Sternenfaust - 071 - Amok!
schließen. So konnten die Fähren landen, ohne dass man gleich den ganzen Hangar räumen musste. Das hatte sich als schneller und effizienter – und im Zweifelsfall damit im All als lebensrettend erwiesen. Immerhin war die STERNENFAUST ein Sondereinsatzkreuzer des Militärs.
Als Caan den Alarm hörte, fuhr er herum. Er hatte mit vielem gerechnet, doch nicht damit, das man versuchte, ihn mit Lärm abzulenken! Einer der Marines, der sich am Schott, durch das der Morax mit seinen Geiseln den Hangar betreten hatte, postiert hatte, reagierte schnell und schoss mit einem Nadler auf die Hand des Morax, die den Fernzünder für die Sprengladungen hielt. Mit ohrenbetäubendem Schmerzgebrüll ließ Caan den Fernzünder los. Er flog in hohem Bogen durch die Luft. Dana blickte ihm zu Tode erschrocken hinterher und erwartete im gleichen Moment, dass die Sprengsätze hochgingen. Doch das geschah zum Glück nicht.
Dafür schwebten plötzlich Davanwil und Caan in drei, vier Metern Höhe. Der Brax hatte, statt wie abgesprochen zuerst seinen Anzug zu schließen, wohl ebenfalls erschrocken vom Schleusenalarm, das Antigrav-Aggregat aktiviert. Caan jedoch wollte den Brax, der in seinen Augen ein Verräter war, nicht gehen lassen. Er klammerte sich geistesgegenwärtig an den Artverwandten und wurde von ihm mit in die Höhe gerissen.
Das Zischen des Thermostrahlers in Caans Pranke ertönte, ein Geräusch, das nicht nur vom gleichzeitigen, leisen Hacken verschiedener Nadler der Marines, die wie wild auf den Morax schossen, zerschnitten wurde, sondern auch vom Rest des Tumults.
Wenige Augenblicke später schob sich die Trennwand vor dem Landeplatz der L-1 wieder zurück. Davanwil, dessen Antigrav-Aggregat aus irgendeinem Grund ausgefallen war, und Caan prallten in dem Moment mit einem heftigen Aufschlag zurück auf den Boden, als Jefferson, Bogdanovich und Miller die L-1 verließen und den Hangar betraten. In Ermangelung seiner üblichen Marine-Panzerung und -Bewaffnung nahm Miller sein Surfbrett und schlug es mit voller Wucht dem gerade auf dem Bauch gelandeten Caan auf den Hinterkopf. Doch statt das Bewusstsein zu verlieren, sprang der Morax hoch, fegte das Board zur Seite, packte Miller und den völlig verdattert danebenstehenden Jefferson und zerrte sie in die Schleuse des Shuttles direkt neben ihnen.
Gleichzeitig bildete sich eine Traube um die immer noch aneinandergebundenen Geiseln. Jeder wollte so schnell wie möglich bei ihnen sein, um sie von ihren Fesseln, vor allem aber von den Sprengladungen zu befreien und diese sofort durch das Entfernen der Zünder unschädlich zu machen.
Höchstens einen Atemzug später schob sich das Schleusentor vor das gerade erst gelandete Shuttle. Alles in allem war keine halbe Minute vergangen.
»Er ist draußen«, sagte van Deyk, der gerade eine Geisel von den Fesseln befreit hatte und starrte an die Stelle, wo sich noch Sekunden zuvor die L-1 befunden hatte. »Und hat er wirklich Miller und Jefferson?«
»Nicht nur das«, erwiderte Dana und spürte, wie Wut in ihr hochkochte. Wieder war es einem Morax gelungen, auf ihrem Schiff, der STERNENFAUST, Tod und Verwüstung zu hinterlassen! Sie zeigte auf das goldene Bündel in einiger Entfernung und ging mit schnellen Schritten zu dem reglos am Boden liegenden Brax. »Er hat Davanwil getötet.«
*
Der Thermostrahl, den Caan aus nächster Nähe auf ihn abgefeuert hatte, hatte Davanwil übel zugerichtet. Ursprünglich – so hatte sie ihm eingeschärft – sollte er als Erstes seinen Anzug schließen, was im Notfallmodus innerhalb von drei Hundertstelsekunden möglich war. Mit Hilfe des Antigravs hätte er sich, geschützt von seinem Anzug, aus der Gefahrenzone bringen können. Etwaige Treffer wären wesentlich sanfter ausgefallen und auch wenn ein verirrtes Projektil sicher Schäden hinterlassen hätte, die Wahrscheinlichkeit, dass er mit dem Leben davonkam, war mit Raumanzug wesentlich größer als ohne.
Doch während Dana noch auf den Brax starrte und sich fragte, wie sie das Unglück hätte verhindern können, sah sie, dass sich das eine, nicht verbrannte Auge in Davanwils schrecklich entstelltem Gesicht bewegte.
»Dr. Gardikov!«, rief sie laut. »Hier, schnell! Er lebt!«
Dana bemerkte, dass sich Davanwils Lippen bewegten. »Ruhig«, sagte sie und bedachte überhaupt nicht, dass er sie ohne Translator gar nicht verstehen konnte. »Gleich wird Ihnen geholfen. Es wird alles gut.«
Verdammte Lügnerin! , dachte sie gleichzeitig
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