Sternenfaust - 076 - Heimkehr
praktischen Verstand besaßen. Glaubten sie denn, dass keiner sie und Mac suchen würde? Und sobald für diese Suche die GalAb eingeschaltet wurde – immerhin hatte MacShane einen Auftrag der Regierung –, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis man sie gefunden hatte, wo immer sie versteckt gehalten wurden. Dana erinnerte sich sarkastisch an einen Standardspruch ihres Nahkampfausbilders auf der Akademie, Sergeant Abraham Heldon, der immer zu sagen pflegte: »Profis sind berechenbar, weil sie als Profis alle nach demselben Muster handeln. Aber leider gibt es noch haufenweise Amateure, die nach ihrem Instinkt handeln und deshalb unberechenbar sind.« Der Mann hatte vollkommen recht.
Immerhin – bis die GalAb und Valentina Duchamp diesen Amateuren hier auf die Spur kamen, würde wohl nicht viel Zeit vergehen. Und wirklich gefährlich schienen sie auch nicht zu sein – warum also nicht abwarten? Sie nickte MacShane möglichst unauffällig zu und der verstand sofort.
»Gut«, sagte er scheinbar zögernd und widerwillig. »Wenn Sie überzeugt sind, dass Sie das Richtige tun, werde ich es mir überlegen.«
Wong schien erleichtert. »Sie haben mein Wort, Professor, dass es Ihnen und Captain Frost an nichts mangeln wird. Ich versichere Ihnen, Sie arbeiten für das richtige Ziel. Wir haben nur das Wohl der Menschheit im Sinn. Und ich versichere Ihnen, dass wir Ihnen Ihren unfreiwilligen Aufenthalt hier so angenehm wie möglich gestalten werden! Wenn Sie mir bitte folgen wollen, wir können gleich mit der Arbeit anfangen. Ich helfe Ihnen gern dabei!«
MacShane lehnte sich gemütlich zurück.
»Oh nein«, widersprach er nachdrücklich. »Jetzt möchte ich erst einmal anständig frühstücken. Gibt es hier Bohnenkaffee?«
*
»Weg?«, wiederholte Rudenko stirnrunzelnd. »Was soll das heißen: Er ist weg?«
»Nun, eben genau das, Gregor«, antwortete Valentina Duchamp ruhig. »Professor MacShane ist heute nicht zur Arbeit erschienen. Und da er in der vergangenen Woche jeden Tag pünktlich war, haben wir uns natürlich unsere Gedanken darüber gemacht, was wohl der Grund sein könnte.«
»Und sicherlich sind Sie auch zu einem Ergebnis gekommen«, vermutete Rudenko mit leisem Sarkasmus in der Stimme. Er war ungeduldig, wenn es jemand so spannend machte wie jetzt seine Sicherheitschefin.
»In der Tat. Wir hatten zuerst vermutet, dass er bei Captain Frost versackt ist.«
»Captain Frost von der STERNENFAUST?«, wiederholte Rudenko und war jetzt doch überrascht. »Was hat die denn damit zu tun?«
»Wie es aussieht, sind sie und der Professor miteinander befreundet. Er wohnte bei ihr in ihrem Domizil auf Mauritius im Indischen Ozean. Möglicherweise handelt es sich dabei um eine sehr tief gehende Freundschaft, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Durchaus, Valentina! Ich bin ja nicht von gestern. Und weiter?«
»Auch Captain Frost ist verschwunden. Und in ihrer Wohnung fanden wir Anzeichen für ein vertrauliches Abendessen zu zweit, das immer noch zur Hälfte ungegessen auf seinen Tellern vor sich hinzugammeln begann, weil es offenbar übereilt oder unfreiwillig stehen gelassen wurde.«
Jetzt hatte Valentina Rudenkos volle Aufmerksamkeit. »Sie denken, die beiden wurden entführt?«, vergewisserte er sich.
»Ja.«
»Miss Duchamp, wenn ich bitten darf! Wer? Und warum?« Wenn es darauf ankam, erinnerte sich Rudenko, was seinen Tonfall und seine Effizienz betraf, immer gern wieder an seine Zeit als Offizier des Star Corps, das er im Rang eines Admirals zugunsten seiner politischen Karriere verlassen hatte.
»Wir wissen noch nicht genau, Wer . Doch wir haben eine Vermutung hinsichtlich des Warum . Als wir MacShanes Arbeitsplatz unter die Lupe nahmen, stellten wir fest, dass sämtliche Dateien mit dem Inhalt der Wloom-Bibliothek kopiert wurden.«
Rudenko atmete tief durch. »Aber sind Sie sich sicher, dass es sich bei MacShanes Verschwinden um eine echte Entführung handelt und nicht um ein Inszenierung, die uns Sand in die Augen streuen soll, während er sich fröhlich und munter irgendwohin absetzt? Immerhin hat er in seinem Gespräch mit mir mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er mit seinem Auftrag keineswegs einverstanden ist.« Er blickte Valentina eindringlich in die Augen. »Sind Sie sich vollkommen sicher, dass er sich nicht mit Captain Frosts Hilfe zu irgendeinem anderen Volk absetzen will, um für die die Übersetzungen zu machen? Immerhin hat Frost ja recht intensive Beziehungen zu den
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