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Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)

Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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STERNENFAUST, meine Herren«, sagte er übertrieben feierlich und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Ein stolzes, schönes Schiff, und eine stolze, schöne Crew – die hoffentlich bald hier eintrifft, denn nach Captain Frosts Simulator-Debakel dürften Sie wohl aus dem Rennen sein.«
    »Nun halten Sie aber mal den Ball flach, George«, protestierte John Santos lachend. »Ich kenne Captain Frost schon eine ganze Weile. So leicht lässt die sich nichts wegnehmen.«
    »Sie haben schon auf den ersten beiden STERNENFAUSTs unter ihr gedient, Commander?«, fragte Brooks neugierig. Er war froh, dass seine Schwärmerei für Sobritzky endlich einmal nicht Gesprächsthema ihrer Runde war und wollte dies ausnutzen, so lange es ging.
    Santos nickte. »Auf der I und auf der II. Ich war damals Lieutenant und habe sogar die Ereignisse in Transalpha miterlebt.« Er wurde unwillkürlich ernst. »Das war nicht schön, und wie Captain Frost diese Mission überstanden hat, weiß ich nicht. Sie hat so gut wie alles dort verloren – nur nicht ihren Mut. – Sie wissen ja, damals verschwand das ganze Schiff spur- und grundlos im HD-Raum, und als es wieder auftauchte, waren diese Unmengen von Daten plötzlich im Zentralrechner. Und ein Großteil unserer Crew damals hat es nicht überlebt.«
    Sein Blick ging ins Leere, als er sich an das Geschehen von vor fünfzehn Jahren erinnerte.
    Die anderen schwiegen, selbst Jake Austen spürte, dass er jetzt besser nichts sagte. Schließlich versuchte Max, den Commander abzulenken.
    »Es war … alles voll mit Schriftzeichen der sogenannten Toten Götter, nicht wahr?«
    Santos nickte, dankbar, dass er sich von den schrecklichen Bildern lösen konnte. »Alles, was den Schiffscomputer ausgemacht hatte, war mit einem Mal überschrieben – und stattdessen war da dieses unverständliche Material, das wir zwar den Toten Göttern zuordnen, aber das bis heute niemand entziffern konnte. Wir haben den einzigen, der diese Arbeit vielleicht hätte leisten können, ja ebenfalls auf dieser Mission damals verloren: Den Kryptologen Yngvar MacShane. Ein unheimliches Gefühl; man kam sich so … ja, so machtlos vor.«
    Die anderen nickten. Jeder im Star Corps kannte diese Geschichte – sie war eines der größten und meistdiskutierten Rätsel der jüngeren irdischen Raumfahrt.
    »Weiß der Geier, was damals wirklich mit uns geschehen ist«, sagte der Commander leise und nahm einen tiefen Zug aus seiner Flasche. »Welchem Phänomen oder wessen fremden Plan wir da begegnet sind. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, will ich auch gar nicht so genau darüber nachdenken. Hab’s zumindest immer wieder bereut, wenn ich es versuchte zu verstehen.«
    »So ist das All«, murmelte Yefimov wissend. »Man meint, man habe irgendwann raus, wie alles läuft, und dann begegnet einem ein Phänomen, das man rational nicht mehr erklären kann. Etwas, vor dem man steht wie der Steinzeitmensch vor einem Computer. Mit völligem Unverständnis – und mit Zweifeln, Zweifeln am eigenen Weltbild. Am Selbstverständnis. An der eigenen Definition des Ichs.«
    Er blickte nach Verständnis suchend in die Runde. »Man fragt sich: Ist das Fremde, vor dem ich da stehe, noch meine Wirklichkeit, noch mein Begriff des Seins? Kann ich es überhaupt verstehen, oder beweist seine Existenz nicht vielmehr, dass ich, der ich doch von mir glaube, gebildet und aufgeklärt zu sein, eigentlich gar nichts weiß? Ja, nicht einmal mich selbst und meinen Platz im kosmischen Gleichgewicht kenne?«
    »Tiger, Tiger, hell entfacht, in den Waldungen der Nacht«, zitierte Max plötzlich in die Stille hinein, die den Worten des Colonels folgte. »Welches Gottes Aug’ und Hand wohl dein entsetzlich Gleichmaß band …«
    Yefimov lächelte still, und Santos sah überrascht in Max’ Richtung. Dann nickte der Commander, wissend. Auch er hatte verstanden, was Max ausdrücken wollte.
    Einzig Jake Austen schien der Stimmung des Augenblicks nicht ganz folgen zu können. »Max, mein Freund«, nuschelte er bierselig und legte Brooks abermals einen Arm um die Schultern. »Wenn du schon Süßholz raspeln und Gedichte sssitieeeren willst, dann mach das bei Sobri …, Sobsi …, na eben bei deiner Kleinen da.«
    Max Brooks, der junge Mann aus Kamerun, griff nach seiner Flasche j’ebeemschen Bieres und schwieg.
     
    *
     
    Admiral Vincent Taglieri stand am Aussichtsfenster der Offiziersmesse der Vesta-Station und blickte hinaus in die ewige Nacht. Von hieraus, vom obersten

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