Sternenfaust - 093 - Auge des Feindes
absolut private Audienz gewährt.
Hattis und ihre Begleiterin wurden in den ausgedehnten Gebäudekomplex geführt, der fast schon ein Palast war. Dort nahm Ganor Drenshaan sie in Empfang, Rendoys persönlicher Diener, und geleitete sie in die Privatgemächer seines Herren.
»Da sind Sie endlich, Hattis«, empfing der Triumvir die Musikerin und Kurtisane unwirsch. »Hat man Sie am Tor aufgehalten? In dem Fall lasse ich die Wachen auf der Stelle entfernen.«
»Nein, mein Triumvir«, versicherte Hattis ihm in einem schmeichelnden Ton, denn seine Laune war in der Tat denkbar schlecht. »Ich hatte nur noch ein paar Vorbereitungen zu treffen, um Ihnen heute eine besondere Darbietung zu präsentieren.« Sie verneigte sich anmutig vor ihm.
Rendoy erteilte ihr mit einer Geste die Erlaubnis fortzufahren, und Hattis zog sich in einen Nebenraum zurück, wohin die Assistentin bereits ihre Transportbox gebracht hatte, um sich auf ihren Auftritt vorzubereiten.
Die Transportbox ähnelte nur äußerlich der, die Hattis stets bei einem Besuch mit sich führte und besaß als Besonderheit einen doppelten Boden, der gerade groß genug war, dass ein Mann sich darin zusammengekrümmt verbergen konnte. Dieser Teil der Box war außerdem mit einem Material verkleidet worden, das es den Detektoren der Wachen unmöglich machte, ihn überhaupt anzumessen, geschweige denn seinen Inhalt zu entdecken. Und in diesem Versteck wartete Siron Talas auf seinen ersten Auftritt als Triumvir …
Dagis Rendoys Laune besserte sich schlagartig, als Tamfura Hattis nach kurzer Zeit wieder in sein Gemach trat. Sie war in ein überaus freizügiges Gewand gekleidet, das eine anständige Frau nicht einmal in ihren eigenen Räumen zu tragen gewagt hätte. Die Dienerin setze sich im Hintergrund auf einen Stuhl und begann, eine Kinon zu spielen, eine j’ebeemische Flöte, die eine unglaubliche Bandbreite von Tönen erzeugen konnte.
Doch Rendoy hörte kaum auf die Musik. Seine ganze Aufmerksamkeit war gefangen von dem Tanz, den Hattis ihm jetzt darbot. Sie führte nur sehr selten einen Tanz vor, doch wenn sie es tat, so war das ein Ereignis, das man so schnell nicht vergaß. Und dieser Tanz war ohnehin etwas Besonderes. Es war ein Tanz der Verführung, mit dessen anmutigen Schrittfolgen sie Rendoy umtanzte, während sie ihren Körper in lasziver Weise zu eindeutigen Posen bog. Mal kam sie ihm dabei so nahe, dass er den Duft ihrer Haut riechen konnte, mal blieb sie auf Abstand und entflammte so Stück für Stück die Sinne ihres Zuschauers, bis sie schließlich zu seinen Füßen zu Boden sank und ihm mit einer lockenden Geste einen Kelch mit süßem Assano-Wein reichte, der mit Gewürzen versetzt war, die dazu dienten, auch noch den Rest seiner Sinne zu entflammen.
Rendoy nahm ihn lächelnd entgegen, trank einen großen Schluck, stellte den Becher zur Seite und zog Hattis zu sich heran. Zumindest versuchte er es. Doch er hatte kaum mehr getan, als die Hand nach ihr auszustrecken, als er wie vom Blitz gefällt zusammenbrach.
Hattis und ihre Assistentin handelten sofort. Sie trugen den bewusstlosen Mann ins Nebenzimmer und befreiten Siron aus seinem unbequemen Gefängnis. Rasch tauschte er die Kleidung mit dem Triumvir und half den beiden Frauen anschließend, Rendoy in die Box zu quetschen.
»Wie lange hält die Droge an, die Sie ihm gegeben haben?«, fragte er Hattis.
»Bei seiner Konstitution etwa zehn Stunden. Lange genug, um ihn von hier fortzuschaffen.« Sie warf Siron einen seltsamen Blick zu. »Ich verstehe allerdings immer noch nicht, weshalb ich ihn nicht gleich töten sollte. Das wäre in jedem Fall viel einfacher.«
»Weil ich will, dass er erfährt, durch wessen Hand er sterben wird und vor allem warum«, antwortete Siron grimmig.
»Sie gehen damit ein unnötiges Risiko ein«, stellte Hattis fest. »Aber es ist Ihre Entscheidung.«
»In der Tat«, bestätigte Siron nachdrücklich. »Und nun tun Sie, was Sie hier immer tun, Hattis. Spielen Sie mir noch ein bisschen auf der Hamara vor.«
Hattis schmunzelte. »Soll ich Ihnen auch alle anderen Dienste darbieten, die Dagis Rendoy immer von mir verlangt?«
»Das ist nicht nötig«, wehrte Siron ab. »Obwohl wir es nach außen hin natürlich so aussehen lassen werden, als hätten Sie genau das getan.«
»Natürlich«, bestätigte Hattis süffisant.
Sie kehrten in den Hauptraum zurück, und Siron ließ sich in der für Rendoy typischen Haltung auf dem breiten Sessel nieder, den der Triumvir in
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