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Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Titel: Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Planeten zuschrieb. Und er erinnerte sich an ein Gespräch, das er erst vor kurzem mit Mauritio – ausgerechnet mit ihm – geführt hatte. Der junge Novize hatte ihn gefragt, ob er, der schon so lange auf Sirius III lebte, mehr über die Kultur der Altsirianer wisse. »Ich meine, mehr als in den Geschichtsdaten steht«, hatte Abbo erläutert. »Mehr, als uns die Ruinen und Bombenkrater verraten. Was war ihr Problem? Was führte zu diesem grausamen und gnadenlosen Vernichtungskrieg, wenn es denn einer war?«
    »Verzweiflung«, hatte William geantwortet und den Klosterschüler, dessen telepathische Begabung der seinen geähnelt hatte, eindringlich angesehen. »Das und die Angst davor, sich selbst zu verlieren. Ich vermute, dass sie keinen Ausweg mehr gesehen haben. Vielleicht war der Tod für sie eine Erlösung.«
    Ob Abbo verstand, was er meinte? Konnte dieser fröhlich-optimistische Novize überhaupt begreifen, was William nicht einmal in adäquate Worte zu kleiden imstande war? Dass es Dinge gab, die selbst das eigene Leben zur Qual werden ließen?
    Abbos Worte deuteten an, dass dem nicht so war. »Aber eine völlige Selbstaufgabe kann doch kein Weg zur Besserung sein! Wer nachgibt, ändert nichts, Meister. Wie sähe unsere Gegenwart aus, wenn sich die Menschen des Jahres 2012 nicht gegen den der Erde drohenden Kometeneinschlag gewehrt hätten? Was wäre heute los, hätte Ito Todoshi seinerzeit aufgegeben? Oder Samuel Bergstrom? Ist es nicht die Pflicht eines jeden Lebewesens, zu versuchen sich selbst zu verwirklichen und gegen etwaige Hindernisse und Beschränkungen anzugehen? Nur so entfalten wir unser volles Potenzial, wenn überhaupt.«
    »Wenn wir es können, Mauritio. Wenn wir es können.« Beaufort hatte geduldig genickt und den jungen Mann ausreden lassen. Doch hinter seiner Stirn hatte es gearbeitet, waren Gedanken und Eindrücke zusammengekommen. »Man sollte sich stets bewusst sein, dass es Situationen geben kann, an denen scheinbar nur noch ein Ausweg aus dem unerträglichen leid führt. Mag sein, dass die ursprünglichen Bewohner dieses Planeten in genau einer solchen Lage waren. Und dass der Tod für sie der letzte Strohhalm war.«
    Weil sie die Wirklichkeit nicht mehr ertrugen , dachte William nun, während er weiter den Fels hinauf kletterte. Weil der Schmerz und die Angst und der Verlust einfach zu schwer für sie geworden waren.
     
    *
     
    Chrissie Kirchhoffs Stimme klang sanft und relaxt, doch ihr angespanntes Gesicht sprach der Situation Hohn. Emma durchschaute sie sofort.
    Die Schwester stand etwa zwei Schrittlängen vor ihr im Krankenzimmer, die Hände in einer als wohl beruhigend gedachten Geste flach ausgestreckt, als wolle sie etwas Unsichtbares zu Boden drücken. Ihre Augen ruhten auf Emmas Gesicht, fixierten sie, ließen sie nicht mehr los. Und doch wagte sie es nicht, ihr auch nur einen Zentimeter näher zu kommen. »Ganz ruhig, Miss Kalani. Es wird alles gut. Geben Sie mir nur den Laser, ja?«
    (LÜGE!)
    Der Laser summte leise in Emmas Ohr, ein angenehmes, gleichmäßiges Geräusch, das Konstanz versprach. Sicherheit. Stille.
    Emma spürte, wie ihre Unterlippe zitterte und Tränen über ihre Wangen liefen. (LÜGE! LÜGE!) Aber sie senkte die Hand, die das medizinische Instrument an ihre Schläfe hielt, um keinen Millimeter.
    »Wir sind alle hier, um Ihnen zu helfen«, sagte Kirchhoff eindringlich. »Dafür sind Sie zu uns gekommen, richtig? Und wir können Ihnen auch helfen, Sie müssen uns nur die Gelegenheit dazu geben. Legen Sie das Laserskalpell weg, Emma. Tun Sie sich nicht unnötig weh.«
    (LÜGELÜGELÜGE!!)
    »Legen Sie es weg.«
    Sie … sie wollte es ja. Emma wollte Kirchhoff Glauben schenken, wollte sich ihrem Rat fügen und sich in ihre Hände begeben – aber es ging einfach nicht. Inmitten der Flut von Bildern und Stimmen, die in ihrem Kopf aufbrandete, war sie kaum noch in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen. Irgendwo in ihrem Geist schrie sie gegen diese Flut an, doch kaum etwas von ihrem verzweifelten Protest drang noch bis zur Oberfläche durch.
    Emma fühlte, wie sich ihre eigene Hand noch fester um das Operationswerkzeug schloss. Und dann wurde es heiß an ihrer Schläfe – heißer, als sie es je zuvor gespürt hatte.
    Kirchhoff rief irgendwas, aber es war egal. Alles war egal geworden. Was zählte, war nur noch der Schmerz an der Seite ihres Kopfes. Und das baldige Ende, das er versprach.
    Plötzlich öffnete sich die Tür des Zimmers und Dr. McAllister

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