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Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)

Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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aufzuregen?
    Doch das waren nur Worte. Hohl und falsch. Worte, die zwar von ihr stammten, doch denen sie selbst nicht glauben mochte.
    Von ihrem Fenster aus konnte sie auf das Raumdock sehen, das leicht über der Oberfläche Vestas schwebte, auf die Asteroiden und anderen Himmelskörper in der Nähe der Station, die als Werft der STERNENFAUST III diente. Und zum wiederholten Mal an diesem Tag fragte sie sich, ob sie überhaupt noch Teil dieses Schiffes und seiner Mission war. Nach dem – gelinde gesagt – katastrophalen Simulatortest von vorhin bezweifelte sie, dass überhaupt noch jemand aus Dana Frosts Trainingscrew an Bord des Raumschiffes gehen würde, wenn es startete. Admiral Taglieri hatte nicht gerade glücklich ausgesehen, als sie den Simulator verlassen hatten, und Jenny konnte es ihm nicht verdenken.
    Sonneneruptionen, feindliche Schiffe im direkten Anflug und keine mögliche Flucht in den HD-Raum – nein, dieser Test war schlicht nicht zu bestehen gewesen. Was hätte Captain Frost aber auch machen sollen? Aussteigen und von Hand ein Loch in den Einsteinraum schneiden, durch den sie das Schiff hätte retten können? So lachhaft das klang – und war –, schien Jenny Black Fox doch keine andere Alternative denkbar. Und das trotz des Briefings um 1600. Es hatte keinen praktikablen Weg in dieser Simulation gegeben. Die Offizierin hoffte sehr, dass Dana Frost dies ähnlich sah und es den Entscheidungsträgern beim Star Corps entsprechend deutlich mitteilte.
    Nein, eigentlich war sie sich sogar sicher, dass ihre ehemalige Kommandantin genau dies getan hatte. Denn die Dana Frost, die Jenny kannte, war kein Duckmäuser. Reserviert und kühl vielleicht, aber dennoch willensstark. Frost ging ihren Weg, seit Jahrzehnten schon. Er hatte sie zum Kommando über die STERNENFAUST III geführt, und es war schlicht nicht fair, wenn man es ihr – ihnen allen – so kurz vor dem Ziel wieder entzog. Nur wegen einer Prüfung, die einfach nicht zu bestehen war.
    Ein sanfter Glockenton erklang im stillen Zimmer und im gleichen Augenblick aktivierte sich die Kommunikationskonsole, die neben der Eingangstür in die Wand eingelassen war. »Eingehende Transmission«, blinkte es in orange schimmernden Lettern auf dem jetzt wie aus dem Nichts erscheinenden Display der Anlage auf, geschrieben in Solar, der Standardsprache innerhalb der Solaren Welten. Was ist denn nun schon wieder?, dachte Jenny ein wenig genervt, griff sich dann aber doch einen der funktionsmäßig designten Klappstühle und setzte sich vor die Konsole.
    Mit einem simplen Befehl nahm sie das Gespräch an – und blickte plötzlich in das Gesicht von Colonel Ragnarök S. Telford.
    »Du siehst überrascht aus, Liebling«, sagte der 41-jährige Marine mit einem warmen Lächeln.
    Jenny antwortete mit einem genervten Blick und vergrub dann stöhnend das Gesicht in den Händen. »Rags! Du machst dir keine Vorstellung!«
    »Oha, so schlimm?« Ragnarök klang verständnisvoll. »Ich kann mir denken, wie du dich jetzt …«
    »Sag es nicht«, fiel sie ihm ins Wort, ihre Stimme wie ein schneidendes Messer. »Sag nicht, dass du meine Gefühle nachvollziehen kannst! Denn wenn ich im Moment eines nicht gebrauchen kann, dann sind es Platitüden wie diese.«
    Jenny wusste, dass sie überreagierte und ihre Wut an jemandem ausließ, der diese Behandlung nicht verdiente. Doch es war ihr egal, es musste einfach aus ihr heraus; und hatte sie vielleicht darum gebeten, gestört und angesprochen zu werden? Nein. Doch Telford ließ sich nicht anmerken, ob ihn dieser unprovozierte Angriff verletzte.
    Es hätte sie auch gewundert. Ragnarök war immerhin nicht nur ein Genetic, ein genetisch aufgebesserter Mensch, der seine Mimik und Motorik bisweilen deutlich besser im Griff hatte als sie – nein, er war auch Jennys Ehemann. Und als solcher wusste er, wann sie wie reagierte.
    Auf einmal fühlte sie sich seltsam getröstet von der Tatsache, dass da einer war, der sie so gut kannte, dass sie nicht nett und freundlich sein musste.
    Sie seufzte, kniff die Augen zusammen und massierte sich die Stirn. »Tut mir leid, ich … ich bin einfach müde.«
    »Und wütend, nehme ich an. Immerhin ist so ein vergeigter Simulatortest schon …«
    »Moment mal«, unterbrach sie ihn, plötzlich hellwach. »Woher weißt du von unserem Test? Ich denke, du bist in deinem Ausbildungslager auf dem Merkur?«
    Telford lächelte. »Nichts im gesamten Universum verbreitet sich schneller als schlechte Nachrichten,

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