Sternenfaust - 118 - Preis der Gewalt
nickte und ging hinaus, den Kopf in den Nacken geworfen, das Kinn vorgereckt.
Diese Erinnerung verstärkte seine Kopfschmerzen. Eine typische Vincent gegen Savanna-Auseinandersetzung.
Er hatte gestern Whiskey getrunken? Was hatte ihn nur geritten? Mein Gott, ich sterbe! Er schloss die Augen und überließ sich seinen Gedanken.
Wir hatten Sex! , hatte Savanna vor ein paar Minuten gesagt, als sie ihm das Wasserglas mit der Tablette reichte. Ihre Augen hatten bei diesem Satz geglänzt. War es die Nachfreude oder Triumph? Er hätte sich gewünscht, es sei ersteres. Wusste sie, dass er darunter litt, sich mit einer Schülerin eingelassen zu haben? Hatte er deshalb gesoffen wie ein Loch? Weil er innerlich zerrissen war?
»Das mit uns muss ein Ende haben …«, murmelte Vince und setzte sich auf. Das im Wasser gelöste Medikament fing an zu wirken. Die Nachwirkungen des Alkohols verschwanden langsam. »Ich komme in Teufels Küche.
Irgendwann wird man mir Protektion vorwerfen …«
»Ach, es geht also mal wieder um dich?«, fuhr Savanna auf. »Wie ich mich dabei fühle, interessiert dich wohl nicht?«
Doch, es interessierte ihn.
»Erst schlafen wir miteinander, dann säufst du dich zu und am nächsten Morgen schmeißt du mich weg?«
»Es ist besser so. Außerdem schmeiße ich dich nicht …«
»Eine gute Soldatin bin ich deiner Meinung nach ja nicht, bin ich also nur gut fürs Bett?«
»Lass gut sein – bitte!«
»Arschloch!«, schnappte sie, warf das Glas auf den Boden, sprang auf – und sah wunderbar aus. Ihre Wangen glühten, ihre Haare standen wie elektrisch geladen von ihrem Kopf ab, ihre Brüste bebten. Vince musste an sich halten, sie nicht leidenschaftlich an sich zu ziehen. Stattdessen drehte er sich weg.
Ja, ich bin ein Arschloch!
Und Savanna war verletzt. Vince spürte es in der nächsten Unterrichtsstunde, in der er das tat, was er ihr versprochen hatte – den Begriff Militärethik zu erklären und ihm ihre Argumente entgegenzustellen. Die Kursteilnehmer nahmen sein Angebot, darüber zu diskutieren, dankbar an und die Stunde wurde sehr lebhaft. Vince war mit sich zufrieden.
Savanna schwieg die ganze Stunde. Erst am Ende, als keiner mehr eine Frage hatte, meldete sie sich.
»Ensign Dionga, Sie haben noch etwas zum Thema beizutragen?«, fragte er in möglichst nüchternem Ton. Sein schlechtes Gewissen ihr gegenüber war hellwach. Er hatte sie nicht gut behandelt, nicht als Frau, nicht als Freundin und schon überhaupt nicht als Schülerin, indem er – der Lehrer, der Ausbilder! – mit ihr im Bett gelandet war.
»Das habe ich in der Tat, Lieutenant Taglieri. Wir haben heute viel über Ethik und Respekt gehört, die Mitglieder des Star Corps gegenüber allen Lebewesen haben. Was ist, wenn ein Lehrer ein Verhältnis mit einer Studentin der Akademie beginnt?«
Im Saal wurde es mucksmäuschenstill. Jeder Student sah auf Vince und er war sich dessen schmerzhaft bewusst.
Er überlegte hastig. Was sollte er sagen, das ihn vor der gesamten Studentenschaft nicht blamierte?
»Ist das etwas ganz anderes, Lieutenant?«, bohrte Savanna nach. Natürlich. Sie ließ nie locker. Vince räusperte sich und erwiderte so ruhig wie möglich: »Ich persönlich halte eine derartige Vorgehensweise für überaus verwerflich. Nicht von der – hypothetischen! – Studentin, sondern von dem Ausbilder, der sie dazu ermutigt hat. Der Studentin wäre in einem solchen Fall nichts vorzuwerfen. Die Schuld für einen derartigen Fehler läge einzig und allein beim Ausbilder. Beantwortet das Ihre Frage, Ensign?«
Savannas Augen blitzten, doch scheinbar fehlten ihr zum ersten Mal, seit Vince sie kannte, die Worte.
»Dann erkläre ich die Stunde für beendet. Natürlich stehe ich Ihnen für Fragen in meiner Sprechstunde zur Verfügung.«
Die Studenten standen auf und strömten aus dem Hörsaal in Richtung Ausgang.
Doch Savanna Dionga war mit ihrem Lehrer noch nicht fertig.
In offensichtlich maßloser Wut bahnte sie sich einen Weg durch ihre Kommilitonen zu Vince, der am Pult seine Unterlagen zusammenpackte und stellte sich vor ihn.
»Ich fasse es nicht. Du bezeichnest mich vor allen, vor versammelter Mannschaft und öffentlich als einen Fehler? Glaubst du, für mich war das mit uns nichts besonderes? Und jetzt bezeichnest du es als einen Fehler in deiner Ethik? Du … du bist wirklich das Letzte, Vincent Fabiano Taglieri!«
Damit holte sie aus und schlug ihn ins Gesicht. Dann wandte sie sich um und stürmte
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