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Sternenfaust - 069 - In Ketten

Sternenfaust - 069 - In Ketten

Titel: Sternenfaust - 069 - In Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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verstand, hatte dieser nicht ein Wort mehr von sich gegeben. Natürlich gab es unterschiedliche Dialekte, die bei den verschiedenen Sippen in Gebrauch waren. Aber sie alle sprachen und verstanden eine allgemeingültige Hochsprache, die immer dann benutzt wurde, wenn Vertreter verschiedener Clans miteinander kommunizierten.
    Es war eindeutig, Caan wollte nichts weiter sagen und der Einsatz von Folter verbot sich für Dana von selbst. Sie hatte die vage Hoffnung, dass sich seine starre Haltung im Verlauf der Gefangenschaft aufweichen würde, aber sicher war sie sich dessen nicht. Sollte er also erst einmal in strikter Isolation vor sich hin schmoren.
    Caans Verhalten erinnerte Takashi, wie er Dana erzählte, an das Verhalten von amerikanischen Marines, die beim Vietcong oder in Nordkorea in Gefangenschaft gerieten. Begriffe, die Dana zwar dunkel etwas sagten, die aber für den Sergeant absolut geläufig waren, da er sich für uralte Kriegsfilme interessierte, die in den Datenspeichern der elektronischen Bibliothek der STERNENFAUST vorhanden waren.
    »Name und Rang«, hatte er ihr erklärt, »waren das Einzige, was diese Männer preisgaben, wobei ihre Feinde sie wenig zimperlich behandelten. Aber sie schwiegen eisern, egal wie brutal sie gefoltert wurden.« Dann begann er ihr von den Foltermethoden zu erzählen. Holzsplitter unter die Fingernägel zu treiben und wochenlanges Einsperren in Bambus-Käfigen, die nur zu einem Drittel aus dem Wasser ragten, zählten in seiner Aufzählung noch zu den harmloseren Methoden.
    Dana hatte noch nie die Zeit gefunden, sich derartiges Material aus den Tiefen der Bibliothek zu Gemüte zu führen und sie bezweifelte, ob sie je dazu Lust verspüren würde. Dafür verfolgte sie umso aufmerksamer die Informationen über eine ganz andere Bibliothek, von der ihnen Seng berichtete.
    Seit Anbeginn der Zeit, so schrieb er, zeichnen wir alles in unseren Büchern auf. Einst hatten uns die allmächtigen Schöpfer den Gebrauch der Sprache und der Schrift gelehrt. Sie gaben uns den Auftrag, alles an Wissen und Kenntnissen aufzuschreiben und zu sammeln, das sie uns vermittelten sowie durch unsere eigenen Erkenntnisse zu vermehren. Sie verlangten von uns, diesen Schatz sorgfältig zu archivieren und zu konservieren. Das war die Aufgabe der Wloom und das wird meine Arbeit als ihr letzter Vertreter sein, bis meine Struktur irgendwann zu Staub zerfällt.
    Eine ungeheure Erregung ergriff Dana und sie spürte, dass es Bruder William nicht anders erging.
    Hat diese Bibliothek den Feuersturm überstanden?, schrieb sie hastig, obwohl sie deutlich Williams abwehrende Handbewegung sah.
    »Wenn er uns jetzt auf einmal freiwillig davon erzählt …«, sagte sie zu William und flüsterte dabei unwillkürlich, obwohl ihr bewusst war, dass Seng sie kaum hören konnte und falls doch, dann nicht verstehen würde.
    »Wir sollten dennoch zu keiner Zeit mit der Tür ins Haus fallen, Captain«, sagte der Christophorer mit einer Bestimmtheit, die sie nur selten von ihm hörte.
    Sie musste ihm recht geben, aber nun war es bereits geschehen. Da Seng keine Anstalten machte zu antworten, nahm William die Tafel: Wie sehen die Bücher aus?, schrieb er.
    Kommt mit, antwortete Seng überraschend. Er faltete in einer blitzartigen Aktion das löchrige Gewebe, aus dem er bestand, zu einer Art stacheligen Kugel zusammen und rollte ins Innere der Höhle. Dabei entwickelte er ein verblüffendes Tempo, so dass er bereits aus Danas und Williams Blickfeld verschwunden war, bevor sie hochspringen und ihm folgen konnten.
    »Wo ist er hin?«, fragte Dana, als sie in die Richtung rannten, in welcher der Wloom verschwunden war. Sie hasteten gebückt durch die enge Stelle und drangen schließlich tiefer als je zuvor in die Höhle ein.
    »Wie es scheint, hat Seng unsere Geschwindigkeit überschätzt oder er hat uns an der Nase herumgeführt«, sagte Dana, als sie keuchend an einer Gabelung stehen blieb. Sie musste warten bis William endlich aufgeschlossen hatte. Seine Rückenverletzung hatte er dank Dr. Gardikovs Hilfe zwar auskurieren können, aber noch funktionierten seine Beine nicht so, wie sie es früher taten.
    »Verstärkung rufen oder trennen?«, fragte er.
    »Er ist nicht unser Feind, also hoffe ich, dass wir es wagen können, uns zu trennen«, antwortete Dana und hoffte insgeheim, dass sie recht behielt.
    »Ich hätte das Gleiche vorgeschlagen«, erwiderte William. »Wer weiß, wie lange Sengs Laune anhält, uns in das große Arcanum

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