Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)
Kommandobrücke der STERNENFAUST III, zwischen dem Sichtmonitor, auf dem der Sternenhimmel außerhalb des Schiffes zu sehen war, und den Arbeitsplätzen der Brückencrew. Nun wandte er sich um und sah seine Vorgesetzten, Captain Dana Frost und Admiral Vincent Taglieri, an, die auf ihren Sesseln in der Brückenmitte saßen und den Stapellauf des Schiffes beobachteten. »Ma’am«, sagte Shamar mit einem Lächeln zu seinem Captain, »wenn Sie übernehmen möchten?«
»Danke, I.O.« Dana Frost erhob sich und machte einige Schritte in den Raum hinein. Shamar trat zur Seite und blieb im Hintergrund, weitere Befehle erwartend.
»Lieutenant Sobritzky, Sie kennen unseren Kurs?«
»Ja, Captain«, sagte die dreißigjährige Schönheit sachlich.
»Dann bringen Sie uns hin.« Dana Frost klang kühl wie immer, doch niemand der auf der Brücke Anwesenden ließ sich davon täuschen. In ihrem Innern kochte es, aus Frustration. Zwar verstand sie durchaus, dass eine gewisse Geheimhaltung in manchen Situationen unumgänglich war, doch war sie immerhin der Captain dieses Schiffes und alles andere als unerfahren. Sie brauchte keinen Aufpasser wie Taglieri, der nicht nur ihre Entscheidungen hinterfragte, sondern ihr auch noch relevante Informationen vorenthielt. Dana war es nicht gewöhnt, derart bevormundet zu werden. Und manchmal konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Taglieri nicht allein aus Pflichtgefühl so handelte – sondern auch noch eine diebische Freude dabei empfand, ihre Kompetenzen zu beschneiden.
Dana kochte innerlich, und bald kochte sie über. Noch immer war die 545 Mann starke Crew der STERNENFAUST nicht über den Zweck ihres verfrühten Aufbruchs informiert worden. Und das war kein Zustand, den Frost einfach so hinnehmen würde – Befehlskette hin oder her. Kaum hatte sie ihren symbolischen Startbefehl gegeben, wandte sie sich auch schon wieder an Taglieri.
»Admiral«, begann sie, und ihr ruhiger Tonfall sprach ihren inneren Gefühlen Hohn, »wie Sie sehen, sind Ihre Wünsche ausgeführt. Wir befinden uns auf der uns genannten Route zum Wurmloch Alpha.«
Taglieri nickte, schwieg aber weiterhin.
»Finden Sie nicht, dass Ihre Geheimniskrämerei nun zu einem Ende kommen sollte?«, hakte Frost nach. Ungeduld lag in ihren Augen. »Die STERNENFAUST ist unterwegs, hat das Raumdock verlassen – alles, was Sie geheim zu halten wünschten, wird das Schiff nicht mehr verlassen. Dafür ist es nun doch ohnehin zu spät. Wäre es nicht langsam an der Zeit, uns reinen Wein einzuschenken?«
Der Admiral sah Dana Frost einige Momente an, dann erhob er sich seufzend und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Captain Frost, ich habe es Ihnen schon einmal gesagt: Es steht mir nicht zu, auf Ihr durchaus verständliches Interesse an den Details unserer Mission entsprechend zu antworten. Seien Sie – ein weiteres Mal – versichert, dass Sie und Ihre Mannschaft alle zur Durchführung Ihrer kommenden Aufgaben notwendigen Informationen erhalten werden. Und zwar sobald die Situation dies erfordert.«
Taglieri klang müde und gereizt. Mit unverhohlener Überheblichkeit in der Stimme fuhr er fort. »Ich war mir eigentlich sicher, dass eine Frau in Ihrer Position ein derartiges Prozedere verstünde.«
Nicht nur, dass er uns am ausgestreckten Arm verhungern lässt, dachte Dana und bemühte sich, ruhig zu bleiben, jetzt greift er mich auch noch persönlich an. Nein, es besteht kein Zweifel mehr: Es macht ihm Spaß, uns für dumm zu verkaufen.
Dana war von Natur aus eher reserviert, doch nun brach es aus ihr heraus: »Admiral. Bei allem Respekt, Sir, aber das halte ich für absolut unnötig.« Darf ich Sie daran erinnern, dass dies nicht Ihr Schiff ist? Dass nicht Sie, sondern wir diejenigen mit der umfangreicheren Erfahrung im Weltraumeinsatz sind? Wir sind die Crew eines beispiellosen Prototyps, eines der wohl renommiertesten und prestigeträchtigsten Raumschiffe in der jüngeren Geschichte des Star Corps. Es ist nahezu unverantwortlich, uns derart zu bevormunden!, fügte sie in Gedanken noch hinzu, aber sie hütete sich, diese Worte laut auszusprechen. Ein Streit zwischen den beiden obersten Befehlshabern des Schiffes durfte einfach nicht auf der Brücke ausgetragen werden.
Dennoch hatte sie gereizter geklungen, als sie selbst das gewollt hatte – und in der nach ihren Worten folgenden Stille hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Jedes Mitglied der Brückencrew schien den Atem anzuhalten und den erneut
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