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Sternenfaust - 076 - Heimkehr

Sternenfaust - 076 - Heimkehr

Titel: Sternenfaust - 076 - Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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wichtig!«
    MacShane schüttelte genervt den Kopf. »Miss Wong, wie Ihnen offensichtlich entgangen ist, stehen mitten im Text Lücken, weil dort im Urtext definitiv nicht erkennbar war, welches Schriftzeichen die Wurzeln bilden sollten. Wo Satzzeichen in diesem Text gesetzt werden müssen, kann selbst ich nur raten. Und was diese Zahlenkombination betrifft – die könnte tatsächlich eine Gensequenz darstellen, aber ebenso gut auch alles mögliche sonst: ein Zugangscode, zu dem nur eine begrenzte Zahl Auserwählter Zugriff hat; Koordinaten; eine uns unbekannte Art der Zeitangabe; ein Datum; die Visifonnummer für den nächsten intergalaktischen Pizzaservice; eine Hausnummer; das durchschnittliche Gewicht eines Hestan. Oder es ist etwas ganz anderes.
    Da auch der Anfang des möglichen Satzes fehlt, wissen wir nicht einmal, ob dieses Auserwählt zu Höherem überhaupt in einem direkten Bezug zu der Zahlengruppe steht. Ich halte das aufgrund meiner Erfahrung mit derartigen Texten für wenig wahrscheinlich. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das Wort, das wir mit ›herrschen‹ übersetzt haben, wirklich dasselbe ist, das wir meinen, wenn wir von Herrschen sprechen.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Ganz einfach. Es gibt möglicherweise in der Sprache der Toten Götter kein Wort, das unserem ›Herrschen‹ entspricht. Beziehungsweise in unserer Sprache keins, das genau das trifft, was die mit dem Originalwort likrunu meinen, das wir als ›Herrschen‹ übersetzt haben. Es könnte auch ›Führen‹ bedeuten oder ›lenken‹, oder auch einfach ›Steuern‹ oder ›Verwalten‹. ›Steuern‹ hat auch schon eine ganz andere Bedeutung als ›Herrschen‹, wie Sie als Sprachwissenschaftlerin wissen sollten.«
    »Professor«, sagte Natasha Wong indigniert und vorwurfsvoll, »ich habe den Eindruck, dass Sie Ihre Aufgabe nicht ganz ernst nehmen. Was Sie da sagen ist doch nichts anderes als Spiegelfechterei. Diese Satzteile sagen doch ganz eindeutig etwas über die Bevorzugung der Menschheit durch die Hestan, aber Sie leugnen das vehement, als wollten Sie nicht wahrhaben, dass wir etwas Besseres sind.«
    »Besser als wer?«, fragte MacShane verständnislos. »Ich darf Sie mal daran erinnern, Doktor Wong, dass die Hestan nicht nur die Menschen, sondern auch die Kridan unseren anderen Verbündeten vorgezogen haben. Außerdem werden die Hestan in diesem Textfragment nirgends erwähnt. Alles in allem lautet meine Expertise, dass diese Satzbröckchen keinesfalls den Sinn ergeben, den Sie da hineininterpretieren wollen.«
    »Aber zu einer richtigen Übersetzung gehört es auch, nicht nur stur an Worten zu kleben!«, konterte Wong und schien jetzt wütend zu sein. »Man muss auch ein wenig Gedanken hineinstecken und den Text, den man hat, interpretieren!«
    Für einen Moment spürte MacShane jetzt auch Wut in sich hochkochen, doch dann überlegte er. Von diesem Mäuschen würde er sich nicht den Abend verderben lassen. »Wenn Sie der Meinung sind, dass ich falsch übersetze«, sagte er achselzuckend, »dann laufen Sie doch zu Rudenko und petzen Sie. Er verleiht Ihnen bestimmt einen Orden.« Er warf einen Blick auf seine Uhr und schaltete den Computer aus. »Ich jedenfalls mache für heute Feierabend.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ er pfeifend das Arbeitszimmer und überließ es Wong, hinter ihm aufzuräumen oder auch nicht.
     
    *
     
    »Was ist los, Mac?«, fragte Dana als sie drei Stunden später mit ihm auf der Terrasse über dem Indischen Ozean beim Abendessen saß. Die Sonne ging gerade über dem Meer unter und ließ den blauen Himmel in allen Rottönen leuchten.
    Auch wenn sie zuerst Ressentiments gehabt hatte, Mac in ihr Haus eingeladen zu haben, mittlerweile hatte sie ihre Meinung geändert. Sie mochte es sich nicht eingestehen, aber ihre Wohnung war ihr in den letzten drei Jahren fremd geworden. Ihre enge Kabine auf der STERNENFAUST war ihr eigentliches Zuhause, obwohl sie des Öfteren deren Enge verfluchte. Jedenfalls war sie froh, für die erste Zeit nicht allein zu sein, bis sie sich wieder eingewöhnt hatte. Und Mac war in jedem Fall eine überaus angenehme Gesellschaft, im Gegensatz zu ihrer Familie, die jetzt, wo die Tochter nur eine Flugstunde von ihren Eltern entfernt war, täglich anriefen und fragten, wie es ihr ging und ob sie denn vor dem nächsten Einsatz noch einmal vorbeikäme.
    Jetzt schüttelte der Kryptologe den Kopf. »Entschuldige, Dana. Ich sollte den Abend mit dir genießen und nicht

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