Sternenfaust - 101 - Der Weltraumfriedhof (2 of 2)
hatte.
»Gut gemacht, Nummer zwei«, sagte Frost anerkennend. »Mister Brooks, was ist mit Team Gamma und Commander Santos’ Jägerstaffel?«
»Bisher keinerlei Rückmeldung, Ma’am«, sagte der Afrikaner. Alyawarry wusste, dass sich Doktor Tregarde dem dritten Squad-Team angeschlossen hatte. Und er wusste, dass Frost und der eigensinnige Mediziner seit Jahren befreundet waren.
Doch Frost wirkte unbesorgt, sachlich und besonnen wie immer. »Versuchen Sie es weiter, Max. Wissen wir ihre letzte Position?«
»Die letzte Positionsmeldung von de Pento ist etwa zwei Stunden alt«, antwortete Brooks. »Da hatten sie gerade das letzte Schiffswrack auf ihrer Liste erreicht.«
»Und wo genau befindet sich dieses Wrack?«
»Ich bringe die Position auf den Schirm«, schaltete sich Jake Austen ein. Einen Augenblick später veränderte sich die Darstellung auf dem Frontmonitor. Die bisherige Ansicht des in Aufruhr gebrachten Trümmermeeres verblasste, verlor an Farbsaturierung und bildete nunmehr nur noch den Hintergrund der eigentlichen Optik. Denn vor ihr erschien ein neues Motiv. Alyawarry erkannte es sofort: Es handelte sich um eine aktualisierte Fassung von Austens schematischer Darstellung des Wrackfriedhofs. Ein gelber Stern verdeutlichte den Standort der STERNENFAUST.
»Ich lege die Route des Gamma-Teams über die Grafik«, erläuterte Austen, dann erschien eine hellblaue Linie inmitten des Bildes. Sie führte vom Schiff hinaus in die Trümmer. Fünf dickere Punkte legten sich auf ihrer Bahn über weiße Flecken, welche die Wracks symbolisierten. Sie verwiesen auf die von de Pento bereits besuchten Schiffe.
»Und jetzt folgt der letzte bekannte Aufenthaltsort des Teams«, sagte Jake Austen. Ein weiterer blauer Fleck erschien. Und Austen zog hörbar die Luft ein.
»Was ist, Lieutenant Commander?«, fragte Taglieri und sah ihn scharf an. »Sprechen Sie!«
Austen schluckte. »Sir, diese letzte Position, das letzte Schiff auf de Pentos Route … liegt genau im Zentrum der Explosion!«
*
Die Welt brannte und Enie van Houten schrie.
Halb wahnsinnig vor Angst rannte sie durch die Flammen und versuchte verzweifelt, der Feuersbrunst in ihrem Rücken immer einen Schritt voraus zu bleiben. Jener Feuersbrunst, die ihr den Raumanzug anzusengen schien und ihr den Schweiß aus den Poren trieb. Die sie antrieb, weiter und weiter, während der Boden des Korridors unter ihren Stiefeln bebte und Teile der Wände und Decken auf sie hinabfielen.
Längst hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren, jeglichen Orientierungssinn. Sie wusste nicht mehr, wo sie sich befand und wie weit es noch bis zum Transporter war, der sie von hier wegbringen konnte. Raus aus dieser Hölle. Sie konnte nicht mehr denken, nicht mehr planen – und sie bezweifelte instinktiv, dass sie es überhaupt noch bis zu ihrem Shuttle schaffte. Alles, was ihr blieb, war zu funktionieren.
Also rannte sie, nichts weiter. Stupide und immer geradeaus, Schritt für Schritt. Irgendjemand hatte sie in diese Richtung geschickt und befohlen, den Kasten nicht aus der Hand zu geben, und jetzt lief sie einfach, ohne Fragen.
Sie atmete. Schnell und flach, nahezu panisch. Aber sie tat es, und nur das zählte.
Und sie hielt den Kasten fest, den sie im Antriebsraum der »Schlange« entfernt hatte. Der Kasten, dessen Bergung sie überhaupt erst in diese Situation gebracht hatte. Den Alexis Finch als Computerkern erkannt zu haben glaubte. Enie presste ihn mit aller Kraft an ihre Brust.
Wo waren die anderen? Hatten sie es geschafft? Saßen sie vielleicht schon im Shuttle und warteten auf sie? Oder waren sie bereits der Explosion zum Opfer gefallen, die das fremde Schiffswrack mit sich ins Verderben riss?
Würden sie überhaupt auf sie warten? War es nicht zu gefährlich, wegen eines einzigen Teammitglieds die Sicherheit aller aufs Spiel zu setzen? Enie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es nur noch eine Frage von Minuten war, bis das geheimnisvolle Schlangenschiff endgültig in seine Einzelteile zerlegt worden und vollends explodiert war.
Aber du hast den Kasten , hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf, trotzig und bestimmt. Eine Stimme, die kein Nein als Antwort akzeptieren würde. Enie erkannte sie sofort. Die Stimme ihrer Mutter hätte sie aus Tausenden herausgehört. Du hast den Computerkern! De Pento und die anderen können vielleicht auf dein Leben verzichten, doch bestimmt nicht auf ihn. Immerhin ist er euer großer Fund.
Andererseits: War er das
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