Sternenfaust - 079 - Fesseln der Angst (1 of 2)
mit Kranken an Bord von der Erde aus zu Base 432, was die Situation vor Ort etwas entlastete. Von den gut elftausend Infizierten hatte das Schiff sechshundert an Bord. Das erschien zwar wenig, doch es verhinderte, die Erkrankten in ungeeignete Medocenter legen zu müssen. Ein weiteres Glück im Unglück war die Eindämmung des Virus. In den vergangenen fünf Stunden hatte es nur eine verschwindend geringe Anzahl von Neuerkrankungen gegeben. Besonders junge Menschen waren betroffen, die sich aus Leichtsinnigkeit nicht an die stündlich durchgegebenen Warnungen hielten, auf näheren Körperkontakt zu verzichten und nach Möglichkeit Handschuhe und einen Mundschutz anzulegen.
Rudenko fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.
Wirtschaftlich war das Ganze ein Desaster. Außer Far Horizon und den Herstellern für Medikamente machte niemand ein großes Geschäft, im Gegenteil. Die Touristenbranche hatte mit den schlimmsten Einbrüchen seit dem Erscheinen von Christopher Floyd vor rund 250 Jahren zu kämpfen. Aber auch das würden die Solaren Welten überstehen. So lange das Virus kein Angriff der Dronte war.
Die Tür seines Büros glitt auf und er hörte die kühle Stimme von Fatma Sukinowa: »Sie können da nicht einfach so reinstürzen, Sie haben keinen Termin, und …«
»Gehen Sie mir aus dem Weg!« Sarah Windsor schob sich an Rudenkos Assistentin vorbei. Rudenko drängte sich bei diesem Anblick unwillkürlich der Gedanke an einen Panzer auf, der einen silbernen Jaguar zur Seite rammte. Er blinzelte müde. Er war hoffnungslos überarbeitet.
»Lassen Sie es gut sein, Fatma«, winkte er ab. »Wir können den Pro Humanity -Termin auch auf jetzt vorverlegen.«
Die vollbusige Blonde zog sich mit einem Gesichtsausdruck zurück, der Bände sprach. Es schien ihr alles andere als sympathisch zu sein, wie sich Sarah Windsor aufführte, doch sie ersparte Rudenko einen Kommentar.
»Ich möchte Sie unter vier Augen sprechen«, forderte Sarah Windsor.
Rudenko wäre es mehr als recht gewesen, wenn Fatma Sukinowa im Raum geblieben wäre, doch er beugte sich dem Wunsch der erregten Pro Humanity -Vorsitzenden, um sie nicht noch weiter zu verärgern. Er nickte seiner Assistentin zu, die den Raum wortlos verließ.
Die Vorsitzende der Pro Humanity -Bewegung setzte sich unaufgefordert auf den Drehsessel vor Rudenkos Schreibtisch und umfasste mit aufgestützten Händen die Seitenlehnen. Sie wirkte wie ein Kämpfer, der sich von den Seilen in den Ring werfen wollte. Die brünette Frau ließ ihn gar nicht erst zu einem Begrüßungswort kommen.
»Rudenko, wie lange wollen Sie noch warten, bis Sie eindeutige Maßnahmen ergreifen?«
Rudenko sah die Windsor überrascht an. »Wir tun, was wir können, Sarah. Sie sollten das wissen. Schließlich können auch Sie die Medien verfolgen.«
»Ersparen Sie mir Ihren Spott, Gregor. Die Situation droht zu eskalieren! Nehmen Sie endlich Stellung zu dem Gerücht, dass das Virus von den Dronte geschaffen wurde und sagen Sie die Wahrheit! Die Menschen haben ein Recht darauf!«
Rudenko lehnte sich gelassen in seinem Schreibtischstuhl zurück. »Aber was ist die Wahrheit, Sarah? Wissen Sie es? Wirklich? Weder die Star Corps-Einheiten bei Wurmloch Alpha, noch die STERNENFAUST in der Nähe von Wurmloch Beta konnten uns bisher eindeutige Beweise liefern, dass die Sonden von den Dronte kommen oder gar in einem Zusammenhang mit dem Virus stehen. Die großen wissenschaftlichen Konzerne können uns bisher nur sagen, dass das Virus nicht auf der Erde entstand. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass es sich deshalb um eine biologische Waffe der Dronte handelt. Warum sollte ich also Ihrer Meinung nach Massenhysterie und Panik in den Solaren Welten riskieren?«
»Aber es liegt doch auf der Hand!« Sarah schlug mit ihren rundlichen Fingern auf die Mahagonitischplatte. »Es waren diese widerwärtigen Parasiten! Diese außerirdischen Schmarotzer! Sie stecken hinter all dem! Am besten lassen Sie sofort Einheiten rüber schicken, die auf der anderen Seite von Wurmloch Alpha endlich das tun, wozu Sie bisher zu schwach waren! Schicken Sie unseren Virus da rüber! Machen Sie endgültig Schluss mit den Dronte!«
»Sie reden hier über den Genozid an einem Feind, Windsor«, unterbrach Rudenko hart. »Politik wird nicht aus dem Bauch heraus betrieben.«
»Ohne mich säßen Sie doch gar nicht auf diesem Stuhl!« Sarah Windsor verströmte Gift und Galle. »Handeln Sie endlich! Die Erde darf nicht immer nur
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