Sternenfaust - 089 - Sirius III

Worte mit weiteren Tönen, die eine nonverbale, in diesem Fall verstärkende Sub-Botschaft vermittelten, die zumindest für jeden Hestan unmittelbar verständlich war. Sragash erhob seine annähernd humanoide Gestalt aus dem schalenförmigen Sitz. Sein tief-grünes Gesicht wurde jetzt von mehreren sehr charakteristischen Falten durchzogen, die als Zeichen der Entschlossenheit galten. Zumindest bei Angehörigen seines Geschlechtes. Beim Dritten oder Vierten Geschlecht galten beinahe identische Falten als Zeichen der Heiterkeit. Da sich das Erste und Dritte Geschlecht optisch kaum unterscheiden ließen und sie in der unmittelbaren Begegnung vor allem durch den Geruch auseinandergehalten wurden, waren Entschlossenheits- beziehungsweise Heiterkeitsfalten immer wieder ein beliebtes Thema in allen möglichen Verwechselungskomödien, wie sie sich vor allem in Form interaktiver Spiele innerhalb der Föderation Baraskor großer Beliebtheit erfreuten.
    Doch auch der Gedanke an diese Komödien konnte den Kommandanten jetzt nicht aufheitern. Er war an den schmachvollen Geschehnissen um den Planet des heiligen Erbes selbst nicht beteiligt gewesen. Aber die Umstände waren ihm in allen beschämenden Einzelheiten von seinem Vorgesetzten geschildert worden. Obgleich sich die militärische Führung der Hestan-Föderation Baraskor große Mühe gegeben hatte, die Einzelheiten der Geschehnisse im System der Wloom nicht nach außen dringen zu lassen, hatten sie sich inzwischen längst herumgesprochen. Im Datennetz der Föderation Baraskor herrschte das Prinzip absoluter Freiheit, die einen gewissen Ausgleich zum politischen System der Föderation darstellte, dass man die Föderative Diktatur nannte, in der den planetaren Machthabern die Macht der Willkürherrschaft zugestanden wurde.
    »Wir sind die Abkömmlinge der Erhabenen und haben keinen Anlass, um etwas zu bitten«, sagte der Kommandant jetzt. »Wir sind gekommen, um uns Respekt zu verschaffen und uns das zu holen, was uns zusteht.«
     
    *
     
    Commander Tong hatte die Offiziere der AMSTERDAM zu einer kurzen Zusammenkunft im Konferenzraum gebeten. Waffenoffizierin Al-Malik führte währenddessen das Kommando über eine Brückencrew, die zu diesem Zeitpunkt aus Fähnrichen oder einfachen Crewmen bestand.
    Aber solange die AMSTERDAM sich in der Bergstrom-Flugphase befand, war das kein Problem. Die Stammcrew würde rechtzeitig zum Eintritt ins Normaluniversum wieder auf ihren Posten sein.
    Tong hatte auch Botschafterin Moll und ihre Assistentin dazugebeten. Bei aller Antipathie ließ sich das diesmal nicht umgehen. Dabei ging es Tong weniger um Jefica Moll als um ihre Assistentin Wanda Ndogo.
    »Es ist klar, mit welchem Gegner wir es im Sirius-System zu tun haben« berichtete Tong. »Auf die Hestan der sogenannten Föderation Baraskor traf der Sondereinsatzkreuzer STERNENFAUST unter Captain Dana Frost während einer Geheimmission. Darum finden sich die Informationen dazu auch nicht in den allgemein zugänglichen Archiven. Das Ziel dieser Mission war seinerzeit ein recht einsamer Planet, der von einer flechtenartigen Spezies bewohnt wird.« Tong wandte sich an Wanda Ndogo. »Vielleicht können Sie uns mehr darüber sagen.«
    »Wieso ich?«
    »Sie waren doch zu der Zeit noch Besatzungsmitglied der STERNENFAUST, wenn die entsprechenden Aufzeichnungen nicht lügen.«
    »Das ist richtig. Aber ich selbst war nicht auf dem Planeten der Wloom.«
    »Nun, das ist nebensächlich in diesem Fall. Wissen Sie, worum es bei der Auseinandersetzung mit den Hestan ging?«
    Wanda Ndogo zögerte. »Hat man Ihnen dazu von höherer Stelle nichts gesagt?«
    »Ich gebe zu, dass die Informationen sehr knapp waren«, sagte Tong. »Im Wesentlichen habe ich Daten zu den damals eingesetzten Waffensystemen, bei denen es sich wohl um graserähnliche Strahlengeschütze handelt.«
    »Das ist meines Wissens nach korrekt.«
    »Aber mich interessieren die Umstände dieser Auseinandersetzung. Wie ist es dazu gekommen? Was war der Anlass?«
    »Wenn man Sie darüber nicht informiert hat, unterliegt der Komplex wohl noch immer der Geheimhaltung, Commander Tong«, entgegnete Wanda Ndogo entschlossen. Sie sah Tong offen und sehr ruhig an. Ihr Gesicht wirkte dabei allerdings nicht halb so neutral und gleichförmig wie das von Commander Tong. Sie hasste es, auf diese Weise ausgefragt zu werden – und das spiegelte sich auch in ihren Zügen wider.
    »Ehrlich gesagt, interessieren mich irgendwelche Geheimhaltungsvorschriften im