Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)
ihm gezielt Informationen vorenthielt, um … ja, um was zu erreichen? Einen dramatischen Effekt? Eine unnötige Aura des Geheimnisvollen, des Inoffiziellen? Was glaubte der Hohe Rat dadurch zu gewinnen, dass er ihm den Grund, aus dem man ihn so kurzfristig zur Erde beorderte, bis zu seiner Ankunft vorenthielt? Fürchtete man in New York, ein informierter Taglieri würde es erst gar nicht für nötig halten, dort aufzutauchen? Wenn dem so war, dann handelte es sich bei jenem Grund tatsächlich um eine Lappalie, die seine Zeit und Aufmerksamkeit wirklich nicht verdiente.
Doch der Admiral kannte den Hohen Rat. Er wusste, das hier war wichtig – sonst wäre es nicht geheim gehalten worden.
Und dieses Wissen machte ihm zunehmend Sorgen.
Die Arbeiten auf Vesta laufen nach Plan, dachte Taglieri nicht zum ersten Mal, seit er den Asteroiden verlassen hatte. Die STERNENFAUST III befindet sich wenige Tage vor ihrer fristgerechten Fertigstellung, und ihre Crew wird sich, das hat nicht zuletzt die heutige Trainingseinheit im Simulator gezeigt, auch bald in und mit ihr zurechtfinden. Alles läuft nach Plan. Verdammt, es gibt keinen Grund dafür, uns jetzt noch zu bremsen!
Oh, es hatte genügend Versuche gegeben. Schon seitdem die STERNENFAUST II vor nunmehr fünfzehn Jahren wieder aufgetaucht war und diese mysteriösen Daten aus dem Nirgendwo mitgebracht hatte, mehrten sich innerhalb der Solaren Welten Stimmen, denen zufolge ein Ende des menschlichen Forschungsdrangs erreicht worden sei. Was mit der STERNENFAUST II geschehen sei, so argumentierten diese Duckmäuser und Schwarzseher ungeachtet des galaktischen Geschehens seit mittlerweile fünfzehn Jahren weiter, beweise eindeutig, dass man draußen in der Unendlichkeit auf Dinge und Zustände stoße, denen man schlicht nicht gewachsen sei.
Solche unqualifizierten und sachlich nicht haltbaren Kommentare kamen immer auf, wenn sich im All etwas Unvorhergesehenes tat. Gewisse Bevölkerungsgruppen schienen nichts Besseres zu tun zu haben, als die Missionen des Star Corps mit einem ängstlich erhobenen Zeigefinger zu beobachten und darauf zu warten, dass die Katastrophe eintrat, von deren Kommen sie ohnehin schon überzeugt waren.
Denn dann konnten diese Spinner laut »Wir haben es doch gewusst!« rufen und sich dabei wichtig fühlen.
Das Star Corps und der Hohe Rat der Solaren Welten hatten derartige Bemerkungen immer ignoriert, egal wie lautstark sie propagiert wurden und von welcher Seite des schlecht informierten Pöbels sie stammten. Taglieri erinnerte sich zum Beispiel noch lebhaft an diesen Kerl aus den Mediennetzen, Melvin Frohike, der monatelang in einer billig produzierten Talkshow beim Sender EBC wildeste Verschwörungstheorien aneinandergereiht und versucht hatte, seine eigene nahezu psychotische Angst vor dem »Unbekannten von jenseits des Himmels« auch dem Rest des Planeten aufzudrücken.
Es war ihm nicht gelungen. Wie es überhaupt niemandem gelungen war, zumindest nicht in erwähnenswertem Rahmen, das Projekt STERNENFAUST III noch im Planungsstadium zu sabotieren. Und mit ihm seine Crew – eine Crew, der auch Admiral Vincent Taglieri angehörte.
Genau darum geht es hier doch wirklich, gestand er sich seine größte Sorge ein, während sein Shuttle die unzähligen Satelliten, Orbitalheime und weiteren Stationen im Erdorbit passierte. Um mich. Irgendeiner von euch Bürokraten hat plötzlich ein Problem damit, mich an Bord des Schiffes zu wissen. Irgendeiner von euch will mich aus der Gleichung entfernen – und vielleicht selbst meinen Platz einnehmen.
Und das war einfach nicht fair.
Der Bau des dritten Schiffs namens STERNENFAUST war sein, Vincent Taglieris Projekt. Es war seine Chance, den seit Jahren nur noch als Routine empfundenen Schreibtischjob gegen das einzutauschen, was er schon so lange insgeheim herbeigesehnt hatte: die Rückkehr zu den Sternen!
Vince Taglieri wollte wieder da draußen, endlich wieder direkt und unmittelbar beteiligt sein. An vorderster Front erleben, erfahren und entscheiden, was die Zukunft des Star Corps, vielleicht sogar der Menschheit bestimmen konnte. Er war bereit für diesen Job. Nein, mehr noch: Er war ihm gewachsen.
Und er kannte niemanden, von dem er guten Gewissens das Gleiche hätte sagen können.
Was wussten diese Jungspunde heutzutage denn auch von den Kridankriegen oder auch von der Invasion der Msssarrr oder dem Krieg gegen die J’ebeem und die Starr? Nichts wussten sie. Oh, sie mochten sich daran erinnern,
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