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Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)

Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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meine Schöne, das weißt du doch«, sagte er mit einer Sanftheit in der Stimme, die Außenstehende dem 2,05 Meter großen Marines-Ausbilder gar nicht zugetraut hätten. »Ich habe gerade davon gehört und wollte mich erkundigen, ob du darüber reden willst. Ist wenig los hier auf dem Merkur.«
    Jenny Black Fox streckte die Hand aus und berührte das flache Bild aus Licht, das vor ihr schwebte. Langsam ließ sie ihre Finger durch die Darstellung von Ragnaröks Gesicht gleiten. Fast glaubte sie, ihn damit zu spüren, als sei die Luft an der Stelle, an der sein Gesicht schwebte, wärmer. Es war gut, Rags an ihrer Seite zu haben. Aber: Reden, wollte sie das?
    »Ich … ich glaube, ich möchte nicht darüber sprechen«, sagte sie leise. »Noch nicht. Ich muss erst einmal runterkommen, Dampf ablassen, verstehst du? Für mich allein sein. Danach können wir darüber sprechen. Vielleicht rufe ich fürs Erste einfach mal John Wild Owl an und schaue, wie es Emily geht.«
    Telford nickte. »Wie soll es ihr schon gehen, bei einem Patenonkel, der ihr jeden Wunsch von den Augen abliest? Manchmal denke ich, dass dein Stamm unsere Kleine hoffnungslos verwöhnt. Aber mach das, Jenny. Ruf John an. Und grüß die Maus von mir.«
    Sie trennten die Verbindung und Jenny ließ einen Kontakt zur Erde herstellen. Zu John Wild Owl, den sie seit Kindesbeinen kannte. Und zu einem fünfjährigen Mädchen namens Emily, das bei ihm lebte, solange seine Eltern im Weltall unterwegs waren.
    »Hallo, Mama!« Als das Bild ihrer Tochter erschien – ein strahlendes Lächeln in einem von schwarzen Locken umrahmten, vor Gesundheit strahlenden Gesicht – verschwanden die Gedanken an den Simulatortest aus Jennys Hirn.
    Zwei Worte von Emily, und sie war glücklich.
     
    *
     
    »23. Juni 2042« stand in gusseisernen Lettern auf dem Sockel der Säule im Flur des Gebäudes geschrieben, vor der Admiral Vincent Taglieri stand. Das Datum des Todestages von Ito Todoshi, der exakt ein Jahr nach seinem Amtsantritt als erster Weltpräsident einem Anschlag zum Opfer gefallen war. Viele hatten damals, im Gefolge der grausamen Tragödie, das Ende der erst frisch geeinten Menschheit prophezeit. Doch es war weitergegangen, in Todoshis Sinne und in seinem Geiste. Die Weltbevölkerung war bereit gewesen, endlich an einem Strang zu ziehen und Dinge anzustreben, die noch Jahrzehnte vorher undenkbar gewesen waren – auch ohne den großen Anführer und vielleicht sogar gerade wegen seines ungerechten Ablebens. Sie hatte es damals geschafft, die ihr bestimmte Zukunft zu verteidigen, und kein irrationaler terroristischer Akt hatte sie noch davon abbringen können.
    Heute, mehr als 200 Jahre später, wünschte sich Vince nichts sehnlicher als einen Bruchteil des Todoshi-Geistes. Nur einen Hauch dieser Wirkung, dieses Nachhalls.
    Der Admiral stand im Ito-Todoshi-Gebäude in New York und wartete darauf, dass man ihn vorließ. Ein Ausschluss wolle sich mit ihm befassen, so hatte man Vince bei seiner Ankunft mitgeteilt, und er erwartete nichts Gutes. Die Sorgen und Bedenken, die ihm schon auf seinem Hinflug gekommen waren, hatten nicht nachgelassen. Im Gegenteil, jede verstreichende Minute der Ungeduld machte sie größer, schlimmer. Sie wollen mir mein Schiff wegnehmen, dachte Taglieri abermals und sah hinauf in das bronzene Gesicht des ersten Präsidenten der Neuen UNO. Noch bevor ich es richtig betreten habe.
    Es klang absurd, aber mit einem Mal fühlte er sich Todoshi sehr nahe. »In dem Sinne sind wir Partner im Geiste, du und ich«, murmelte er in Richtung der Statue. »Wir hatten beide mehr Potenzial, als wir je zeigen durften. Man bremste uns aus, noch bevor es richtig losging.«
    »Wie meinen Sie, Sir?«
    Mit einem Ruck drehte Vince sich um und blickte in das Gesicht einer rothaarigen und leicht fülligen Frau von vielleicht vierzig Jahren. Er hatte sie gar nicht kommen hören.
    »Oh, verzeihen Sie«, sagte sie erschrocken, als sie seine Reaktion bemerkte. »Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    »Nicht der Rede wert«, winkte er ab und zeigte auf die geschlossene Tür des Tagungsraumes, vor dem er nun schon seit einer halben Stunde wartete. »Ich schätze, die da drinnen sind endlich soweit, Miss …«
    Die Rothaarige nickte. Sie trug einen schlichten Hosenanzug in gedeckten Farben und schien zum Personal dieser Einrichtung zu gehören. »Noble, Sir. Donna Noble. Und: Ja, deshalb bin ich hier. Der Ausschuss erwartet Sie.«
    »Nun denn«, sagte er mit unverhohlener

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