Sternenfaust - 087 - Amnesie
Sie alle Türen!«
»Ich habe verstanden. Ich werde besser aufpassen«, grinste die Assistentin der Botschafterin schuldbewusst und wandte sich zum Gehen.
*
Irgendwo in den Drei Systemen, in der Nähe des Epikur-Systems
Der neue Captain der AMSTERDAM beobachtete den zielgenauen Austritt seines Schiffes aus dem Bergstromraum am exakt vorausberechneten Punkt im Epikur-System. Man war im Reich der Drei Systeme angekommen.
In offizieller Mission steuerte der Sondereinsatzkreuzer den Mond von Epikur VII an. Über die Verhältnisse vor Ort wusste Kommandant Michael Tong durch die Daten einer Mission der STERNENFAUST, die ihm zugänglich gemacht worden waren, bestens Bescheid. Dennoch studierte er die Anzeigen seines Displays und glich die Werte mit denen ab, die sie aus den überspielten Daten gewonnen hatten.
In seiner Atmosphäre wies Mond III einen besonders hohen Methananteil auf. Ein Aufenthalt ohne Atemmaske war wegen dieser Atmosphärenzusammensetzung für normale Menschen damit unmöglich, doch die Schwerkraft auf dem Mond mit den Eigennamen Themista lag mit 0,9 g fast bei Erdnorm. Nur die immer wiederkehrenden Ionenstürme konnten eine Landung des Shuttles bei der auf der Nordhalbkugel nahe am Äquator gelegenen Forschungsstation möglicherweise etwas unruhig gestalten.
Ihr Kommen war avisiert. Rückfragen trafen deshalb auch jetzt so kurz vor dem Eintritt des Schiffes in den Orbit keine ein. Auf Themista hielt die kleine Forscherschar von etwa 50 Personen Funkstille.
Ob ein Ionensturm gerade die Kommunikation nachhaltig beeinträchtigte oder ob man dort unten unaufgeregt der angekündigten irdischen Forscherkollegen harrte und erst vor Ort in den Dialog eintreten wollte, wusste Michael Tong daher nicht.
Circa drei Stunden würde der Mesonenantrieb der AMSTERDAM nun das Schiff abbremsen, um mit relativer Nullgeschwindigkeit den Mond zu erreichen. Dann war das Übersetzen eines kleinen Forschungsteams zu den Einrichtungen auf Themista geplant. Das Forscherteam war im Solaren System an Bord genommen worden. Niemand von der Stammbesatzung des Sondereinsatzkreuzers hatte bisher Kontakt mit ihnen gehabt. Kaum an Bord waren alle Gäste, bis auf einen, sogleich in ihre zugewiesenen Kabinen verschwunden.
Seltsames Verhalten , dachte sich der neue Captain. Allein das Verhalten eines Gastes schien ihm stimmig. Der mitreisende Botschafter Maunga war als Einziger nicht abgetaucht. Der versuchte nach Leibeskräften in der Kantine die Vorräte an Bord der AMSTERDAM zu dezimieren.
Captain Tong war bisher gerade einmal dazu gekommen, die Datenfiles der Gäste zu überfliegen. Drei Forscher, sowie ein eigens mitreisender Pilot waren es. Die Routine der Annäherung wollte er nun umso intensiver nutzen. Von seinem Kommandantensessel rief er den schillerndsten Gast an Bord an. Er lud Botschafter Maunga ein, auf die Brücke zu kommen. Als sie Minuten später den Besprechungsraum betraten, waren sie indes zu dritt.
»Es ist ein schönes Gefühl wieder hier zu sein«, eröffnete Aorangi Maunga das Gespräch. Er schaute auf den Bildschirm, der eine Darstellung des anvisierten Mondes zeigte. »Ich freue mich, J.J. wiederzusehen. Aber deswegen sind wir natürlich nicht hier.«
»Ich freue mich auf jeden Fall, Sie beide an Bord zu haben«, nahm Michael Tong den Faden auf und richtete seinen Blick auf die ihm nur allzu gut bekannte Frau im Schlepptau des Botschafters. »Auch wenn mir noch nicht im vollen Umfange bewusst ist, welchen Auftrag das Schiff genau hat.« Mit seinem höflichen asiatischen Lächeln blickte er von Maunga zu Duchamp und wieder zurück. Ein ausgetauschter Blick, ein einverständliches Nicken.
Valentina Duchamp ergriff das Wort. »Der Auftrag des Schiffes, und damit auch Ihrer, Captain Tong, ist ein denkbar einfacher. Sie sollen uns sicher hierher bringen, vor Ort unsere Sicherheit gewährleisten und uns sicher wieder zurück Richtung Erde bringen.«
»Darf ich fragen, welches Ihre Funktion bei dieser Mission ist?« hakte der Kommandant der AMSTERDAM an den Botschafter gewandt nach.
»Diese ist eine offizielle und von allen Seiten als Zeichen des guten Willens eingestufte wissenschaftliche Mission«, erläuterte Aorangi seinem Gastgeber, nachdem er eines der zahlreich aus der Kantine mitgebrachten Plätzchen hinuntergeschluckt hatte. »Betrachten Sie mich als so eine Art Anstandswauwau, Captain. Deswegen nur eine kleine Forschergruppe, die mit ihren Genetic-Kollegen vor Ort nochmals alle
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