Sternenfaust - 096 - Das Triumvirat
unwichtigen Nachrichten der Temuran bevorzugt seine Botschaften an Abenaike verbarg. Und nur aus diesem Grund beschäftigte er sich mit denen so überaus gründlich – wenn er das auch nie zu gründlich tat, da das aufgefallen wäre. Doch bei der analytischen Leistungsfähigkeit seines Gehirns brauchte er ohnehin niemals mehr als höchstens eine Minute, um zu erkennen, ob sich darin eine Botschaft für ihn befand oder nicht. Und er hatte noch nie länger als 147 Sekunden gebraucht, um eine solche zu entschlüsseln.
Eine elektronische Glückwunschkarte zur Geburt seines Sohnes mit einem auffallenden Design erregte seine besondere Aufmerksamkeit. Der Absender der Glückwünsche war ihm persönlich nicht bekannt, aber das wollte nichts heißen. Schließlich kannten er und die anderen J’eberde immer nur drei weitere Namen von Kontaktagenten und auch nur zwei davon persönlich. Sollte tatsächlich einer von ihnen einmal enttarnt werden, konnte er allenfalls diese drei Agenten verraten, falls es der GalAb gelang, ihn zu brechen, bevor er Selbstmord begehen konnte, was allerdings nicht sehr wahrscheinlich war.
Diese Glückwunschkarte stammte vom Manager einer exklusiven Privatschule und erklärte, dass Ronan Abenaike unter den Neugeborenen dieses Jahres per Losverfahren für einen Platz an der Schule auserwählt worden war. Man würde sich überaus glücklich schätzen, Ronan bei seiner Einschulung dort begrüßen zu dürfen.
Dem Ganzen war eine bebilderte Tafel angehängt, die die »Freuden und Leiden« der Eltern eines Kindes von der Geburt über jedes Lebensjahr bis hin zur Geburt des ersten Enkels auf humorvolle Weise beschrieb. Und daraus entschlüsselte Abenaike tatsächlich eine Botschaft des Temuran für ihn: Lob und Dank für Ihre hervorragende Arbeit, die uns sehr von Nutzen ist. Befehl: Schlafen bis auf Weiteres.
Abenaike empfand in diesem Moment drei widersprüchliche Gefühle gleichzeitig. Das eine war unbändiger Stolz über den Dank und erst recht das Lob, mit dem der Temuran normalerweise schlimmer geizte als eine Priesterin der Verwachsenen Götter mit ihren Orakeln. Das zweite war Erleichterung darüber, dass er zumindest für die nächste Zeit keinen Drahtseilakt mehr hinlegen und kein Risiko mehr eingehen musste, um unbemerkt Geheiminformationen herauszufinden und abzuschicken und sich stattdessen auf seine privaten Belange konzentrieren konnte. Und das dritte Gefühl war ein Anflug von Enttäuschung darüber, dass man seine hervorragenden Dienste momentan nicht mehr benötigte, denn er liebte seine Arbeit.
Andererseits sagte er sich natürlich, dass er zwar auf seinem Gebiet der Beste war, aber eben dieses Talent nicht für jede vom Triumvirat und dem Temuran benötigte Information eingesetzt werden konnte. So war er unter dem Strich doch ganz froh darüber, eine der Botschaft nach zu urteilen etwas längere Auszeit von seiner Agententätigkeit nehmen zu können. »Schlafen« bedeutete, dass man ihn vorläufig nicht mehr kontaktieren würde und dass er auch von sich aus keinen Kontakt zum Temuran oder seinen Verbindungsagenten aufnehmen durfte.
Doch dass er momentan keinen weiteren Auftrag erhalten hatte hieß natürlich nicht, dass er nicht weiterhin die Augen, Ohren und seinen Geist offen hielt, analysierte und Informationen sammelte, die vielleicht eines Tages gebraucht werden würden.
*
Transalpha, TASO-23213-III
Dana Frost beobachtete mit einem Gefühl boshafter Genugtuung, wie Professor von Schlichten mit jeder Stunde frustrierter wurde, weil seine Untersuchungen des Transmitters und der an ihn angeschlossenen Geräte nicht die Ergebnisse lieferten, die er sich erhofft hatte.
Pfui, Dana! , schalt sie sich selbst. Du solltest dir wirklich klarmachen, dass du nur nicht über die Entität und Yngvar nachdenken willst. Und außerdem hat sich von Schlichten wirklich gebessert.
Doch offensichtlich reichte diese Besserung nicht aus, um den faden Nachgeschmack jener ersten Begegnung vor fast drei Jahren auszulöschen, als von Schlichten an Bord der STERNENFAUST I den ersten Prototyp einer Antimateriebombe der Solaren Welten getestet hatte. Abgesehen davon, dass seine so hoch gepriesene Waffe sich schon beim ersten Versuch als Fehlschlag entpuppte, war er während seines Aufenthalts an Bord Frost unter anderem dadurch auf die Füße getreten, dass er sich ständig in ihre Kompetenzen einzumischen versucht hatte und eine Arroganz an den Tag legte, die nicht nur ihr gehörig auf die
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