Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle
– oder warum sich die Pyramide schon im parkähnlichen Habitat befunden hatte und auf dem Wüstenplaneten kaum den Punkt verändert hatte, an dem sie am Horizont zu sehen war. Doch im Nachhinein passt es ins Bild.
Doch ich will weiter der Reihe nach erzählen. Ich wanderte an diesem Tag bis zum Sonnenuntergang, dann machte ich es mir in einer Sandkuhle auf einer Düne bequem. Das schien mir das Sicherste zu sein; ich konnte nicht von Sand verschüttet werden (sondern würde eine plötzliche Erosion rechtzeitig merken, wie ich hoffte) und konnte so hoffentlich etwas, das sich mir vielleicht nähern würde, rechtzeitig erkennen. Die dunkle Sonne (oder der Zwillingsplanet?) dieser Wüstenwelt gab genügend Licht, so dass es nicht stockfinster war, sondern ich gut zur nächsten oder übernächsten Sanddüne sehen konnte. Natürlich hatte ich nach dem Untergang der drei Sonnen die Pyramide aus dem Blick verloren. Dennoch war der »Mond« auch dunkel genug, so dass sein Licht die Sterne nicht überstrahlte. Ich sah, wie sich ein dichtes Sternenband über den nachtschwarzen Himmel wand und fragte mich, ob es sich bei diesem Sternenband wohl um die Milchstraße handelte oder um eine völlig andere Galaxie. Eine Weile suchte ich mit den Augen nach einem Stern, der aussah wie Sol. So einfältig dieses Unternehmen auch war, es tröstete mich eine Zeitlang.
Doch die Gedanken, die mich schon während des Sandsturms beschäftigt hatten, ließen sich hier im Liegen und erschöpft vom langen Fußmarsch durch die sandige Hitze nicht lange unterdrücken. Was, wenn ich mutterseelenallein, als einziger Überlebender unserer Delegation übrig geblieben war? Was, wenn Denuur nun gar nicht in diesem Palast am Horizont auf uns wartete und ich die anderen nicht wiederfand? Was, wenn ich am Ende meines Lebens angekommen wäre und ich wäre Gott nicht einen Schritt nähergekommen als an dem Tag, an dem ich die STERNENFAUST das erste Mal betrat? Ich wagte es fast nicht, diese Ideen wieder aufzunehmen – zu groß schien mir die Gefahr, dass sie sich wieder wie im Sandsturm verselbstständigten und ich ihnen endgültig zum Opfer fiele.
Ich schaffte es schließlich, diese düsteren und sorgenbehafteten Gedanken soweit zu verdrängen, dass ich einschlafen konnte.
Ich erwachte, weil ich trotz meiner Isodecke im hellen Licht der roten Sonne nass geschwitzt war. Als ich mich erhob und mich umsah, sah ich die Pyramide am Horizont, größer als jemals zuvor. Sie schien zum Greifen nahe und war – meiner Schätzung nach – nur etwa zwei bis drei Kilometer von meinem Übernachtungspunkt entfernt. Eigentlich hätte mich die Tatsache, dass ich ihr schon derart nahe war, verwundern müssen, immerhin war sie gestern bei Einbruch der Dunkelheit scheinbar noch meilenweit entfernt gewesen. Aber in meinem Zustand – sowohl geistig als auch körperlich erschöpft – stellte sich mir diese Frage nicht.
Ich ging nicht mehr lange, bis ich an dem Gebäude ankam. Es hatte nur aus der Ferne in der groben Form an eine Pyramide erinnert, jetzt, aus der Nähe betrachtet, hatte es einen rechteckigen Grundriss und schien wenig mehr als ein großer Haufen wild aufeinander aufgetürmter Steinquader. Jetzt im Nachhinein erinnert mich diese Architektur an die, die wir auf dem Planeten zwischen den drei Sonnen entdeckt hatten oder einigen anderen klobig anmutenden Relikten der Toten Götter. Nun ja, das war wohl nur konsequent.
Kaum an dem Tempel angekommen, sah ich, dass sich davor eine kleine Oase mit ein paar seltsam anmutenden Bäumen befand, die sich um einen kleinen See gruppierten. Erst jetzt bemerkte ich, was für einen Durst ich hatte und warf mich ans Ufer des Teichs. Ich fragte mich nicht lange, ob das Wasser vielleicht giftig sein könnte und genoss nur, dass es frisch und süß schmeckte. Auch von den Früchten der seltsamen Bäume probierte ich; der winzige Scanner, den ich bei mir trug, konnte nichts Schädliches darin entdecken.
Erst, als ich meinen Durst gestillt hatte, war ich fähig, darüber nachzudenken, was hier auf mich wartete. Ich sah mich um, doch noch schien ich allein zu sein. Nun, vielleicht waren die anderen noch auf dem Weg hierhin, Lieutenant Jefferson hatte von rund zwei Tagesmärschen gesprochen. Und wer wusste schon, wer von den anderen den Sandsturm und den Marsch in dieser übermenschlich heißen Wüste überhaupt überlebt hatte …! Ich ging einmal um das Gebäude – oder war es vielleicht doch nur ein Haufen aufgetürmter
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