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Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Titel: Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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der Sinn des Geschehenen verborgen bleibt?«, fragte er den Wind und strich sich mit der Hand das schweißverklebte hellbraune Haar aus dem Gesicht Sinn … Für einen Gläubigen wie ihn, war dieses Wort von großer Schwere, erst recht für einen Christophorer. William hatte das Universum bereist, um Zusammenhänge zu begreifen, Wissen zu sammeln und zu verstehen. Doch stattdessen war er mit einem Loch in seinem Geist zurückgekehrt. Mit einer Erinnerung, die er nicht begreifen, nicht verwinden konnte. Und die ihn seit nunmehr fünfzehn Jahren mit einer im wahrsten Wortsinne grauenvollen Anarchie konfrontierte, die dem Mönch noch immer durch Mark und Bein ging. Das Universum war ein kalter, sinnloser Ort. Das war es, was William in jenen endlosen Momenten im X-Raum erfahren hatte – Momente, an die sich niemand sonst aus der Besatzung erinnerte. Alle Crewmitglieder waren damals von der Wucht des Transfers überwältigt worden und hatten, so sie den Übergang in den X-Raum überhaupt überlebten, schnell das Bewusstsein verloren. Alle, außer William.
    Der Meister des Christophorer-Ordens saß auf seinem Felsvorsprung und blickte ins Tal, hinab in den St.-Garran-Krater, in dem er sich so lange versteckt gehalten hatte. Vor der Welt, den Erinnerungen und vor sich selbst. Vielleicht hatte Leslie tatsächlich recht , dachte er, und ein weiteres Gähnen machte seine Erschöpfung überdeutlich. Vielleicht werden manche Schneckenhäuser irgendwann zu eng.
    Noch während ihm die Augen zufielen, wusste Beaufort, dass er träumen würde. Und er wusste auch, wovon.
     
    *
     
    Im Himmel über dem Mond glühten Feuer. Lichter aus Tod und Verderben, Ende und Anfang zugleich. William sah sie, und trotz seiner jungen Jahre erkannte er genau, worum es sich bei ihnen handelte. Jedes Licht stand für ein zerstörtes Schiff, einen zerstörten Jäger. Und irgendwo in diesem Lichtermeer war das Schiff seines Vaters, schoss Raumpilot Beaufort zwischen den Wracks, den Explosionen und Salven umher und versuchte, den feindlichen Msssarrr Widerstand zu leisten. William hoffte, dass er es schaffte. Um seinetwillen. Sollten die Spinnenwesen doch haben, was immer sie für sich beanspruchten. Es interessierte William nicht. Dem Jungen ging es nur um seinen Vater.
    Nein. Nein, das ist falsch!
    Der Duft von Rana Quaids Haar, das wie eine hellbraune Korona um ihren Kopf herum lag und ihr in geschwungenen Strähnen über die blanken Schultern fiel, brachte ihn bald um den Verstand. »Rana, ich …«, begann William, doch die wunderschöne Frau legte ihm sanft einen Finger auf die Lippen. »Sch«, machte sie leise und lächelte verspielt. »Später.« Dann schlang die sonst so fröhliche Systemanalytikerin die Arme um seinen Hals und zog den Christophorer zu sich herunter, bis seine Augen nur noch Zentimeter von ihren entfernt waren.
    »Wir dürfen das nicht. Nicht hier an Bord des Schiffes. Das Corps hat strikte Regeln gegen derartige Dinge.«
    »Derartige Dinge, so so.« Rana rollte mit den Augen – eine theatralische, bewusst übertriebene Geste –, während die Finger ihrer Hand über seinen Rücken strichen und das Licht der Kerzen flackernde Schemen auf ihre Wangen zauberte. Sie kicherte. »So nennt ihr Klosterbrüder das also. Für derart verklemmt hätte ich Euch gar nicht gehalten, werter Herr Mönch.«
    Nein. Auch falsch. Das ist vergangen. Rana … Es ist Jahre her, seit ich sie zuletzt gesehen habe.
    Und die nächste Szene verschwand.
    »Wenn euch das falsch erscheint, dann kommen Sie doch hierher, Meister.« Eine andere vertraute Stimme, oh so furchtbar vertraut. Lockend und mahnend zugleich drang sie aus der Schwärze, in die es den Träumenden nun verschlagen hatte. »Sie haben schon recht: Wem nützt es, wenn Sie sich in Erinnerungen vergraben? Wir wissen doch beide, wo Sie eigentlich hin wollen, oder nicht?«
    Zur STERNENFAUST II. Zu den Sekunden aus Ewigkeit.
    Alles, nur das nicht!
    Williams Geist wehrte sich nach Kräften, konnte den Verlauf des Traumes aber nicht beeinflussen. Und auf einmal waren die Bilder wieder da. Das schmelzende Schiff, der kalte, unwirtliche Weltraum – und die Schmerzen.
    Unbeschreibliches Hämmern hinter seiner Stirn, dröhnend und laut. Zusammenhanglose Gedankenfetzen, die auf ihn einprasselten. William sah an sich hinab und beobachtete voller Entsetzen, wie sich seine Finger ausdehnten, labbrig und weich wurden, grenzenlos wie sein Geist. Sie schmolzen, wie das Schiff in dieser Erinnerung vor seinen

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