Sternenfaust - 087 - Amnesie
Sicherheitsberaterin?«
»Sie hat sich nicht bei mir abgemeldet«, knurrte der Leiter des Hospitals. »Wir werden da wohl auf unser Glück vertrauen müssen.«
Der Mann im Anzug kratzte sich das unbehaarte Kinn. »Das bedeutet eine Unsicherheit. Das ist bedauerlich. Aber Sie werden das Kind schon schaukeln. Wir vertrauen da voll auf Ihre Fähigkeiten. Die beiden Folgeinjektionen mit den jeweils notwendigen Wirkstoffdosierungen kommen Ihnen auf demselben Wege wie das erste Präparat zu.«
Also per Botenkurier direkt aus den nahegelegenen Far Horizon -Labors.
Abe Silbersdorff wollte seinen Unwillen nicht vor dem Aufsichtsratmitglied verbergen. Verärgert quetschte er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor: »Bleibt mir eine andere Wahl? Wir haben es begonnen, jetzt müssen wir es zu Ende bringen, oder so ähnlich, wie?«
Der Mann im Anzug lächelte. »Sie haben die Lage exakt erfasst!«
*
Als Wanda Ndogo Jefica Moll erzählte, was sich im Zimmer von Rudenko zugetragen hatte, bekam diese vor Staunen den Mund kaum zu. Sie hatte zwar den letzten Teil der Konversation an der leicht geöffneten Tür erlauscht, aber hatte natürlich nichts von den Hintergründen gewusst. Es schreckte die Botschafterin, wie schlecht es offenbar um den geistigen Zustand des Ratsvorsitzenden bestellt war.
»Immerhin war er ein paar Augenblicke später wieder derselbe«, schloss Ndogo ihre Ausführungen. »Ich kann mir das nicht erklären. Er wirkte für einen Moment fast wie an Demenz erkrankt. So als hätte er wirklich den Schlaganfall erlitten, von dem er ständig sprach.« Die dunkelhäutige Frau schüttelte bei der Erinnerung daran, wie erschrocken sie in dem Augenblick gewesen war, den Kopf.
Jefica Moll blickte gedankenverloren auf einen expressionistischen Kunstdruck, der eine der Wände ihres selbst eingerichteten Krankenzimmers zierte. Sie versuchte, das was ihr durch den Kopf ging, irgendwie in die richtigen Bahnen zu lenken und anschließend die korrekten Schlüsse aus dem zu ziehen, was sich hier abspielte.
»Fassen wir also noch einmal zusammen«, sagte sie schließlich. »Valentina Duchamp vermutet einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten des PFS-Virus und Rudenkos Bestreben, mehr Eigenständigkeit für die Solaren Welten zu etablieren. Dass unsere Gastgeber« – sie machte eine umfassende Armbewegung und meinte damit das sie umgebende Gebäude und dessen Betreiber – »anscheinend die Produzenten des Virus sind, wird ja schon lange vermutet. Und das ist auch schon Skandal genug! Auch wenn niemand direkt an dem Virus gestorben ist, denken Sie nur an den Bericht von Captain Frost!« Die Botschafterin erhob sich und begann, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen in dem Raum auf und ab zu wandern. »Allerdings fehlen noch stichhaltige Beweise und vor allem eine Bestätigung durch Zeugen, die über das Geschehen Bescheid wussten.«
Auch Wanda war jetzt aus ihrem Besuchersessel vor dem Arbeitstisch der Botschafterin aufgestanden. Die gedankliche Unruhe übertrug sich auch auf ihren physischen Zustand, ein Stillsitzen erschien unpassend. Sie hatte den Gedanken ihrer Chefin nachvollzogen und kam zu weiteren Schlüssen. »Die beiden Hauptverdächtigen , wenn man das so nennen kann, sind in diesem Fall tatsächlich Rudenko und Diaz. Vor allen Dingen Letzterer, der ja, wie wir wissen, so überraschend schnell ein Gegenmittel zu dem Virus zur Hand hatte. Die Verschwörung selbst ist ja geradezu mustergültig aufgedeckt: Diaz hat versucht, sich mit Gefälligkeiten die Unterstützung im Hohen Rat zu sichern. Sein Zugang dazu war Rudenko, der aus der schwächeren Position heraus das Angebot des Gegenmittels nicht ausschlagen konnte. Es ist also zu vermuten, dass der Ratsvorsitzende zumindest in Ansätzen etwas über die Hintergründe weiß.«
Moll nickte bestätigend. »So weit, so gut. Das erklärt Diaz’ Attentat auf Rudenko, bei dem ich das zweifelhafte Vergnügen hatte, ebenfalls anwesend zu sein. Die Frage ist nur, wem außer Diaz kann es noch nicht passen, dass der Erste Mann der Solaren Welten preisgibt, was er sonst noch weiß.«
»Den Genetics!«, sprudelte es aus Wanda Ndogo hervor. Mit aufgerissenen tiefschwarzen Augen sah sie die Botschafterin an. »Ich erinnere mich da an eine Theorie, eine Idee, die damals auf der STERNENFAUST die Runde machte. Angeblich stammte sie von Dr. Tregarde und entstand bei einem Brainstorming der Führungsoffiziere, als es darum ging, mit Botschafter Aourangi Maunga
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