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Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Titel: Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Kridan in den Erfassungsbereich, und Wanda erkannte zu ihrer Freude Sun-Tarin. Sie lächelte ihm zu.
    »Es ist schön, Sie wiederzusehen, Sun-Tarin«, begrüßte sie ihn.
    Er neigte kurz den Kopf. »Wanda Ndogo«, sagte er und fügte in seinem immer noch ausgezeichneten Solar hinzu: »Ich habe nicht erwartet, noch einmal von Ihnen zu hören.«
    Das klang eher distanziert und absolut nicht nach dem Freund, von dem sie sich vor sechzehn Jahren verabschiedet hatte. Mensch, Wanda! , schalt sie sich. Auch Sun-Tarin ist sechzehn Jahre älter geworden, nicht nur du. Natürlich hat er sich verändert. Und diese Veränderung drückte sich nicht nur darin aus, dass er eine schmucklose schwarze Robe trug, die, wie Wanda wusste, das traditionelle kridanische Büßergewand darstellte. Er schien auch das distanzierte Wohlwollen verloren zu haben, mit dem er Wanda früher behandelt hatte.
    »Dass Sie mich jetzt kontaktieren, muss einen wichtigen Grund haben«, stellte Sun-Tarin fest.
    »In der Tat«, bestätigte die Diplomatin. »Und ich brauche Ihre Hilfe, mein Freund.«
    Sie beobachtete ihn genau, damit ihr keine seiner Regungen entging. Es enttäuschte sie etwas, dass er nicht auf ihre Anrede reagierte, sondern sie nur abwartend anschaute.
    »Haben Sie schon gehört, dass der Raisa die Solaren Welten besuchen wird?«, fragte sie den Kridan und stellte fest, dass auch das ihm keine erkennbare Reaktion entlockte. Sein ebenmäßiges Vogelgesicht blieb unbewegt.
    »Wir sind zwar hier im Kloster nicht von dem Geschehen im Imperium völlig abgeschlossen«, sagte er schließlich, »aber nein, von diesem Ereignis wusste ich bis jetzt nichts. Doch wofür brauchen Sie meine Hilfe?«
    »Man hat mich aufgrund meiner Freundschaft mit einem Kridan«, sie nickte ihm zu, »dazu ausersehen, den Raisa zu betreuen, solange er bei uns zu Besuch ist. Aber, Sun-Tarin, ich fühle mich dem nicht gewachsen. Der Raisa ist immerhin der Raisa , und ich befürchte, dass ich ohne es zu wollen, ihm gegenüber Fehler machen werde.«
    »Und ich soll Ihnen jetzt sozusagen Verhaltensmaßregel geben, wie Sie mit dem Raisa – er sei gelobt! – umzugehen haben«, vermutete er.
    »Nun«, antwortete Wanda, »ich hatte eigentlich gehofft, dass Sie sich der Delegation des Raisa anschließen und ihn begleiten könnten. Immerhin könnten Sie auf diese Weise nicht nur mir helfen, sondern auch Ihrem Volk dienen.« Sie blickte ihn bittend an. »Ich weiß niemanden sonst, an den ich mich diesbezüglich wenden könnte.«
    »Das ist mir klar«, bestätigte Sun-Tarin. »Doch ich glaube nicht, dass ich der Richtige dafür bin. Ich habe, wie Sie sich gewiss erinnern, eine schwere Schuld auf mich geladen, die ich an diesem Ort büße. Meine Buße ist noch lange nicht beendet. Und davon abgesehen, kann ich nicht einfach nach Kridania fliegen und mich der Delegation anschließen, ohne eingeladen worden zu sein.«
    »Aber Sie haben Satren-Nor damals das Leben gerettet, Sun-Tarin. Ich bin mir sicher, wenn Sie ihn bitten mitreisen zu dürfen, wird er Ihnen das nicht abschlagen. Bedenken Sie doch nur, welch ein großartiger Vermittler Sie zwischen unseren beiden Kulturen gerade für den Raisa sein könnten. Kein Kridan, auch nicht Satren-Nor, könnte ihm menschliche Verhaltensweisen, die ihn vielleicht verwirren, so gut erklären wie Sie.«
    Sun-Tarin klapperte kurz mit dem Schnabel in einer Weise, die ein mildes Amüsement ausdrückte. »Sergeant Ndogo«, sprach er sie mit dem Rang an, den sie vor sechzehn Jahren besessen hatte, »ich bin überzeugt davon, dass Sie das ganz zweifellos ebenso gut können. Ich erinnere mich noch genau an Ihr außergewöhnliches Gespür für die Eigenheiten anderer Völker und Ihre Fähigkeit, sie verstehen zu können. Außerdem will der Raisa – er sei gelobt! – wahrscheinlich die Menschen kennenlernen, so wie sie sind und nicht, sagen wir, für die kridanische Delegation modifizierte Verhaltensweisen sehen.«
    Wanda schwieg einen Moment und blickte die Projektion des Kridan aufmerksam an. »Sun-Tarin, ich habe das Gefühl, dass Sie uns Menschen – mir – nicht mehr so wohlwollend gegenüberstehen wie während Ihrer Zeit als Austauschoffizier bei uns.«
    Sun-Tarin neigte leicht den Kopf. »Nun, sagen wir, ich hatte mich – natürlich – meiner Umgebung damals zwangsläufig angepasst. Ich denke, Sie erinnern sich noch daran, welche Behandlung ich von anderen Crewmitgliedern erhalten habe. Aber ich war der einzige Kridan unter Menschen, und obwohl

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