Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)
Stockwerk des Gebäudes, konnte er das Raumdock sehen, in dem die STERNENFAUST III lag. Und dahinter den Jupiter, umgeben von seinen vielen Monden. Aktuell war der Große Rote Fleck – jener ständige Wirbelsturm, der seit Jahrhunderten seine Bahn durch die Wolkenschichten des Gasplaneten zog – gut zu erkennen, und Vince folgte gedankenverloren mit dem Blick seinem Weg.
Er war vor zwei Stunden wieder auf Vesta eingetroffen, zurück aus New York. Und noch immer hatte er dieses unangenehme Gefühl in der Magengegend – diese absurde Mischung aus nahezu euphorischer Aufregung und unstillbaren Zweifeln.
Zwei Tage, dachte er besorgt. Mehr Zeit bleibt uns nicht.
Die STERNENFAUST III würde auslaufen, das Raumdock verlassen. Das hatte der Hohe Rat unmissverständlich klargemacht. Es musste sein – eine Meinung, die Taglieri nun teilte. Jetzt, da er wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Noch hatte er niemanden auf Vesta über ihre Befehle informiert, dazu blieb auch morgen noch genug Zeit. Doch dann würde es losgehen. Wenn der Stapellauf einmal angestoßen war, gab es kein Zurück.
Aber sind wir überhaupt schon so weit? Wird Dana Frost so weit sein, wenn es von ihr verlangt wird?
Er wusste es nicht. Doch er würde es herausfinden – in spätestens zwei Tagen.
*
Commander Shamar al Khaled, designierter erster Offizier der STERNENFAUST III, prüfte die Liste nun bereits zum dritten Mal. Hatte er wirklich nichts übersehen? Waren sämtliche Vorräte an Bord und entsprechend verstaut? Wieder und wieder ließ er seinen Blick über die endlos scheinenden Datenreihen, die auf dem Bild vor ihm schwebten, schweifen und verglich sie mit den Angaben auf dem Datenpad in seiner Hand. Er kontrollierte hier, hakte dort einen Posten nach dem anderen ab.
Schließlich lächelte er zufrieden. Es sah gut aus, sehr gut sogar. Wenn er sich auf diese Angaben verlassen konnte, lag er deutlich unter seinem Zeitlimit.
Als erster Offizier gehörte es zu Shamars Aufgabenbereich, vor dem Stapellauf des Schiffes sicherzustellen, dass alles an Bord war. Seit drei Stunden stand er nun schon auf seinem Posten auf der Brücke des nach wie vor im Raumdock liegenden Schiffes und überwachte die von der Vesta-Station ausgehende Anlieferung der von Captain Frost angeforderten Vorräte und anderen Waren.
Shamar war ein gründlicher, strategisch denkender Mann und er liebte diese Tätigkeit einfach. Als hobbymäßiger Linguist und Völkerkundler hatte er sich schon seit Studientagen mit Statistiken, Listen und Tabellen befasst und die Systematik als sichere und verlässliche Hilfe kennen und lieben gelernt. »Es geht nichts über einen guten Plan«, pflegte er oft zu sagen. Doch als erfahrener Angehöriger des Star Corps wusste er natürlich auch, dass das Universum nicht immer fair spielte und sich bisweilen nicht an Statistiken hielt. Dieser Ungewissheitsfaktor war es, der dem knapp 40-jährigen Mann persischer Abstammung den Beruf noch ein wenig schmackhafter machte.
Ein leiser Summton erklang, und auf Shamars Monitor öffnete sich ein kleines Kom-Fenster. »Nachricht von Shuttlerampe 4«, blinkte es in roten Lettern darin. Mit wenigen Handgriffen hatte al Khaled den Ruf angenommen und die gewünschte Verbindung zugelassen. Die blinkende Schrift verschwand und machte dem immer etwas verhuscht wirkenden Gesicht von Dr. Hyman Geller Platz, einem eher unauffälligen Mitarbeiter des Ingenieurstabs.
»Doktor«, sagte Shamar knapp. »Was kann ich für Sie tun?«
»Sir, ich wollte nur kurz Meldung machen«, begann Geller und schien knapp an Shamar al Khaled vorbeizusehen – eine durch und durch typische Eigenart für den menschenscheuen, rotblonden Mittvierziger mit dem schütteren Haar. Der hochgewachsene I.O. der STERNENFAUST III mit der scharf konturierten Nase dachte sich, dass Techniker sicher der richtige Job für Geller war, bei den Anforderungen, die Jenny Black Fox an ihre Ingenieure stellte. »Die angeforderten Daten aus dem Zentralcomputer der Vesta-Station sind jetzt vollständig auf die STERNENFAUST III übertragen, Sir. Der Bordrechner ist somit vollständig bestückt und einsatzbereit.«
Shamar unterdrückte ein Schmunzeln. Es geht doch nichts über das Protokoll, was, Hyman? Hätte ich das nicht ohnehin auf dem Monitor angezeigt bekommen, auch ohne deine Wortmeldung?
»Ich danke Ihnen, Doktor Geller. Dann dürfte einer erfolgreichen Mission ja nichts mehr im Wege stehen. Brücke, En…«
»Eins noch, Commander«,
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