften müssen«, warf Sandor Kumara ein.
»In jedem Fall«, ergriff Siron wieder das Wort, »werden wir schnellstens von hier verschwinden. Alle Mann sofort an Bord!«
»Das können Sie nicht tun!«, widersprach Trech’an. »Was wird aus Kikku’h? Wir können ihn nicht hierlassen!«
»Ich darf Sie daran erinnern, Trech’an«, hielt Mirrin-Tal ihm vor, »dass Sie und Ihr Schiff keine offiziellen Expeditionsteilnehmer sind. Sie sind uns auf eigene Verantwortung gefolgt. Und wir werden ganz bestimmt nicht unsere Sicherheit und die der gesamten Expedition gefährden, nur weil Ihr zu neugieriger Kommandant vor lauter Unvorsichtigkeit und Übereifer den Morax in die Klauen gefallen und wahrscheinlich schon längst tot ist. Wenn Sie noch einen Funken Verstand haben, schwingen Sie Ihren Insektenpanzer in Ihr Schiff und fliegen wieder nach Hause. – Alle Mann zurück an Bord!«, befahl er seinen Leuten und ging so würdevoll, wie es die Umstände zuließen zu seinem Beiboot.
Tishaga hatte inzwischen die FLAMMENZUNGE per Funk informiert und blickte nun Dana abwartend an. »Captain Frost, was gedenken Sie zu tun? Und Sie, Kommandantin Shesha’a?«
»Ich werde nachsehen, ob Ihr Freund noch lebt«, bot sich Sikona an. »Die Morax brauchen immer Arbeitskräfte. Deshalb könnten sie ihn am Leben gelassen haben.«
»Sikona, das Betreten des Algorai ist nur den Auserwählten gestattet«, erinnerte Falisha sie streng. »Du hast dieses Gesetz schon einmal gebrochen und wirst dich dafür verantworten müssen. Außerdem auch dafür, dass du das Geheimnis der Priester in aller Öffentlichkeit demonstriert und preisgegeben hast.«
»Die Fremden kannten es ohnehin schon«, erinnerte Sikona sie. »Außerdem geht es hier um das Leben eines fühlenden Wesens. Die Vorschriften der Hohen Diener gelten für mich, für uns nicht mehr.«
»Aber sie werden es uns dafür bezahlen lassen, wenn wir ihnen nicht mehr gehorchen. Und du weißt selbst, wie stark sie sind und was sie alles tun können. Sie werden dir nicht dein Leben lassen, wenn du ihre Gesetze brichst, Sikona. Und uns wohl auch nicht.«
»Erste Tatsache: Die Morax brauchen uns. Zweite Tatsache: Wenn sie unsere Leben zerstören, sind wir ihnen nicht mehr nützlich. Schlussfolgerung: Sie werden keinesfalls uns allen das Leben nehmen. Und ich persönlich wäre lieber tot als weiterhin unter der Herrschaft von Wesen zu leben, die uns ausnutzen und uns von Anfang an belogen haben.«
Sie wandte sich an Dana. »Ich gehe. Und wenn euer Freund noch lebt, bringe ich ihn zurück.«
»Einen Augenblick!«, hielt Dana sie zurück und nahm ihren Translator ab. »Das ist ein Gerät, das Ihre Sprache für uns übersetzt. Ohne dieses Gerät dürfte eine Verständigung schwierig sein, denn ich vermute mal, dass die Morax Kikku’h seinen Translator abgenommen haben.« Sie stellte ihn auf die Mantidensprache ein und reichte ihn Sikona.
Die nahm ihn, drehte sich um und lief den Weg entlang, der zum Algorai führte. Sie hatte zwar keine konkrete Vorstellung davon, wie sie ihr gerade gegebenes Versprechen einlösen sollte, aber sie
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