Sternenfaust - 112 - Anschlag auf Vesta
von Titan mitgebracht hatte.
»Sehen Sie selbst«, meinte die Dozentin für Biotechnologie an der Akademie des Star Corps der Solaren Welten triumphierend und wandte sich zu ihrem Begleiter um. »Setzen Sie Ihre Schutzbrille auf und stellen Sie den Zoom des HUDs dann auf zehnfache Vergrößerung.«
Der hinter ihr stehende Experte, der ein beratender Wissenschaftler des Handelskonzerns Star Trade Inc. war, folgte ihren Anweisungen und beugte sich vor.
Auf dem kleinen Fleck, der sich von dem supragehärteten Titan des Labortisches nur durch minimales Glänzen unterschied, war nicht der kleinste Kratzer zu sehen. Estela Urena fuhr noch einmal mit der Nanonadel über den Fleck, diesmal drückte sie so fest sie konnte, darauf. Doch noch immer war nicht die geringste Kratzspur zu erkennen.
»Und diese Diamantnadel hat den höchsten bekannten Härtegrad. Es sieht so aus, als hätten Sie es geschafft, Professor Urena!«, rief Benedetti aufgeregt. »Die Bedampfung funktioniert also!«
»Wir sind noch nicht am Ende mit unseren Experimenten«, beschwichtigte Estela Urena und war dankbar, dass der Sichtschutz ihres Anzugs wahrscheinlich einen Großteil ihres Gesichtes nur schwer erkennen ließ. Sie freute sich wie ein Kind, dass dieses Experiment gelungen war. Sie hatte lange gebraucht, um es durchführen zu können, aber so sehr sie ihren Triumph genoss, so wenig gern machte sie sich lächerlich. Aber gerade jetzt wäre sie auch diesem Wissenschaftler hier, der seit Tagen wie ein Schoßhund hinter ihr herlief und sie mit Fragen löcherte, gern um den Hals gefallen. Doch sie riss sich zusammen. Den nächsten Satz sagte sie auch für sich selbst. »Wir sollten auf jeden Fall noch die nächste Testreihe abwarten. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir schon die nächsten Schiffe der Wandlerklasse mit der entsprechenden Beschichtung ausstatten können …«
*
Die Gaianii sind weit gekommen.
Ja, weiter, als wir erwartet hatten. Und seit sie die ersten Hinterlassenschaften der Erhabenen gefunden haben, ist wesentlich weniger Zeit vergangen, als wir berechnet hatten. Erinnerst du dich? Nach unserem ersten Treffen mit ihnen waren wir sicher, dass sie nichts wüssten und noch lange nichts herausfinden würden.
Die Raumschiffe, die sie hier bauen, und die Technik beweisen das Gegenteil. Sie haben den ersten Schritt zur Beherrschung der Materie in diesen Schiffen verwirklicht. Und sie haben sogar einen Weg gefunden, das Silikatkollektiv zu wandeln. Doch ihr Weg dorthin hat schon viel leid gekostet, und es würde auch weiter auf vielen Welten leid und Schmerz verursachen, so wie sie vorgehen.
Das durchkreuzt alles, was wir bisher geplant hatten. Wir haben die Sache zu lange laufen lassen.
Wer hätte das ahnen können! Es gab noch kein Volk, dass den Gaianii in dieser Neugier bisher gleich gekommen wäre. Jedes andere Volk, dass auch nur annähernd an ihre Macht und ihren Zivilisationsstand herangekommen war, konnten wir aufhalten. Die Rotgesichtigen, die denen, die sich Menschen nennen, so ähnlich sind, mit den Barbaren, die Echsen, die mit den Rotgesichtigen verwandt sind, mit den Dronte. Selbst die Mantiden waren bereit, sich zu ändern. Doch nicht die Gaianii. Nichts hat geholfen. Es scheint sogar so zu sein, dass wir ihnen mit unseren Versuchen, sie auf den richtigen, den langsamen Weg zu bringen, noch geholfen haben. Als hätten wir ihnen damit erst die Puzzlestücke des Wissens gegeben, die sie benötigten. Wir müssen diese Entwicklung vor unsere Gemeinschaft bringen. Wir müssen dort beraten, wie wir mit den Gaianii zu verfahren haben.
Das wird Zeit kosten. Zeit, die wir nicht haben. Was können wir unterdessen tun?
Wir zerstören diesen Wandler hier. Es wird einige Zeit brauchen, bis sie ihn wieder aufbauen können und wird auch den Weiterbau ihrer Schiffe behindern. Dann sehen wir weiter.
Es werden Gaianii zu Schaden kommen. Die Alendei und besonders Turanor wird das zusätzlich durcheinander bringen. Es wäre schädlich, wenn wir die Alendei gegen uns aufbringen. Sie müssen weiter den Mittler zwischen uns und den Gaianii bilden.
Dann müssen wir die Gaianii so aufhalten, dass die Alendei keinen Verdacht schöpfen. Das dürfte nicht allzu schwierig sein. Die Technik der Gaianii ist noch am Anfang.
Nun gut. Vernichten wir als erstes diesen Wandler, der hier gebaut wurde. Das wird die Gaianii fürs Erste aufhalten. Um die anderen müssen wir uns später kümmern, wenn niemand Verdacht schöpfen
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