Sternenfaust - 102 - An vielen Fronten
empfangen hätten. Wir haben die STERNENFAUST III mit dem Wissen der Toten Götter gebaut, die Kridan hatten von jeher kein gutes Verhältnis zu unserem Wunsch, das Wissen der Erhabenen zu erforschen und zu nutzen. Man hätte uns wohl kaum mit offenen Armen empfangen.«
Suresh wiegte den Kopf hin und her. »Sie wissen ja, ich bin da anderer Meinung als Sie. Ich glaube auch, dass wir vielleicht nicht mit offenen Armen empfangen worden wären, aber wenn wir die Kridan und den Raisa jetzt übergehen, kann das schlimmere Auswirkungen haben, als dass man uns hochnäsig behandelt.«
Wanda sah ihn an. »Sie haben recht, wir wollen das jetzt nicht ausdiskutieren, aber das letzte Wort dazu ist noch nicht gesprochen, Suresh! Die Lage auf Kridania wird zusehends heikler. Der Raisa ist bald erwachsen, Satren-Nor hat ihn nicht in dem Glauben erzogen, die Menschen seien statt der Kridan Gottes auserwähltes Volk – das sind und bleiben die Kridan selbst. Und Sie wissen ja, die kridanische Religion behauptet, dass die Erhabenen ein Volk waren, dass von Gott verflucht wurde. Seine Artefakte verdienen laut der Gelehrten dort Vernichtung und Ächtung, nicht Erforschung und Nachahmung. Wir werden uns um die Kridan gesondert kümmern müssen, aber vielleicht nicht gerade heute. – Und, um ehrlich zu sein, vielleicht müssen das auch nicht wir beide tun. Ich persönlich wäre jedenfalls erleichtert, auch wenn ich recht gut mit einem Kridan befreundet bin.«
Suresh nickte bestätigend. Er hatte keine Lust, sich jetzt mit den Feinheiten der bilateralen Verhandlungen mit Kridania auseinanderzusetzen. Jetzt waren erst die J’ebeem dran.
Der Pilot der Yacht des Diplomatischen Corps steuerte jetzt die Außenbezirke von Ikendar an und Suresh stellte wieder einmal fest, dass die Stadt das war, was man auch auf der Erde eine »grüne« Stadt nannte. Überall auf und in den Wänden selbst der höchsten Gebäude waren dichte Pflanzen zur Zierde angebracht, waren Bäume gepflanzt und an einigen Stellen wurde künstlich – man sollte wohl besser sagen kunstvoll , dachte Suresh – dafür gesorgt, dass es aussah, als gewinne die Natur in ganz Ikendar und seinen marmornen Gebäuden wieder die Oberhand.
Es scheint, als hätten die J’ebeem nie Beton gekannt. Beneidenswert. Oder vielleicht ist der Stein, aus dem die Gebäude hier sind, auch nur künstlich …
Endlich schlängelte sich das kleine Schiff langsam auf die Landeplattform, die für Besucher des Unteren Triumvirats der J’ebeem reserviert war. Das Gebäude – auf der Erde hätte man gesagt, der Dom –, das Amtssitz des Volksgremiums der Söhne von Ebeem war, glich in seiner Anlage entfernt dem Petersdom oder auch dem Nationalmuseum der ehemaligen Vereinigten Staaten, das einst den Kongress beherbergt hatte und bestand aus einem Stein, der dunkelgrün und taubengrau geädert war. Ich bin mir immer sicherer, dass das künstlicher Marmor ist , dachte Suresh und widerstand der Versuchung, hinzugehen und die Säulen, die sich rund um das Gebäude zogen, anzufassen.
»Es handelt sich hier um das ehemalige Gebäude des Äußeren Ministeriums des Alten Triumvirats. Es ist unser Sitz seit 12 Jahren, seitdem das Untere Triumvirat eingerichtet wurde«, hörte Suresh jetzt eine Stimme schräg vor sich. Sie war ein wenig näselnd, und die Sprache klang – selbst überlagert vom Solar des Translators – elegant. Interessanterweise schienen kaum Zischlaute in ihr vorzukommen, sah man einmal vom »s« ab.
Kalpren Suresh verneigte sich tief und machte es damit der Botschafterin nach, die dabei wieder das in den grellbunten Farben gemusterte Gewand schwingen ließ.
»Ich danke Ihnen, Gondrel Harath aus dem Haus Haskano«, sagte er, denn er wusste, die J’ebeem schätzten es, wenn bei solchen Verhandlungen die Männer das Wort ergriffen, auch wenn sich in der Regel keine Probleme ergaben, wenn das anders war. Aber es war ein Fakt, dass sowohl in der Flotte als auch in der j’ebeemschen Politik Frauen zwar eine Rolle spielten, diese jedoch eine untergeordnete war. Jedenfalls nahm man das in den Solaren Welten allgemein an – denn es hatte noch nie eine Frau einem Triumvirat angehört und auch nie eine weibliche Kommandantin eines J’ebeem-Schiffes gegeben. Und bisher hatten die J’ebeem auch nie einen Kommentar darüber abgegeben, warum das so war, sondern bei Fragen meist nur höflich geschwiegen.
Die Gesellschaft der Söhne Ebeems ist scheinbar nach wie vor weitgehend patriarchalisch
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