Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed
Schlacht im Trident-System, die beinahe das Verhängnis der Solaren Welten geworden wäre. Damals war er noch Erster Offizier an Bord der STELLARIS II gewesen und bis über beide Ohren verliebt in die Navigatorin Savanna Dionga. Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er sich damals um ihre Sicherheit manchmal mehr Sorgen gemacht hatte als um die seines Schiffes. Aber das war lange her. Der Schrecken der Schlacht war in den Hintergrund der Erinnerung getreten. Doch angesichts des bevorstehenden Besuchs des jungen Raisa kam sie wieder hoch, und er musste Suzanne Gernet darin zustimmen, dass es nicht klug wäre, die Kridan zu brüskieren. Doch für den Fall, dass es dazu kommen sollte, war Savanna wenigstens mit der MERCHANT in Transalpha in relativer Sicherheit.
Taglieri erhob sich. »Ich bereite alles auf der STERNENFAUST vor. Allerdings sind nur drei Tage Vorwarnung eine verdammt kurze Zeit dafür.« Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.
*
Erde, New York, Ito-Todoshi-Gebäude
Wanda Ndogo musste sich große Mühe geben, den Kridan, der sie aus der 3-D-Projektion der Funkverbindung heraus ansah, nicht ungeduldig anzufahren, denn das hätte sie ihrem Ziel nicht nur keinen Deut näher gebracht, sondern wahrscheinlich dazu geführt, dass der Kontakt unverzüglich beendet worden wäre. Es war schon schwierig genug gewesen, überhaupt eine Verbindung mit dem Kloster auf Dornarat aufnehmen zu können, einer Welt am Rande des Kridanischen Imperiums, die außer einigen Siedlungen nur das Kloster der Innersten Einkehr zu bieten hatte.
Es hatte Wanda gewundert zu erfahren, dass Sun-Tarin immer noch dort weilte, hatte sie doch geglaubt, dass er seinen Klosteraufenthalt längst beendet hätte und inzwischen wieder in irgendeiner leitenden Position in der Nähe von Satren-Nor und dem Raisa saß. Schließlich hatte er dem Prediger vor sechzehn Jahren das Leben gerettet, nachdem der von einer Bande kridanischer Rebellen entführt worden war und getötet werden sollte, die ihn durch ein Double ersetzt hatten.
Die Massai erinnerte sich noch gut an jenen Tag. Die Rebellen hatten Sun-Tarin an Bord der STERNENFAUST kontaktiert, um ihn zur Mitarbeit bei ihrem Plan zu bewegen. Er hatte zugesagt und daraufhin Wanda entführt. Allerdings waren seine Pläne ganz andere, als sowohl Wanda wie auch die Verschwörer geglaubt hatten. Sun-Tarins Plan war es von Anfang an gewesen, den Prediger zu retten und die STERNENFAUST zu Hilfe zu locken, indem er Wanda mitnahm. Sowohl für sie wie auch für Satren-Nor war alles gut ausgegangen, aber nicht für Sun-Tarin.
Da der ehemalige Tanjaj zum Schein geschworen hatte, den Prediger zu töten und dieses Wort natürlich brach, hatte er damit nach seinem eigenen Empfinden seine Ehre verloren und Gott verraten, weshalb er sich in das Kloster zurückgezogen hatte, um diesen Frevel zu büßen, den Wanda Ndogo nicht im Mindesten als einen solchen empfand. Aber die Kridan sahen das anders, und so war Sun-Tarin von der STERNENFAUST II gegangen und hinter den Mauern des Klosters der Innersten Einkehr verschwunden, um seine Buße zu absolvieren. Und dort befand er sich immer noch.
»Hören Sie, ehrenwerter Bruder«, sagte Wanda jetzt zu dem kridanischen Mönch, mit dem sie sprach, »ich will weder Ihre noch Sun-Tarins Kontemplation stören, aber ich muss ihn sprechen. Es handelt sich um eine Angelegenheit höchster Dringlichkeit, und sie betrifft unter anderem auch die Zukunft Ihres und meines Volkes. Ich bitte Sie nur, Sun-Tarin zu sagen, dass ich ihn sprechen möchte. Sollte er dazu nicht bereit sein, werde ich das selbstverständlich akzeptieren, und Sie hören nie wieder etwas von mir.«
Sie verkniff sich ein gewinnendes Lächeln, denn sie erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, dass in der Mimik der Kridan das Entblößen von Zähnen eine aggressive Geste darstellte. Auch Sun-Tarin hatte längere Zeit gebraucht, um nicht jedes Mal einen Angriff zu befürchten, wenn ein Mensch ihn anlächelte. Deshalb verbeugte sie sich jetzt nur respektvoll.
Der Kridan schien jedoch auch davon nicht im Mindesten beeindruckt zu sein. Er warf Wanda einen Blick zu, den sie als pure Missbilligung identifizierte. Doch er wandte sich immerhin um und verschwand aus dem Erfassungsbereich der Kamera. Daraus, dass er die Verbindung nicht unterbrach, schloss die Massai, dass er sich zumindest bequemte, Sun-Tarin ihre Botschaft auszurichten.
Zehn Minuten später schob sich die Gestalt eines anderen
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