Sternenfaust - 069 - In Ketten
Feinde sind, versteckt haben. Wir müssen also mit weiteren Angriffen rechnen …
Dann wollen wir die Zeit nutzen, die uns bleibt, schrieb Seng. Was hat euch auf die Welt der Wloom verschlagen?
Wir sind auf der Suche nach Informationen über geheimnisvolle Wesen, die wir die Toten Götter nennen, erwiderte Dana. Wir sind auf unseren langen Reisen zwischen den Sternen am Himmel schon oft auf ihre Spuren und Relikte gestoßen. Nicht zuletzt auch hier auf der Welt der Wloom! Auch hier? Inmitten eines rauchenden Trümmerfelds, das einmal unsere blühende Heimat war?
Auch hier …
»Langsam«, warf Bruder William ein. »Legen Sie nicht direkt alle Karten auf den Tisch, Captain.«
»Was sollte ich Ihrer Meinung nach tun?«
»Zeigen Sie unserem Freund Seng zur Abwechslung die Bilder jener Überreste, die die Marines am anderen Ufer des Sees gefunden haben.«
Dana nickte und rief die Aufnahmen auf die Oberfläche ihrer Tafel. Daneben schrieb sie: Wir fanden dies jenseits der Senke.
Sengs Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Wenn ihr glaubt, dies seien die Überreste jener mächtigen toten Wesen, die ihr sucht, dann muss ich euch enttäuschen. Bei diesen bedauernswerten Kreaturen handelt es sich um Namoos. Mein Volk züchtete diese Tiere. Sie sonderten ein schmackhaftes Sekret ab. Unser Bund mit den Namoos bestand darin, dass wir sie ernährten und pflegten und sie sich dafür von uns melken ließen.
Haben irgendwo einige dieser Tiere überlebt?
Meines Wissens nicht.
Wovon ernährst du dich jetzt?
Ich greife auf die Methoden meiner Ahnen zurück und grabe Teile meiner selbst tief in den Boden, um dort die Spuren jenes Safts zu saugen, der das Innere unserer Welt durchströmt. Es ist mühselig. Aber auch in Zeiten des Überflusses, als wir große Herden von Namoos und anderer Tiere besaßen, haben wir diese Form der Nahrungsaufnahme niemals aufgegeben und vernachlässigt. Doch erlaubt, wenn ich wieder auf das Thema zu schreiben komme, dass euch ursprünglich beschäftigte.
Bitte, notierte Dana hastig.
Habt ihr andere Hinweise auf die Wesen gefunden, die ihr die Toten Götter nennt?
Ja, schrieb Dana.
»Es hat keinen Zweck länger um den heißen Brei herumzureden«, sagte sie zu William. Der Christophorer nickte.
Welche sind das?
Seng hat diese Hinweise in diesem Moment vor Augen und benutzt sie gegenwärtig so wie ich.
Die Heilige Schrift.
Er ist ein ebenbürtiger Partner , dachte Dana und warf einen Blick auf Bruder William, der seinerseits Seng aufmerksam beobachtete. Ein leichtes Lächeln umspielte die Mundwinkel des Christophorer.
Wir kennen diese Buchstaben als die Schrift der Toten Götter, bestätigte Dana.
*
Plötzliche Gefahr und Unruhe unterbrachen die Aufzeichnungen mitten im Satz. Störungen solcher Art wurden nach altem Recht mit aller Härte verfolgt, geahndet und bestraft. Als Ausnahmen galten nur schwere Krankheit oder der Tod des Chronisten, sowie plötzliche und unmittelbare Lebensgefahr. Nach diesen Gesichtspunkten wurden die Verursacher des frevlerischen Handelns angemessen zur Rechenschaft gezogen. Zugleich aber zeigte sich – und das ist eine frohe Botschaft! –, dass von den Fremden ganz offensichtlich nur geringe oder gar keine Gefahr ausgeht.
Ihre, den Vernichtern so ähnliche, ornamentale Struktur ihrer physischen Konsistenz ist nur ein Zufall und deutet nicht auch auf eine geistige Verwandtschaft hin. Sie mögen uns so fremd sein, wie es die Angreifer waren. Doch man darf sie dennoch nicht mit ihnen gleichsetzen oder gar verwechseln.
In einem mutigen Kampf besiegten sie eine Horde der Vernichter, die in die Nähe jenes Aufenthaltsortes vorgedrungen war, die dem Verfasser dieser Aufzeichnungen als Zufluchtsstätte und Versteck dient. Sie griffen die Fremden aus dem Hinterhalt an, wurden jedoch von ihnen abgewehrt und geschlagen, bevor sie die Gelegenheit fanden, ihre überlegene Waffe einzusetzen, welche ganze Welten verbrennt.
So gut diese Nachricht ist, dass die Fremden auf unserer Seite stehen, so furchtbar ist die Erkenntnis, dass sich immer noch Vertreter der Vernichter auf unserer Welt herumtreiben. Wissen sie also, dass ihr Werk der Zerstörung noch nicht vollkommen ist? Wollen sie auch noch die letzten Wloom aufspüren und vernichten?
Oder verfolgen sie ein ganz anderes Ziel, dessen Sinn jenseits unserer Erkenntnisfähigkeit liegt?
Diese Fragen müssen formuliert werden, da auch die Fremden sich diesen stellen müssen. Das allein ist bemerkenswert und
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