Sternenfaust - 116 - Traumkämpfer
es geht.«
»Ja!«, bestätigte Taglieri. »Nun wissen wir also, dass Alyawarry von einem alten Brauch … okkupiert wurde! Wie wird sich das auf seine zukünftige Arbeit auswirken? Er ist ein fabelhafter Offizier, und ich möchte nicht auf ihn verzichten müssen. Wissen Sie, warum er diese Albträume hat? Ich kann – trotz Ihrer Erläuterungen, Doktor, nichts für ungut – seinen Zustand immer noch nicht richtig einordnen …«
»Ich versuche es gerne, es noch deutlicher zu formulieren, Admiral. David Alyawarry ist nicht nur auf einem Traumpfad, sondern er empfindet und erlebt sich wie ein echter Aborigine. Seine tief verwurzelte Identität hat sich von seiner Gegenwart, seiner sogenannten Zivilisiertheit gelöst. Er ist jetzt ein Aborigine! Aber er ist es nur, solange er träumt und schläft. Niemand weiß, wann er sich freiwillig daraus lösen wird. Und ob er das überhaupt will … oder kann!«
»Wie wurde das ausgelöst?«, fragte Dana. »Ich meine, was so einen mentalen Zustand bei Menschen wie den Christophorern oder Emma Kalani auslöst, das wissen wir ja. Aber so, wie ich Sie verstanden habe, Ash, gehört der Commander ja nicht zu dieser Gruppe Menschen, nicht wahr?«
Tregarde zog die Schultern hoch. »Nein, mit einer Erhöhung der Neurotransmitterwerte und einem ›Angriff‹ auf die Spiegelneuronen hat das hier nichts zu tun. Aber was genau sich in Alyawarrys Gehirn tut … Keine Ahnung, Dana! Vielleicht Stress, vielleicht genetische Veranlagung, vielleicht auch gar nichts. Leider weiß ich das nicht.«
Taglieri schnaubte wieder. »Okay, dann können wir wohl nichts anderes machen, als abzuwarten. Wenn das Schiff allerdings, so wie Sie es angedeutet haben, in Gefahr schweben könnte – und Alyawarry, auf welchem Weg auch immer, davon erfahren hat, dann sollten wir uns seine Akte vielleicht einmal genauer anschauen …«
*
Bei den Ahnen! Was soll ich tun? wisperte eine heimliche Stimme in David. Er hatte alles gehört, was auf der Krankenstation geredet wurde, obwohl ihm klar war, dass er schlief. Sein Zustand ängstigte ihn seltsamerweise nicht.
Traumpfade – Traumwelten!
Zwar wusste er um die Mythen seiner Vorfahren – einiges zumindest, aber längst nicht so viel, wie er nun vernommen hatte – dachte sich aber so weit weg von diesen alten Dingen, dass er nie auch nur ansatzweise vermutet hatte, sie könnten von ihm Besitz ergreifen. Denn genauso fühlte es sich an: Als habe etwas Fremdes aber sehr Mächtiges von ihm Besitz ergriffen, ähnlich den Ganglien eines Dronte. Wie ein Parasit, der seinen Geist übernahm.
Die Großen Ahnen!
Mehr als einmal, während er träumend lauschte, war er gewillt gewesen, in das Gespräch einzugreifen. Aber es gelang ihm nicht, so sehr er sich auch anstrengte. Nicht mal sein Herzschlag veränderte sich, wie er erstaunt am Piepen der Geräte hörte.
Ich bin noch immer der Zweite Offizier! Ich werde wieder am Waffenleitpult Platz nehmen! Auf mich kann man sich verlassen! Und ich will verdammt noch mal aus diesem Traum aufwachen!
Aber der Traum hielt ihn fest, denn er hatte sein wahres Gesicht gezeigt.
STARLIGHT! Eines der beiden Schwesterschiff der STERNENFAUST, das dritte der Star Cruiser-Klasse hieß STARFIGHTER.
Die Sterne im All – die beiden großen Sternenschiffe, in der Bauweise identisch mit der STERNENFAUST. 400 Meter lang, Platz für bis zu 650 Mann. Vor wenigen Tagen war zumindest die STARLIGHT fertiggestellt worden. Und an der STARFIGHTER wurde noch gearbeitet, der Wandler hatte beim Anschlag auf Vesta größeren Schaden davongetragen als der der STARLIGHT. Sie sollten nur der Anfang einer großen Flotte werden!
Die STARLIGHT! Der große Ehrgeiz von Star Corps und Far Horizon . Welche Rolle spielten die Bilder, die Hinweise auf diese Schiffe? Was bedeutete das?
Bilder aus seiner Kindheit schoben sich in seinen Traumblick, wurden abgelöst durch Bilder aus seinem Erwachsenenleben, wechselten und kehrten zurück zur Gegenwart.
Er wusste, man machte Scherze über seine etwas steif wirkende Persönlichkeit, wobei sich besonders Jake Austen hervortat. Wie man es auch drehte: Hier an Bord war er nicht nur eine Ausnahmepersönlichkeit, sondern ein Außenseiter. Geachtet, respektiert, aber nicht beliebt.
»Sei nicht traurig« , sagte eine Frauenstimme. »Du bist ein guter Mann.«
Er erkannte die Stimme sofort und mit ihr kam die Erinnerung an seine Schwester Anne, die alle nur Rudy nannten, weil sie von klein auf für den Sänger Rudolf
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