Sternenfaust - 087 - Amnesie
erneuten Kontakt mit den Drei Systemen herzustellen. Dr. Tregarde stellte die Theorie auf, dass die Genetics Diaz möglicherweise mit voller Absicht aus seinem Amt enthoben haben, um ihn dann von den Solaren Welten befreien zu lassen. Da diese wüssten, dass man über den ehemaligen Lord Manager Zugang zu einem großen Fundus an Informationen über die Genetikerwelten verfügen würde, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die entsprechenden Informationen durchgesickert waren und man eine Befreiung mit anschließendem Asyl in Betracht zog. Eine Infiltrierung, wie sie im Buche steht. Niemand kann ahnen, was Diaz mit einer Mehrheit im Hohen Rat und Rudenko als Strohmann an der Spitze alles hätte tun und lassen können. Ebenfalls eventuell nur Mittelsmann, wäre Diaz in der Lage gewesen, unter der Knute der Genetics über die gesamten Solaren Welten zu herrschen. Soweit die Theorie, wie sie damals auf der STERNENFAUST als Gerücht kursierte.«
Moll spann den Faden weiter. »Nehmen wir also an, Diaz war zwar nicht mehr nominell, so doch inoffiziell noch immer der Anführer der Genetics – dann wäre Lord Manager Canetti nur ein Platzhalter in der Verwaltung der Drei Systeme . Wenn Canetti aber tatsächlich der Strippenzieher bei dem Ganzen ist – wir reden hier immer noch über Hypothesen – dann würde eine entsprechende Aussage von Rudenko sicherlich übelste Konsequenzen für die Genetikerwelten haben. Und ich denke da ganz speziell an einen militärischen Konflikt. Mögen die Einheiten der Genetics auch effizienter sein – es hapert schier an der Masse. Nur ein Bruchteil der Streitmacht des Star Corps würde ausreichen, um für klare Verhältnisse zu sorgen …«
»… was man nicht riskieren möchte – und den unklaren Status Quo daher beibehalten will. Das geht aber nur, wenn Rudenko keine Aussage macht«, schloss Ndogo den Satz ab.
Jefica Moll hatte die Arme vor der enormen Brust verschränkt. »Wie praktisch, wenn man plötzlich nicht mehr weiß, was vorgefallen ist. Dann kann man nämlich auch glaubhaft versichern, alles vergessen zu haben. Denn es ist ja genau so!«
»Trotzdem.« Die ehemalige Versorgungsoffizierin der STERNENFAUST behielt ihre Zweifel. »Wenn hier ein Genetic herumspazieren und Rudenko beeinflussen würde, dann hätten wir das doch längst mitbekommen, oder nicht? Lediglich wir beide, Duchamp, Gustafsson, Silbersdorff, die beiden GalAb-Agenten und Silbersdorff sowie ein paar Pfleger bzw. medizinische Assistenten haben Zugang zum Ratsvorsitzenden. Far Horizon hält uns hier wohlbehütet –« Ndogo stockte mitten im Satz. Ein Gedanke drängte sich ihr auf, ein Gedanke, der ihr vorher noch gar nicht gekommen war. »… was dem Konzern vielleicht sogar ganz Recht ist! Überlegen Sie mal, Botschafterin, wer noch vor der Aussage Rudenkos zittern muss!«
Moll klatschte in die Hände. » Far Horizon , ganz klar. Eine Aussage Rudenkos mit der Bestätigung, dass Far Horizon das PFS-Virus, in wessen Auftrag auch immer, geschaffen und bereitgestellt hat, bricht dem Konzern mit großer Wahrscheinlichkeit das Genick. Mögen sie auch den Großteil wichtiger Patente und Güter für die Solaren Welten halten und in einigen Belangen sogar das Monopol inne haben: Ein Boykott wäre wohl möglich.«
»Bedenken Sie: Die Mittel, die dem Konzern zur Verfügung stehen, sind denen der Genetics gar nicht so unähnlich«, fügte Wanda hinzu.
Die Botschafterin hatte einen Beschluss gefasst. Verschwörerisch trat sie vor Wanda Ndogo hin und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Kindchen, vergessen Sie den Rest Ihrer Aufgaben. Vieles davon kann ich vorerst selbst übernehmen. Bleiben Sie an Rudenko dran! Ich kann zwar nicht behaupten, ihn besonders leiden zu können, aber wenn es darum geht, die Wahrheit ans Licht zu bringen, ist es unsere Pflicht dafür zu sorgen, dass das auch geschehen kann. Versuchen Sie weiter, ihn aus der Reserve zu locken. Und haben Sie ein Auge auf die Personen, die mit ihm zu tun haben. Falls Far Horizon wirklich einen Mitarbeiter dazu abgestellt hat, Rudenkos Aussage auf irgendeine perfide Art und Weise zu verhindern, dann müssen wir das herausfinden!«
Dem stimmte Wanda Ndogo zu. »Ich werde mich mal unter dem Pflegepersonal der Station umhören. Vielleicht hat jemand etwas mitbekommen …«
»Seien Sie aber diskret!«, warnte Jefica Moll, während sie sich wieder hinter den Arbeitstisch setzte und die Datennetz-Konsole aktivierte. Moll lachte kurz auf. »Und schließen
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