Sternenfaust - 076 - Heimkehr
hätte sein können.
Zwei Betten standen sich an je einer Wand gegenüber. Am Fensterende des Raums gab es den obligatorischen Tisch mit bequem aussehenden Sitzgelegenheiten, an den Wänden Regale sowie eine gemütlich wirkende Couch. Das Fenster eröffnete den Blick auf einen mit Tannenwald umsäumten See. Hohe, schneebedeckte Berge waren am Horizont vor einem blauen Himmel zu erkennen.
Offensichtlich waren sie nicht mehr auf Mauritius.
MacShane rieb sich die Stirn und richtete sich vorsichtig auf. Dana saß bereits seit einigen Minuten auf ihrem Bett und hatte das erste Schwindelgefühl schon überwunden.
Sie blickte ihn mit einem Ausdruck von Besorgnis an. »Bist du in Ordnung, Mac?«
Er nickte. »Abgesehen von den Kopfschmerzen, ja.«
»Die gehören zu den Nachwirkungen des Nadlerschusses, mit dem sie uns außer Gefecht gesetzt haben. Aber das wird bald besser.«
»Hast du eine Ahnung, wo wir hier sind?«
»Nein. Aber ich denke, dass wir das in absehbarer Zeit erfahren werden.« Sie runzelte die Stirn und stand auf, um ein paar Schritte auf und ab zu laufen. Wie gewohnt verschränkte sie dabei die Hände hinter dem Rücken. »Vor allem interessiert mich, was dieser Mist eigentlich soll!«
Sie erinnerte sich mittlerweile, was in ihrer Wohnung vorgefallen war und berichtete Mac kurz davon. Kaum dass sie gehört hatten, dass die Vase im Wohnzimmer herunterfiel, waren auch schon mehrere maskierte Gestalten auf die Terrasse gestürmt und hatten ohne Vorwarnung auf sie geschossen. Offensichtlich waren sie danach hierher verschleppt worden – wo auch immer dieses »Hierher« war. Und es juckte Dana in allen Fingern, den dafür Verantwortlichen die Hälse umzudrehen. Sie hatte das erste Mal seit zwei Jahren Urlaub, und den sollte sie jetzt in Gefangenschaft verbringen? Doch dazu mussten die Kidnapper sich erst einmal zeigen.
Sie mussten nicht lange darauf warten. Die Tür zu ihrem Gefängnis wurde geöffnet, und drei vermummte Gestalten traten ein. Sie trugen schwarze Overalls, wie sie als Trainings- und Arbeitskleidung üblich waren. Ihre Gesichter hatten sie hinter Haubenmasken verborgen, die von Sicherheitskräften und dem Militär standardmäßig verwendet wurden. Und sie alle waren mit Nadlern bewaffnet.
»Ich hoffe, es geht Ihnen wieder gut?«, fragte eine der vermummten Gestalten mit leiser, tiefer Stimme. »Wir wollen Ihnen nichts tun.«
MacShane schnaufte verächtlich. »Miss Wong, beleidigen Sie bitte nicht meinen Intellekt, indem Sie mich für dumm genug halten, Ihre Stimme nicht zu erkennen. So lange Sie diese lächerlichen Strümpfe über Ihren Gesichtern tragen, verhandeln wir sowieso nicht mit Ihnen.«
Die Frau zögerte einen Moment, ehe sie langsam nach der Maske griff und sie sich vom Gesicht zog. Mit einer Geste wies sie ihre Leute an, es ihr gleichzutun.
»Sie haben recht, wir müssen uns und unsere Motive nicht verstecken. Professor MacShane, ich bedauere die Art, wie wir Sie hierher bringen mussten, zutiefst«, begann sie, doch Dana unterbrach sie kalt. Wollte sich diese Entführerin jetzt im Ernst für die Tat entschuldigen? Was sollte dieses Theater?
»Dann hätten Sie es auch lassen können, Miss Wong, oder wer immer Sie sind! Was also wollen Sie von uns?«
Natasha Wong runzelte unwillig die Stirn. Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, ihre Geiseln so selbstbewusst zu sehen. »Nun gut«, sagte sie schließlich. »Es geht um die Übersetzungen der Wloom-Bibliothek. Ich teile keineswegs Ihre negative Einschätzung der Sache. Ich bin im Gegenteil davon überzeugt, dass aus den Fragmenten, die wir haben, sehr viele nützliche Informationen gewinnen können – wenn wir sie in einen sinnvollen Zusammenhang bringen können. Wir können nicht zulassen, dass der Menschheit solche wichtigen Informationen vorenthalten werden, weil der Einzige, der den Schlüssel zu diesen Texten hat, so verblendet ist!«
»Wer ist ›wir‹?«, unterbrach Dana ihren Redefluss.
»Das ist unwichtig«, wehrte Wong ab.
Doch MacShane antwortete für sie. »Miss Wong ist ein Mitglied von Pro Humanity , und ich müsste mich schwer täuschen, wenn nicht auch der Rest der Bande hier dazu gehört. – Weiß Ihre Chefin, Miss Windsor, was Sie hier so treiben?«
»Sarah Windsor mag die Leiterin von Pro Humanity sein«, warf einer der beiden Männer zornig ein. » Noch. Aber wenn wir mit Ihrer Hilfe, Professor, unser Ziel erreicht haben, wird sie das nicht mehr lange sein. Wenn die Übersetzung, die Dr.
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