Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)
vielleicht.«
»Wäre das nicht schön?«, sagte der Mediziner lachend, hob sein Glas und stieß mit Dana an. »Auf die Zukunft, Captain. Auf jenes oft bemühte unentdeckte Land, das wir von nun an wohl mit einem Admiral als Anstandswauwau besuchen werden. Lang lebe Vincent Taglieri.«
»Wie unfein, Doktor«, sagte Dana in gespielter Entrüstung, nachdem sie getrunken hatte. »Sie wollen mich aus der Reserve locken und ein Gespräch über den Admiral anzetteln, lassen sich diese niedere Absicht aber anmerken. Rosten Sie etwa ein? Ich hatte Sie ein wenig eloquenter in Erinnerung.«
»Das muss am Alter liegen, meine Liebe. Oder schlicht an Ihrer wundervollen Gesellschaft, die meine ansonsten natürlich nach wie vor messerscharfen Sinne noch stärker in Mitleidenschaft zieht, als die Küche dieses an die römische Göttin des Feuers erinnernden, unfassbar übertrieben edlen Etablissements. Aber nun, da Sie es schon ansprechen: Was halten Sie von Taglieris Anwesenheit an Bord der STERNENFAUST III? Fünfzehn Jahre in der Vorbereitung, und jetzt, da ein Stapellauf endlich in Sicht ist, setzt man uns, setzt man Ihnen einen Aufpasser ins Genick.«
»Der Admiral ist ein erfahrener und bedeutender Mann, von dessen fachlicher und menschlicher Expertise die gesamte Mission selbstverständlich profitieren wird«, sagte sie schlicht. »Und ich wahrscheinlich auch.«
Ein Kellner erschien und reichte ihnen die Speisekarte. Langsam ließ Dana ihren Blick über die angebotenen Gerichte schweifen, konnte sich aber nicht so recht konzentrieren. Tregarde hatte recht: Taglieris erwartete Anwesenheit – und Befehlsgewalt – an Bord der STERNENFAUST III störte sie mehr, als sie sich selbst eingestehen wollte.
»Schön gesprochen«, konterte Tregarde, ohne den Blick aus seiner Speisekarte zu heben. »Das war also ein offizielles Statement für die Mediendienste, das Ihnen nicht einmal GBN abkaufen wird. Und was denken Sie persönlich?«
Dana seufzte und ließ die Karte sinken. »Dass es nicht einfach wird. Dass ich es nicht gewohnt bin, meine Entscheidungen als Captain eines Schiffes des Star Corps ständig und unmittelbar hinterfragt zu wissen. Und dass Taglieris Anwesenheit an Bord mich das ein oder andere Mal in Ihre Obhut treiben dürfte, Doktor. Um Beruhigungsmittel verabreicht zu bekommen, bevor ich instinktiv handele und Dinge tue, die ich hinterher bereue.« Sie machte eine Pause und lächelte. »Kurz gesagt: Es wird ein großer Spaß.«
Ashkono nickte. Er grinste aufmunternd, als er sprach. »Und haben wir nicht genau deswegen diesen Beruf gewählt? Weil er uns Spaß macht, uns fordert, uns jeden Tag neuen Herausforderungen aussetzt? Nein, Dana, da sollten Sie sich keine unnötigen Gedanken machen. Taglieri ist nur eine weitere Variante des immer gleichen Schemas. Sie machen das schon.«
»Ich hatte mal eine Freundin«, sagte Dana düster, »der zufolge dies der Schlimmste aller möglichen Sätze ist: ›Sie machen das schon‹. Sie fand, er impliziere ein Vertrauen in die Fähigkeiten anderer, von denen die Angesprochenen selbst noch nicht einmal überzeugt seien. Und zusätzlich zu der Angst vor der eingeforderten Leistung litten sie dann auch noch unter der in diesem Satz wie selbstverständlich angedeuteten Erwartungshaltung.«
»Na, sehen Sie«, sagte Tregarde amüsiert und klappte seine Karte zu. »Da haben Sie schon die nächste Herausforderung am Start. – Dana, Dana, Sie leben wirklich Ihren Traumberuf! Ich frage Sie, wer in Ihrem Bekanntenkreis kann das schon von sich behaupten?«
Verdutzt sah Frost ihn an. Für einen kurzen Moment schwiegen die beiden alten Schiffsgefährten und blickten sich tief in die Augen, dann prusteten sie los.
*
Admiral Vincent Taglieri lehnte seinen Kopf gegen das Seitenfenster des Shuttles, atmete tief ein und seufzte leise. Kühl und beruhigend fühlte sich die durchsichtige Komponente der Außenwand des kleinen Raumers an seiner Stirn an; eine wohltuende, erfrischende Abwechslung. Und vielleicht die letzte Entspannung, die er sich in absehbarer Zeit gönnen konnte. Wenn Taglieri die Augen öffnete, konnte er die Erde sehen – einen immer größer werdenden blau-grünen Ball in der Schwärze des Weltalls. Und das, so wusste der Admiral, bedeutete das Ende seiner kurzen Reise. Hoffentlich nur von ihr, dachte er düster, und von nichts anderem.
Nein, Taglieri mochte es nicht, wenn er über die Hintergründe einer Situation bewusst im Unklaren gelassen wurde. Wenn man
Weitere Kostenlose Bücher