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Sternenfaust - 101 - Der Weltraumfriedhof (2 of 2)

Sternenfaust - 101 - Der Weltraumfriedhof (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 101 - Der Weltraumfriedhof (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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der besonderen Art.
    Der Ortungsoffizier der STERNENFAUST versuchte jetzt schon seit Stunden mit den Assistenten seiner Station, in den zahllosen Trümmerteilen vor, hinter, über und unter ihnen das Schiff von der Fotografie ausfindig zu machen, die ihnen die J’ebeem zugestellt hatten, das Schiff, wegen dem sie eigentlich hierhergekommen waren.
    Doch hatte er bisher kein Glück gehabt. Was er stattdessen fand, und zwar in sich selbst, war ein seltsames Gefühl von Respekt. Das Gefühl einer vorsichtigen, behutsamen Achtung vor dem, was da draußen war.
    Nein, das trifft es nicht ganz , korrigierte er sich in Gedanken. Nicht vor dem, was da war. Sondern vor dem, was es erst dazu gemacht hatte. Vor demjenigen – oder denjenigen –, der für diesen unheimlichen Trümmerfriedhof verantwortlich war.
    Mit einem Mal kam ihm ein Spruch in den Sinn, den er kürzlich gehört hatte. Er wusste nicht mehr, wo, und bekam ihn auch nicht mehr zusammen. Irgendwas mit einem Tiger …?
    Dann fiel es ihm ein. »Psst«, machte er leise und beugte sich zu Max Brooks hinüber, der ebenfalls hier im hinteren Bereich der Zentrale an seinem Posten stand und arbeitete. »Psst, Max.«
    Brooks sah auf und blickte den Kollegen von Wega IV verwirrt an.
    »Max, sag mal: Erinnerst du dich an unseren Abend auf Vesta? An diese Kneipentour im ›Saturn’s Comet‹?«
    Brooks nickte. »Was ist damit?«, flüsterte er und warf einen besorgten Blick nach vorne, als fürchtete er, von einem Vorgesetzten gehört zu werden.
    »Du hast irgendwas gesagt, als Santos von damals erzählte. Von dem Verschwinden der STERNENFAUST II vor fünfzehn Jahren. Ich hab vergessen, was es war. Aber es war irgendwie bedeutend, oder?«
    Die STERNENFAUST II, ihr Vorgängerschiff, war ebenfalls unter Captain Frost geflogen und hatte vor fünfzehn Jahren ein Erlebnis gehabt, das heute an der Star Corps-Akademie der »STERNENFAUST-Zwischenfall« genannt wurde.
    Von einem Moment auf den anderen war das Schiff aus dem All verschwunden, und als es wieder aufgetaucht war, waren sein Bordcomputer gelöscht und sämtliche gespeicherten Daten mit anderen, fremdartigen Informationen überschrieben worden. Die Überlebenden der Crew, die sich an nichts erinnern konnten, war von der des Schwesterschiffes gefunden worden. Chip Barus, Captain der SONNENWIND, hatte vor einem vollkommenen Rätsel gestanden, und daran hatte sich bis heute wenig geändert. Mittlerweile wusste man, dass die neuen Daten in der Sprache der sogenannten Toten Götter verfasst worden waren. Einige von ihnen hatte das Star Corps auch bereits auswerten können – wie nicht zuletzt die STERNENFAUST III bewies, die als Schiffsprototyp über Technologie verfügte, die direkt auf diese Informationen zurückging.
    Austen wusste, dass diejenigen Kollegen, die damals schon dabei gewesen waren, nur selten von dem Erlebnis sprachen – teils aus Angst und Hilflosigkeit, teils aber auch, weil es schlicht nichts gab, was sie darüber erzählen konnten . Es war geschehen, und die Fragen nach dem Wie und Warum blieben auch für sie unbeantwortet. Vielleicht ein Leben lang; das Universum war immerhin voller Rätsel und Fremdartigem.
    Nur manchmal ließ jemand, der damals dabei gewesen war, seine Mitmenschen hinter die Fassade blicken. Und jener Abend, an dem Austen und Brooks mit John Santos von der Jägerstaffel und Marine-Colonel George Yefimov um die Häuser gezogen waren, hatte sich als eine solche Gelegenheit herausgestellt. Austen erinnerte sich dunkel – er hatte zu der Zeit schon einiges gebechert gehabt und nur noch verschwommene Bilder des Abends vor seinem geistigen Auge –, dass Santos nach dem ein oder anderen Glas gesprächig geworden war.
    Der Commander hatte seine Hilflosigkeit erwähnt, die er immer noch empfand, wenn er an das vergangene Ereignis dachte. An das Gefühl der Bedeutungslosigkeit, die das Erlebnis in ihm geweckt hatte. Er war mit seinem Job und seinem Leben zufrieden gewesen, doch er hatte sich plötzlich und unerwartet einer Sache gegenüber gesehen, die er weder verstehen, noch definieren konnte. Und das, so hatte Santos ihnen gestanden, sorgte dafür, dass er sein Weltbild und sein Verständnis des Universums, seiner Regeln und seiner Natur überdenken musste.
    Austen fühlte sich genauso, während er hinaus auf das Trümmermeer starrte. Und damals auf Vesta hatte Max Brooks irgendetwas gesagt, was dieses Gefühl genau beschrieb. Nur was?
    Brooks lächelte leicht. »Blake«, sagte er leise.

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