Sternenfaust - 098 - Verloren
nach einem Vorwand, sich hier aufzuhalten. Mein Schiff wird keine neugierige Entität – der ein individuelles Leben nichts bedeutet – ermutigen, unangemeldet darauf ein- und auszugehen.«
»Denken Sie noch einmal darüber nach«, meinte Barus knapp. »SONNENWIND, Ende.« Die Verbindung wurde abrupt unterbrochen.
Einen Moment herrschte Schweigen auf der Brücke. Dana wandte sich an van Deyk.
»Was denken Sie, Commander?«
»Ich denke …«, entgegnete Stephan van Deyk gedehnt, »dass Chip Barus recht haben könnte.«
»Gut«, merkte Dana ironisch an. »Wenn es alle unbedingt so haben wollen – Ich suche Doktor Ashkono Tregarde auf und lasse mir meinen Verstand attestieren. Sie haben die Brücke, Commander.«
Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ mit schnellen Schritten die Brücke.
William sah ihr an, dass sie sich schlecht fühlte.
»Captain …« Doch Frost hörte ihn nicht mehr. Vielleicht tat sie auch nur so. Das Schott schloss sich hinter ihr. William seufzte. »Ich fürchte wirklich, sie hat sich da in etwas verrannt.«
»Vielleicht.« Van Deyk berührte nachdenklich seinen roten Bart. »Vielleicht aber auch nicht. Captain Frost hat schon recht. Die Entität wirkt auch auf mich nicht ausschließlich freundlich. Sie beharrt sehr darauf, dass es der Wunsch von MacShane und Pangata war, übernommen zu werden – etwas, was ich mir besonders bei Pangata nur schwer vorstellen kann.«
William schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie bösartig ist. Meister Daniel hatte ebenfalls eine Begegnung mit einer der Wesenheiten und wurde nicht übernommen.«
Van Deyk legte den Kopf kaum sichtbar schief. »Das mag sein, aber uns allen ist diese Entität hier unbekannt. Sie dürfen nicht den Fehler begehen, Bruder William, von einer Entität auf alle anderen zu schließen. Sie können durchaus verschieden sein.«
»Dann glauben Sie, dass wir alle Träumer sind, die unbedingt diese Mission erfolgreich beenden wollen und deshalb auf die Entität hoffen?«
Van Deyk setzte sich auf Danas Platz. »Ich glaube lediglich, dass wir offen sein sollten und keine Möglichkeit ausschließen dürfen – sei sie positiv oder negativ«, meinte van Deyk abschließend.
*
Hatten sich jetzt alle gegen sie verschworen? Sah niemand die Gefahr? Mit harten Schritten erreichte Dana die Krankenstation. Doktor Tregarde empfing sie mit einem ironischen Lächeln.
»Captain. Sie scheinen ja sehr an uns zu hängen. Waren Sie nicht erst vor einer guten Stunde hier, um sich persönlich ein Bild der Situation zu machen?«
»Ich misstraue der Entität«, stieß Dana hervor. Sie hatte nicht vor, sich Tregarde gegenüber zurückzunehmen. Mittlerweile wusste sie, dass er sehr wohl einen ernsthaften und mitfühlenden Kern hatte und sein ständiger Sarkasmus nur aufgesetzt war. »Doch Commander van Deyk und Captain Barus sind der Auffassung, dass meine Haltung allein durch den Tod Yngvars ausgelöst wird.«
»Das wäre nur zu verständlich«, meinte Tregarde nüchtern, aber ein wenig milder. »Es war ein harter Verlust für Sie, der erst noch verarbeitet werden muss.«
»Es geht mir gut«, meinte Dana unwillig und wanderte, die Hände auf dem Rücken, ein paar Schritte auf und ab. »Ich verstehe nicht, warum niemand sieht, wie durchtrieben diese Entität ist! Ich habe sie aufgefordert mein Schiff zu meiden und sie hält sich nicht daran! Sie ist uns viel zu fremd, als dass wir ihr vertrauen dürften!«
»Das klang nun ein wenig nach Sarah Windsor und ihrer Pro Humanity -Gruppe.«
»Ach, kommen Sie!« Dana sah Tregarde beleidigt an. »Ich habe wohl kaum ein Problem mit außerirdischen Lebensformen. Ich habe schließlich eine shishenische Schwester!«
»Und ein Problem mit der Entität«, merkte Tregarde gnadenlos an.
»Was schlagen Sie vor? Soll ich diesem Geistwesen einen Schrein bauen?«
Tregarde schwieg einen langen Moment und widmete sich für einen Moment wieder den Proben, die er wie immer bearbeitete. »Captain, meine Ansicht ist, dass Sie sich zu viel zumuten. Sie hatten – und haben – einen schweren Verlust zu verarbeiten. Sie sind nicht so belastbar wie sonst und die letzten Stunden waren sehr anstrengend. Meine Empfehlung ist, auf den Rat von Commander van Deyk und Captain Barus zu hören. Die beiden haben mindestens so viel Erfahrung im Weltraum und mit der Schiffsführung wie Sie.«
»Es geht mir gut«, wiederholte Dana erneut.
»Ich rate Ihnen das als Ihr Arzt. Kommen Sie runter,
Weitere Kostenlose Bücher