Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger
deinem Imperium wichtiger als jede Freundschaft?«
»Selbstverständlich. Es wäre krankhaft, wäre es anders.«
Wanda setzte sich wieder auf ihr Bett. »Wie lange wird mein unfreiwilliger Ausflug ins Reich der Kridan dauern?«, fragte sie nach einer Pause.
»Das liegt an Ihnen selbst. In zwei Wochen kann alles vorüber sein.« Sun-Tarin öffnete eines der oberen Staufächer. Bei einer Berührung seiner Klaue glitt das schwere Metall zur Seite. Er griff in die Ablage und holte Wandas Kleider sowie einen durchsichtigen Translator heraus, den Menschen sich an eines ihrer Ohren klemmen konnten. Er legte beides neben Wanda auf der Liege ab. Wanda sah ihn nicht an.
»Gehen Sie jetzt. Ich will allein sein.«
Sun-Tarin glaubte ein feuchtes Glitzern in den Augen von Wanda zu sehen. Richtig, er erinnerte sich: Menschen weinten, wenn sie traurig waren oder sich verraten und hilflos fühlten. Er hob den Handspeicher vom Boden auf und legte ihn neben Wandas Uniform und den Translator. »Sie sollten das lesen.«
»Gehen Sie. Lassen mich allein.«
Sun-Tarin nickte nach Menschenart, wie er es gelernt hatte, und ging leise aus dem Raum.
*
Hel-Keran besuchte ihn in seiner Kabine. Ungefragt trat der kräftige Kridan mit dem hellen Schnabelfleck ein und stellte sich in einer vertraulichen Distanz vor Sun-Tarin auf. Nach der Nähe, die die Menschen bevorzugten, erschien Sun-Tarin der Abstand als zu groß, doch er unterdrückte den Impuls ihn mit einem halben Schritt zu verkürzen.
»Was kann ich für dich tun, mein Freund?«
»Wird die Säugerin reden?«
»Ich hoffe es. Noch ist sie uneinsichtig. Sie glaubt, die Pläne Rudenkos seien nicht echt.«
»Aber das sind sie.«
Sun-Tarin sagte nichts dazu, er rieb nur leise seine Schnabelhälften aneinander. »Vielleicht weiß sie wirklich nichts. Vielleicht weiß nicht einmal der Hohe Rat etwas. Rudenko allein könnte diesen Plan geschmiedet haben.«
»Ein Mann allein!«, spottete sein Gegenüber. »Er würde es nie wagen, vollkommen losgelöst von seinem Volk und den Mitregierenden zu handeln.«
»Die Menschen sind nicht wie wir, Hel-Keran. Sie sind immer noch Fremde. Vergiss das nicht. Glaub nicht, du könntest von uns auf sie schließen. Diesen Fehler machen sie ständig und wir müssen nicht so naiv sein, ihn zu übernehmen.«
»Wir werden die Säugerin zu Feran-San bringen. Der Mar-Tanjaj wird wissen, ob sie die Wahrheit sagt. Er hat seine Möglichkeiten.«
»Es war vereinbart, dass ihr nichts geschieht.«
»Ihr wird nichts geschehen, wenn sie kooperiert.«
»Es würde mir nicht behagen, sie leiden zu sehen.«
»Du warst zu lange mit Menschen zusammen, mein Freund. Was interessiert dich die Befindlichkeit dieser Milchgeberin?«
Sun-Tarin gab nun ein scharfes Reibegeräusch von sich, das seinen Gesprächspartner warnte. »Du hast es geschworen, mein Freund. Auf den einen Gott. Und du weißt, was du zu tun hast, wenn du deinen Schwur brichst. Wanda Ndogo wird kein unnötiges Leid zugefügt!«
Hel-Keran öffnete den gefleckten Schnabel und schloss ihn wieder. »Ich werde des Schwures gedenken.«
*
Dana blickte auf, als sich das Schott zum Besprechungsraum öffnete. Van Deyk trat ein, kaum dass sie das Gespräch mit Jackson beendet hatte.
»Auftrag ausgeführt, Captain«, sagte er steif. »Es sind keine weiteren Sprengsätze an Bord.«
»Warum so förmlich, I.O.?«
»Wenn ich wegen dieser verdammten Scheiße ein Mal zu fluchen anfange, dann weiß ich nicht, ob es mir möglich ist wieder aufzuhören, Dana! Dieser verfluchte, selbstgerechte Kridan hat uns da wirklich ans Bein gepisst, das wissen Sie so gut wie ich.«
Dana hob bei diesem Ausbruch ihres Ersten Offiziers überrascht die Brauen. »Dann halten Sie Sun-Tarin für einen Verräter?«
»Nein. Es wäre leichter, ich könnte das, aber ich denke, er hatte seine Gründe. Dass es keine weiteren Sprengsätze gibt, spricht für ihn. Er wollte uns behindern, nicht ernsthaft schaden. Wenn er uns übel gesinnt wäre, hätte er das gesamte Schiff in die Luft jagen können. Gelegenheit hatte er genug dazu.«
»Und wie ist die Stimmung in der Mannschaft? Hat es sich schon herumgesprochen?«
Van Deyk lachte bitter auf. »Es gibt kein anderes Gesprächsthema . Die Crew ist gespalten. Einige, besonders ein paar unter den Marines, sehen sich in ihren schlimmsten Albträumen bestätigt, während andere Sun-Tarin sogar verteidigen! Ich musste bereits eine Prügelei unterbinden und habe eine ziemlich heftige
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