Sternenfaust - 074 - Kern der Macht (2 of 2)
seinem Anliegen herausrückte. »Ich frage mich, ob Sie in der Lage wären, ein Medikament herzustellen, das Kommandant Talas … nun, das ihm hilft, über seinen Verlust hinwegzukommen. Zumindest vorübergehend.«
»Sie meinen eine Droge, die seinen seelischen Schmerz betäubt«, brachte Brekken es ungeschönt auf den Punkt. »Natürlich könnte ich das. Ich habe ein entsprechendes Medikament sogar in meinem Notfall-Kit. Aber ich werde es ihm nicht geben.«
»Und warum nicht?«, fragte Sin mit deutlicher Schärfe.
»Aus zwei Gründen, Subkommandant. Erstens würde das Mittel ihm nicht nur den Schmerz nehmen, es würde ihn auch insofern betäuben, dass er nicht mehr mit der notwendigen Klarheit Entscheidungen treffen könnte. Sie würde ihn sogar bis zu einem gewissen Grad derart gleichgültig werden lassen, dass er nicht mehr fähig wäre, seinen Posten auszufüllen. Und ich muss Ihnen nicht sagen, welch fatale Folgen das für uns alle unter Umständen haben könnte. Zweitens gäbe er damit ein verdammt schlechtes Beispiel für unsere Leute ab. Was glauben Sie, wie es seine Autorität beschädigen würde, wenn er Drogen benutzte, um den Verlust seiner Frau zu verkraften! Von der Wirkung auf die beiden anderen Crews mal ganz zu schweigen.«
»Sie sollen sie ihm auch nicht in aller Öffentlichkeit geben«, schnappte Sin.
»Ich werde sie ihm gar nicht geben, Subkommandant! Nicht einmal dann, wenn er selbst danach verlangen sollte. Ich darf Sie daran erinnern, dass ich im Moment der Leitende Medizinische Offizier bin und in dieser Funktion in gewissen Situationen sogar über dem Kommandanten stehe. Dies ist so eine Situation. Und ich versichere Ihnen, dass ich meine Weigerung auf rein medizinisch-psychologische Gesichtspunkte gründe. Sehen Sie, ich habe seit Beginn der Expedition mit Dr. Sakala eng zusammengearbeitet. Sie hat mir manchmal auch private Dinge anvertraut, die sie und den Kommandanten betrafen. Aufgrund dessen wage ich zu behaupten, dass ich wohl von uns allen der J’ebeem bin, der Siron Talas am besten kennt. Deshalb kann ich Ihnen versichern, dass der Kommandant seine eigenen Methoden hat, um mit dem Verlust seiner Frau fertig zu werden. Drogen würden ihm dabei weitaus mehr schaden als nützen. Das ist meine medizinische Beurteilung, Subkommandant, und ich hoffe, Sie vertrauen auch in diesem Punkt meiner Kompetenz.«
Sin blickte ihn ausdruckslos an. »Natürlich, Dr. Dabruun«, sagte er schließlich. »Und ich hoffe meinerseits, Sie glauben mir, dass mein Vorschlag allein in dem Wohl der Besatzung und des Kommandanten begründet lag und nicht etwa andere Hintergründe hatte.« Er verzog das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse. »Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass man mich für einen Spion des Triumvirats hält, und es ist ein offenes Geheimnis, dass die Triumvirn bereits in der Vergangenheit mehrfach versucht haben, Kommandant Talas kaltzustellen. Sie könnten den Verdacht hegen, dass mein Anliegen ein weiterer Versuch in diese Richtung wäre.«
»Nein, Subkommandant, in dem Punkt können Sie unbesorgt sein. Ich habe Sie als logisch denkenden Mann kennengelernt, und ein solches Manöver machte in dieser Situation keinen Sinn. Wir wissen ja nicht einmal, ob wir überhaupt jemals hier herauskommen. In Anbetracht der Tatsache wäre es mehr als dumm, wenn Sie ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt versuchten, Talas zu diskreditieren – ohne Garantie, dass Sie lange genug leben, um dem Triumvirat Entsprechendes berichten zu können. Falls Sie so etwas planten, würden Sie damit warten, bis wir wieder auf dem Heimweg sind.«
»Das hört sich beinahe so an, als glaubten Sie auch dann nicht an einen solchen … Verrat meinerseits.«
Brekken grinste. »Ehrlich gesagt: nein. Wie Sie sicherlich wissen, wurde ich jahrelang vom Geheimdienst ausgebildet. Beim Temuran bringt man den Leuten bei, die verborgenen Motive eines jeden J’ebeem – und in meinem Fall auch von Menschen – zu erkennen. Sie, Subkommandant Sin, haben tatsächlich nur das Wohl der Crew im Sinn.«
Sin gab einen resignierten Laut von sich. »Ich glaube, mit dieser Meinung stehen Sie wohl ganz allein da. Aber Sie haben recht. Nachdem mich das Triumvirat aller meiner früheren Privilegien beraubt und auf eine beinahe sichere Todesmission geschickt hat, habe ich nur noch das Bestreben, mich auf meinem neuen Platz bestmöglich zu bewähren – in den Augen meines Kommandanten, meiner Kameraden und der Crew. Nicht für das Triumvirat. Ich
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