Sternenfaust - 087 - Amnesie
Belange und möglichen Gefahren des PFS-Virus durchgehen sollen.« Ein weiteres Plätzchen segnete das Zeitliche. »Miss Duchamp wird für den offiziellen Anstrich des Ganzen sorgen. Natürlich traut uns der Lord Manager keinen Zollbreit über den Weg. Alles, was irgendwie belastend sein könnte, dürfte beiseite geschafft worden sein. Und so spielen wir good cop and bad cop .«
Die Zweifel an dem Sinn der Aktion, die er schützen sollte, wie er mittlerweile wusste, zeigte sich jetzt auf Tongs Gesicht mit einem entschuldigenden Lächeln.
Doch Valentina wurde noch genauer. »Nicht doch, Captain Tong«, schmunzelte sie ihn an. »Es wurde alles detailliert besprochen. Sie wissen, oder ahnen es, ich bin mehr als nur die Sicherheitsberaterin Rudenkos. Ich werde den Ausflug inkognito begleiten. Die sicherlich vorhandenen Kollegen der Drei Systeme werden eine Aktion in dieser Art erwarten. Sie werden sich auf mich konzentrieren und das verschafft Botschafter Maunga und den anderen den nötigen Freiraum.«
»… den ich nutzen werde, um mit J.J. ein paar persönliche Worte zu wechseln«, beendete Maunga Valentinas Satz. »Political correctness werden wir gewährleisten, indem niemand vom Star Corps direkt an dieser Aktion beteiligt ist. Nur Diplomaten und Forscher. Seit den Aktionen der STERNENFAUST sind die Genetics da etwas empfindlich, aber wem sage ich das. Deswegen auch der eigene Pilot, der uns runterbringen wird, Mister Tong.«
Die Tatenlosigkeit, zu der ihn der Plan verdammte, behagte dem Kommandanten rein gar nicht. Doch er merkte sehr wohl, dass daran nicht zu rütteln war. Meine Versetzung auf die AMSTERDAM, die Bereitstellung des Sondereinsatzkreuzers als Transportgefährt: Das alles ist eine Nummer zu groß für eine solche Aktion , erkannte er. Alles war eigens in Szene gesetzt worden, um vom eigentlichen Punkt abzulenken. Doch was war dieser Punkt, um den es hier ging? Damit Maunga schalten und walten konnte, wie er wollte? Er konnte es kaum glauben. Arbeitet die GalAb so dilettantisch? Oder vertrauen die den wohl nicht nur diplomatischen Fähigkeiten des ehemaligen Christophorers so sehr? Er hätte zu gern Antworten auf seine Fragen gehabt, er wusste eben gern, womit er zu rechnen hatte.
Doch die strahlenden Gesichter seiner Gäste zeigten ihm, dass sie nicht bereit waren, mehr preiszugeben.
Gute zwei Stunden später machte sich das Shuttle mit dem Botschafter und den Forschern an Bord an den Abstieg zum Mond.
Michael Tong verfolgte regungslos die Statusberichte, die ihm mitgeteilt wurden. Beim besten Willen konnte er sich einen erfolgreichen Abschluss dieser Mission nicht vorstellen. Aber das lag nicht in seiner Hand, ihm blieb nur abzuwarten.
Der Flug der L-1 verlief ereignislos. Nach der Landung kam noch die Meldung herein, dass man in wenigen Augenblicken am Landeplatz von einer Delegation der Genetics abgeholt werden würde.
Kaum in den heiligen Hallen der Forschung angekommen, wurde das Außenteam von John Jake I. Wieden umso herzlicher begrüßt. Der großgewachsene Genetic beugte sich sogar etwas herunter, um Aorangi Maunga in die Arme schließen zu können.
»So bald schon wieder«, flüsterte dieser dem maoristämmigen Botschafter zu, »ich freue mich riesig!« Der Reihe nach begrüßte Wieden danach auch die den Diplomaten begleitenden Forscher, zwei Frauen und einen Mann. Der Pilot der Fähre war in der L-1 zurückgeblieben.
Der Bioinformatiker führte seinen Verwandten und dessen Begleiter in den Konferenzraum der kleinen Station. Mehr als ein Drittel der hier arbeitenden Genetics war angetreten, um den Forschern von der Erde Rede und Antwort zu stehen, ihnen behilflich zu sein und allerlei Fragen zum PFS-Virus so gut wie möglich zu beantworten.
Zwei der Genetics kümmerten sich dabei geradezu aufopferungsvoll um die Wissenschaftlerin, unter deren Maske Valentina Duchamp steckte. Die Penetranz der genetisch optimierten Kollegen ging ihr gehörig auf die Nerven. Man ließ ihr kaum Platz zum Atmen. Aber scheinbar bereitwillig wurden mit ihr alle fachlichen Fragen diskutiert.
Auch der Botschafter erfuhr nicht nur von seinem Verwandten eine besondere Behandlung. Um ihn herum waren gute Geister, die ihm alle Wünsche von den Augen abzulesen versuchten.
Nur die beiden anderen mitgereisten Forscher wurden nach einer Begrüßungsrunde nur von jeweils einem Kollegen vor Ort betreut. Wobei der Mann bei der Aufklärung aller mit dem PFS-Virus in Verbindung stehenden Fakten und Vermutungen
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