Sternenfaust - 114 - Feuersturm
…«
»Das kann ich, Dr. Huber«, widersprach William schneidend. »Und das tue ich. Dieses Institut ist eine Einrichtung unseres Klosters und der Brüderschule. Sie und Ihre Leute sind zwar ausdrücklich eingeladen worden, mit uns zu forschen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Sie nur Gäste sind. Aber Sie verhalten sich nicht mehr wie ein Gast, sondern gefährden mit Ihren Experimenten das Leben der Menschen, die uns vertrauen. Und aus diesem Grund, Dr. Huber, werden Sie jetzt Ihre Sachen packen und mit dem nächsten Transfer, der in sechs Stunden Sirius III Richtung Erde verlässt, verschwinden.«
Huber blieb der Mund offen stehen. »Das können Sie nicht tun!«, protestierte er und gab sich jetzt keine Mühe mehr, seine Wut zu unterdrücken.
»Doch«, antwortete William überraschend sanft und fügte hinzu: »Dieses Kloster und unser gesamter Orden haben sich zwar der Forschung verpflichtet, Dr. Huber, aber ausschließlich der Forschung, die der Menschheit dient und ihr zum Wohl gereicht. Ihre Art von Forschung, vielmehr Ihre Vorgehensweise, vereinbart sich nicht mit diesem Ziel. Und deshalb werden Sie gehen. Ich wünsche Ihnen eine gute Heimreise.«
William ließ dem Wissenschaftler keine Gelegenheit mehr, noch etwas darauf zu erwidern, sondern ging einfach. Er suchte seinen Weg hinaus in jenen Teil des Klostergartens, den er immer für kurze Meditationen aufsuchte. Dort setzte er sich an seinen bevorzugten Platz im Lotossitz, schloss die Augen und versenkte seinen Geist in Trance, bis ihn wieder die wohltuende Ruhe und das innere Gleichgewicht ausfüllten, die er so dringend brauchte.
*
Gondrel Harath war sich schon vor langer Zeit bewusst geworden, dass das Leben nicht ohne Tiefschläge, Widrigkeiten und, da er ein J’ebeem aus einem Hohen Adelshaus war, auch nicht ohne Intrigen und gegen ihn gerichtete Komplotte verlief. Aus diesem Grund hatte er versucht, die Fähigkeit zur Perfektion zu entwickeln, auch aus einer Niederlage einen Vorteil zu ziehen – genau wie sein Onkel.
Deshalb hatte er auch einen Plan, wie er seine Strafversetzung nach Transalpha nutzen konnte, um in letzter Konsequenz dafür zu sorgen, dass sowohl die Mitglieder des Oberen wie auch des Unteren Triumvirats nie wieder wagen würden, ihm in die Quere zu kommen. Zumindest nicht allzu offensichtlich. Doch um diesen Plan in die Tat umzusetzen, brauchte er die Hilfe des Temuran. Deshalb hatte er vor seinem Start noch ein Treffen mit Sibel Hesduur vereinbart, der den Geheimdienst seit Kurzem leitete.
Hesduur empfing ihn mit allen Anzeichen gebührender Ehrerbietung, die Harath als Mitglied des Unteren Triumvirats auch zustand. Trotzdem glaubte der junge Triumvir, eine leichte Überheblichkeit im Gebaren des Temuran-Chefs zu spüren. Doch möglicherweise bildete er sich das auch nur ein.
»Was kann ich für Sie tun, Gora’in Harath?«, fragte Hesduur und benutzte die althergebrachte Anrede eines Nichtadligen gegenüber einem Mitglied des Triumvirats.
»Ich brauche alle Informationen, die der Temuran über die Erdanaar und die Basiru-Aluun hat«, verlangte Harath. »Und zwar umgehend.«
Falls Hesduur über dieses Anliegen erstaunt war, so ließ er es sich mit keiner Geste anmerken. Er machte nur eine zustimmende Geste. »Darf ich fragen, wozu Sie diese Informationen benötigen, Gora’in Harath?«
»Nun, fragen dürfen Sie«, beschied ihm Harath knapp, aber höflich. Doch das anschließende Schweigen machte deutlich, dass dies nicht unbedingt auch eine Antwort erforderte.
Hesduur blickte den jungen Triumvir spöttisch an. »Nun, Gora’in Harath, wie Ihnen sicherlich bewusst ist, unterliegen diese Informationen strengsten Zugriffsbeschränkungen und Geheimhaltungsvorschriften. Ich bin nicht befugt, sie so einfach herauszugeben.«
»Ich bin Mitglied des Unteren Triumvirats und somit Ihnen und jedem anderen Temuran-Agenten gegenüber weisungsbefugt, Toyi’in Hesduur«, erinnerte Harath den Temuran-Chef freundlich und benutzte ganz bewusst die Anrede des Hochadels für den Nichtadel, der noch aus dem archaischen Jubar stammte und soviel wie »Nichtprivilegierter«, bedeutete. »Das heißt, dass Sie mir jede Information zur Verfügung zu stellen haben, die ich verlange.«
»Das ist mir bewusst, Gora’in Harath.« Hesduur ließ sich nicht anmerken, was er dachte. »Meine Frage diente auch ausschließlich dem Zweck, Ihnen möglichst genau das zu geben, was Sie brauchen und jeden unnötigen Ballast von vorn
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